„Fehmarn“: 50 Jahre im Dienst der Marine

Hilfsschiffe“ werden in der Marine gerne jene Einheiten genannt, die klassische Versorgungs- und Unterstützungsaufgaben für die Kampfeinheiten einer Flotte ausüben.

Auch die Deutsche Marine greift auf diese bewährten und unverzichtbaren Einheiten zurück, ganz gleich ob Tanker, Einsatzgruppenversorger (EGV), Tender oder auch Schlepper.

Ein ganz besonderes Exponat stellt dabei der Bergungsschlepper „Fehmarn“ dar. Am 1. Februar konnte die Besatzung den 50. Jahrestag der Indienststellung ihres Schiffes begehen. Der wuchtige Schlepper ist in der Tat so etwas wie ein Multitalent in der Flotte. Denn neben der eigentlichen Schlepp-Aufgabe dient die „Fehmarn“ (A 1059) seit Jahr und Tag auch als Unterstützungsfahrzeug im Rahmen von Marinemanövern, als Eisbrecher oder unterstützt auch im Rahmen der Wracksuche. Darüber hinaus dient sie deutschen U-Booten als sogenanntes „Ziel- und Darstellungsschiff“.

Auch das stellt eine Besonderheit dar: Die „Fehmarn“ fährt in der Flotte mit einer reinen Zivilbesatzung, immerhin 45 Mann. Erst im Mobilmachungs- und Verteidigungsfall würde das Unterstützungsschiff mit einer militärischen Besatzung bestückt. Eine vergleichbare Besatzungskonstellation zeigt sich zum Beispiel bei den großen Flottentankern, also der „Rhön“ und der „Spessart“, die in den kommenden Jahren durch Neubauten ersetzt werden müssen.

Nord- und Ostsee zugeordnet

Die Vorplanung für die „Fehmarn“ geht nach Darstellung der Bundeswehr bis ins Jahr 1959 zurück, als sich die damalige Bundesmarine im Aufbau befand. Bestandteil dieses Programms war auch die Schaffung einer Spezialflotte von acht Hochseeschleppern, die der Klasse 720 und 722 zugeordnet waren. Die beiden größten Einheiten der Klasse 720 bildeten die „Fehmarn“ und die „Helgoland“. Diese beiden Schiffe wurden den Einsatzbereichen Nord- und Ostsee zugeordnet, den Hauptoperationsgebieten zunächst der Bundesmarine und seit der Wiedervereinigung auch der Deutschen Marine. Inzwischen bestimmen globale Einsätze die Abläufe der Flotte. Am 23. April 1965 fand die Kiellegung der „Fehmarn“ bei der Schiffbaugesellschaft Unterweser in Bremerhaven statt. Die Werft genoss damals eine besonders hohe Reputation beim Bau von Schleppern.

Am 1. Februar 1967 erfolgte die Indienststellung des 68 Meter langen Spezialschiffs, dessen Motor leistung von damals 3300 PS es zu einem der leistungsstärksten Schlepper der Nato machte. Auch das war fester Bestandteil des Hochseeschleppers: Er war mit einer 40-Millimeter-Bordkanone als Doppellafette bewaffnet.

Das Unterstützungsfahrzeug erlebte verschiedene Beanspruchungsphasen in seinem Schiffsleben, war sogar zeitweise Bestandteil einer „Reserveflottille“, die die Bundesmarine im Zeitalter des Kalten Krieges unterhielt.

Unterschiedliche Heimathäfen

Auch bei den Heimathäfen gab es im Laufe der Jahrzehnte immer wieder Veränderungen: Neustadt/Ostsee, Olpenitz oder Kiel.

Inzwischen unter der sperrigen Bezeichnung „Mehrzweckunterstützungsschiff“ geführt, ist der immer wieder modernisierte Flotten-Oldie heute Bestandteil des sogenannten Trossgeschwaders innerhalb der in Wilhelmshaven beheimateten Einsatzflottille 2 (EinsFltl 2). So wird die „Fehmarn“ inzwischen für die Ausbildung von Marinesoldaten diverser Marineschulen und Einheiten eingesetzt.

Auch Kampfschwimmer, Taucher und Polizeieinheiten haben bereits an Bord geübt. Im Rahmen seiner Einsätze hat der Schlepper den gesamten europäischen Raum von Island über Finnland und Großbritannien bis ins Mittelmeer befahren.

6000 Meilen Reichweite

Das von vier Dieselaggregaten über zwei Elektromotoren angetrieben Schiff hat eine Reichweite von rund 6000 Seemeilen und weist eine Pfahlzug-Leistung von 36 Tonnen auf.

Zum sprichwörtlichen alten Eisen soll die „Fehmarn“ trotz ihres stattlichen Alters jedoch noch lange nicht gehören. Vielmehr soll das für seine Zuverlässigkeit allseits geschätzte Schiff unter dem Kommando von Kapitän Jörg Siebold noch für einige Jahre im Dienst bleiben.

Aktuell wird die „Fehmarn“ technisch fit gemacht, und zwar bei den MV Werften in Stralsund. Nach Abschluss der Arbeiten steht sie dann in der Flotte für neue Aufgaben zur Verfügung. Der Heimathafen ist dann der Marinestützpunkt Kiel.

Einsatz in Uruguay

Die „Helgoland“ schwimmt übrigens weiterhin. Am 19. Dezember 1997 in der Deutschen Marine außer Dienst gestellt, wurde sie 1998 an die uruguayische Marine (Armada Nacional del Uruguay) verkauft und fährt dort als „ROU 22 Oyarvide“. Die Schlepper-Oldie ist damit eines von mehreren Schiffen und Booten von sowohl der Bundesmarine als auch der Volksmarine, die in den Seestreitkräften des kleinen südamerikanischen Staates zuverlässig ihren Dienst verrichten. EHA/FB

faktencheck

Länge:

68 Meter

Breite:

12,7 Meter

Tiefgang:

4,4 Meter

Verdrängung:

1310 Tonnen

Reisegeschwindigkeit:

16,6 Knoten

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben