Deutsche U-Boote vom Pech verfolgt
Die Deutsche Marine muss bei ihren U-Booten weiterhin improvisieren, und zwar nicht nur bei Material und Ausrüstung, sondern auch beim Personal.
Weiterhin ist keines der im 1.U-Bootgeschwader in Eckernförde zusammengefassten insgesamt sechs U-Boote einsatzklar. Während bislang vier Boote zur Instandsetzung bei der Kieler Werft TKMS (ThyssenKrupp Marine Systems) lagen, befinden sich die beiden anderen seit dem Sommer im Heimatstützpunkt.
Jetzt erfolgte die Entscheidung, zwei Boote von der Werft abzuziehen und ebenfalls nach Eckernförde zu verlegen. Der wichtiger Grund für diese Aktion: Auf diese Weise kann die Wachbelastung der Besatzungen deutlich reduziert werden. Zudem gilt der Stützpunkt als militärische Sicherheitszone, so dass generell Dritte nur erschwert Zugang haben. Anders stellt sich die Lage auf einer Werft dar. Für die Bewachung der Hightech-Boote stellt die Marine eigenes Personal ab. Die jetzt eingeleitete Wachkonzentration ist auch eine Folge der neuen Soldatenarbeitszeitenverordnung der Bundeswehr (SAZV), die am 1.Januar 2016 in Kraft trat. Sie leitet sich von entsprechenden EU-Vorschriften zur Wochenarbeitszeit in der Gemeinschaft ab, und zwar sowohl für den zivilen als auch den militärischen Bereich. Generell gilt für Soldaten jetzt eine 41-Stunden-Woche. Die Deutsche Marine hat als Konsequenz aus diesem neuen Gesetz unter anderem bei den schwimmenden Einheiten die Wachverfahren geändert, um so einerseits Arbeitszeit einzusparen beziehungsweise Wachsynergien weiter auszubauen.
Bei der jetzt durchgeführten Aktion wurden die Boote „U 31“ (Indienststellung: 19.Oktober 2005) und das am 23.März 2015 in Dienst gestellte „U 35“ von TKMS nach Eckernförde verlegt. Die vier Einheiten „U 31“, „U 33“, „U 35“ und „U 36“ lagen seit 16. Oktober zusammen bei TKMS. Ursache sind fehlende Ersatzteile für die Boote. Wie die Marine dem THB mitteilte, werde derzeit an der Herstellung der Versorgungsreife gearbeitet. Bis zum Ende des Jahres 2018 sollen zumindest drei der sechs U-Boote wieder einsatzbereit sein. Die Überführung von „U 31“ und „U35“ erfolgte jetzt mit Hilfe der beiden Schlepper „Nordstrand“ (Marine) und der „Kitzeberg“ der Kieler Reederei SFK (Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel mbH). „U 35“ benötigte Schlepperhilfe, weil diesem U-Boot ein Ruderblatt fehlt. Es wurde Anfang Oktober während einer Ausbildungsfahrt bei einer Kollision mit einem Felsen verbogen. Nach dem Jahreswechsel soll „U35“ wieder nach Kiel zur Werft zurückgeschleppt werden, wo dann ein neues Ruderblatt montiert werden soll. Ein genaues Datum dafür gibt es dafür aber noch nicht.
Im Heimathafen Eckernförde warten außerdem seit diesem Sommer das mit Batterieschaden ausgefallene „U 32“ (Indienststellung 19.Oktober 2005) und das zur Überholung anstehende Boot „U 34“ (Indienststellung 3. Mai 2007).
Die Abläufe rund um die U-Boot-Sparte der Deutschen Marine regen den Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels (SPD) auf. „Die Situation ist eine Katastrophe für die Nachwuchswerbung der Marine. In der Realität sieht es so aus, dass gegenwärtig nur drei Besatzungen vollzählig sind“, ergänzte Bartels, der seit Mai 2015 Wehrbeauftragter ist. Das Beispiel steht nach seiner Überzeugung für zahlreiche Ausrüstungsdefizite in den deutschen Streitkräften. EHA/FB