Gefahrgut-Container treiben in Nordsee

Reihenweise zerstörte Container an Deck, Hunderte noch in der Nordsee treibende Boxen, darunter drei mit Gefahrgütern verschiedener Klassen beladen (siehe Infokasten): Die Havarie des inzwischen am Containerterminal Bremerhaven angekommenen 19.224-TEU-Frachters „MSC Zoe“ (IMO 9703318) schlägt buchstäblich hohe Wellen.

Während der Boxcarrier in der Nacht zu gestern gegen 1 Uhr an der Stromkaje festgemacht hat, setzt das Havariekommando die Suche nach über Bord gegangenen Containern fort, die das Schiff am Dienstag auf dem Weg vom belgischen Antwerpen nach Bremerhaven in stürmischer See verloren hatte. „Die Arbeiten werden noch einige Tage dauern“, sagt Hans-Werner Monsees, Leiter des Havariekommandos. Um die Recherchearbeiten zur Identifizierung der verlorenen Container zu unterstützen, befänden sich zudem zwei Mitarbeiter des Havariekommandos an Bord der „MSC Zoe“.

„Der Containerverlust begann vermutlich in den niederländischen Gewässern“, sagt Monsees. Auf den niederländischen Wattenmeer-Inseln Vlieland, Terschelling und Ameland wurden laut der niederländischen Küstenwache mehr als 20 angespülte Container entdeckt. An der deutschen Nordseeküste wurden bisher keine Boxen angespült. In deutschen Gewässern waren am Mittwoch sechs Container gesichtet worden. Auf den Inseln Borkum, Juist und Norderney werden nun die Strände nach möglichen Anlandungen abgesucht. Das Havariekommando warnt in diesem Zusammenhang davor, am Strand gefundene Container, Containerteile oder Gegenstände zu berühren. Es sei nicht ausgeschlossen, dass diese mit Gefahrstoffen in Kontakt waren und somit bei Berührung oder Einatmen möglicherweise eine Gesundheitsgefährdung darstellen.

Wie die Behörden der Provinz Friesland gestern meldeten, ist an der niederländischen Wattenmeer-Insel Schiermonnikoog ein Sack mit einem giftigen Puder angespült worden. Die Substanz werde nun untersucht. In dem Sack seien etwa 25 Kilo Puder. Tests sollen ergeben, welcher Stoff genau es ist. Erst dann wisse man, wie stark giftig das Pulver ist.

Die Strände der niederländischen Wattenmeer-Inseln seien inzwischen übersät vom Inhalt der Container. Angespült wurden unter anderem Auto-Ersatzteile, Möbel, Kühlschränke, Fernseher, Spielzeug, Plastik-Seifenspender und OP-Kleidung. Da die Ehrenamtlichen das Aufräumen der Strände allein nicht schaffen könnten, werde nun auch die niederländische Armee dazu eingesetzt. Das teilte das Verteidigungsministerium in Den Haag mit. Die Bürgermeister der Inseln Terschelling und Schiermonnikoog hatten um Hilfe gebeten.

Den Angaben des Havariekommandos zufolge suchen ein Ölüberwachungsflugzeug sowie ein Bundespolizeihubschrauber das Gebiet nordwestlich von Borkum bis zu den Niederlanden weiterhin weiträumig ab. Auch das Mehrzweckschiff „Neuwerk“ (IMO 9143984) und der Tonnenleger „Gustav Meyer“ (IMO 6619425) unterstützen die Such- und Bergungsarbeiten im Einsatzgebiet. Das Havariekommando arbeitet dabei eng mit der niederländischen Küstenwache und einem von MSC beauftragten Bergungsunternehmen zusammen. Für den Schiffsverkehr stellen die im Wasser treibenden Container ein erhebliches Risiko dar. Aus diesem Grund sei das Ems-Fahrwasser westlich von Borkum vorübergehend gesperrt worden, um mögliche Kollisionen zu verhindern.

Dass ein Schiff Hunderte Container verliert, kommt laut dem Transportversicherungsexperten Uwe Schieder vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) „sehr, sehr selten vor“. Auch der Verband Deutscher Reeder (VDR) bestätigt diese Einschätzung. bek/dpa

MSCU3713629 (Gelb)
CXDU2077321 (Blau)
TCLU41747408 (Braun)

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