Faszination für Technik und Stahl ungebrochen

Die „Iowa“ bei einem Besuch 1989 in Kiel. Greenpeace demonstrierte., Foto: Behling
Die Ära der Schlachtschiff-Giganten ist Vergangenheit. Doch auch heute geht von diesen Kriegsschiffen, ihrer Technik und ihrer Masse eine besondere Faszination aus. Dabei haben Nationen, in deren Seestreitkräften diese Stahl-Riesen zum Einsatz kamen, ihre individuelle Beziehung zu dieser Schiffsklasse beziehungsweise zu einzelnen Einheiten.
In Deutschland etwa fällt mit dem Stichwort Schlachtschiff sehr schnell der Name der bei Blohm + Voss gebauten „Bismarck“. In Japan ist es die „Yamato“ (Länge 263 Meter, Verdrängung 65.030 Tonnen, 46-Zentimeter-Geschütze), die Engländer verweisen auf den Schlachtkreuzer „Hood“ und die Amerikaner auf das Schlachtschiff „Iowa“, zugleich Typschiff seiner Klasse, zu der einst vier Einheiten gehörten. Alle diese Schiffe wurden auf der Werft New York Naval Shipyard gebaut.
Heute, auf den Tag genau vor 30 Jahren, am 26. Oktober 1990, wurde die„Iowa“ außer Dienst gestellt. Ein 270 Meter langer Gigant, der bei seiner Indienststellung am 22. Februar 1943 die zwei Jahre zuvor versenkten „Bismarck“ um rund 20 Meter überragte. Die „Iowa“-Geschütze hatten Kaliber 40,6 Zentimeter.
Der „Iowa“ war ein langes Schiffsleben beschieden. Im Verlauf der Jahrzehnte hatte es drei Aktivierungszeitpunkte. Ende 1990, mitten in den Vorbereitungen zum zweiten Golfkrieg der USA, musste das Schiff jedoch vorzeitig ausgemustert werden. Grund war ein Schaden durch eine Explosion im Turm Bravo am 19. April 1989, bei dem 47 Seeleute starben.
Die drei Schwester-Einheiten „Missouri“, „New Jersey“ und „Wisconsin“ kamen beim „Desert Storm“ im Frühjahr 1991 im Persischen Golf zum Einsatz. Die „Missouri“ war es auch, die am 3. Februar mit 113 Salven den letzten „Gun Fire Support“ von Schlachtschiffen in der Seekriegsgeschichte einleitete. Zusammen mit der „Wisconsin“ sorgte die „Missouri“ dafür, dass die Befestigungen der irakischen Armee auf der Insel Faylaka und der Festung Ras Al Khalij während der Operation zur Rückeroberung Kuwaits im Wortsinne sturmreif geschossen wurden und die irakischen Truppen sich ergaben. Dabei wurden insgesamt über 800 Salven der 40,6-Zentimeter-Geschütze abgefeuert.
Das Typschiff „Iowa“ nahm im Oktober 1985 und im Juni 1989 an den Seemanövern „US Baltic Operations“ (US-Baltops) teil, das innerhalb der Nato zu einer wichtigen Seeübung avanciert ist. Die „Iowa“ machte dabei auch ein Seezielschießen östlich von Bornholm (Dänemark). Das alles unter den wachsamen Augen der Sowjet-Flotte, denn zu dem Zeitpunkt war noch vom „Kalten Krieg“ die Rede.
Am 18. Juni 1989 besuchte die „Iowa“ den Hafen von Kiel. Ein Event, das damals für weltumspannende Schlagzeilen gesorgt hatte. Denn Aktivisten der Umweltschutzgruppe Greenpeace versuchten beim Einlaufen der „Iowa“ zum Kieler-Woche-Besuch mit ihren wendigen Schlauchbooten, das Fallen des Ankers in der Förde zu verhindern. Die Wasserschutzpolizei in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt bot damals bei diesem Einsatz alles auf, was schwimmfähig war, um die Störaktionen der Umweltschutzorganisation zu unterbinden.
Die „Iowa“ wurde nach der Außerdienststellung am 26. Oktober 1990 zur Reserveflotte überführt und nahe San Francisco eingemottet. Seit 2006 liegt sie als Museum im Hafen von Los Angeles und kann dort von Interessierten besichtigt werden. Die drei Schwesterschiffe der „Iowa“ sind mittlerweile ebenfalls schwimmende Museen: So liegt die „Wisconsin“ in Norfolk (Virginia), die „New Jersey“ in Camden (New Jersey) und die „Missouri“ in Pearl Harbor (Hawaii). FB/EHA