Weichenstellung für sauberen Modal Split

Herzstück des Containerverkehrs in Bremerhaven: die rund fünf Kilometer lange Stromkaje mit den verschiedenen Terminals. Der Vor- und Nachlauf der Boxen soll in Zukunft noch stärker über die Bahn erfolgen. Dafür werden die Gleise ausgebaut, Foto: Scheer

Gut aufgegleist: Bremerhaven gehört zum Kreis von Europas führenden Eisenbahnhäfen, Foto: Arndt
Das Land Bremen stellt die Weichen für weiteres Wachstum im Containerverkehr und setzt dabei im Seehafenhinterlandverkehr auf einen hohen Anteil umweltfreundlicher Verkehrsträger – allen vor an die Bahn – am Modal Split.
Am vergangenen Freitag wurden in Bremerhaven neue Gleisanlagen im Bereich des Hafenbahnhofs Kaiserhafen durch Bremens Hafen-Staatsrat Dr. Heiner Heseler und Robert Howe, technischer Direktor bei bremenports, offiziell in Betrieb genommen.
Im laufenden Jahrzehnt werden die Bahnanlagen im Bereich des Überseehafens in Bremerhaven mit rund 39 Millionen Euro technisch erneuert und angepasst sowie ausgebaut. Wie wichtig diese Maßnahmen sind, belegt bremenports mit aktuellen Zahlen: Der Überseehafen Bremerhaven zählte 2014 etwa 30.200 Güterzüge, und zwar im einkommenden wie im ausgehenden Verkehr. Auf Wochenbasis sind das durchschnittlich 581 Züge. In der Spitze stieg der Wochenwert im Berichtsjahr sogar auf 660 Züge. Damit nicht genug: Mittelfristig werden für Bremerhaven bis zu 770 Güterzüge pro Woche erwartet. Hafen-Staatsrat Heseler weiter: „Die Gesamtzahl der Züge nahm gegenüber 2010 um 31 Prozent zu.“ Beim Containerverkehr hat sich Bremerhaven bereits einen Platz im Spitzenfeld der europäischen Universalhäfen erarbeitet, die sich vor dem Hintergrund einer starken Schienendominanz als Eisenbahnhäfen bezeichnen. Konkret: 47 Prozent der Vor- und Nachläufe im Containerverkehr von und nach Bremerhaven laufen heute bereits per Bahn. Dabei soll es nicht bleiben: „Mindestens 55 Prozent“ gibt der Bremer Senat als neue Zielmarke heraus.
Neben dem Containerverkehr sind die Automobilverkehre ein ganz entscheidender Mengenbringer für die Bahn. Auch hier sprechen die aktuellen Zahlen für sich. Im Jahr 2014 entfielen auf dieses Segment gut 12.900 Ein- und Ausgangszüge, das heißt durchschnittlich 248 Züge in der Woche. Zur besseren Einordnung: Seit 2010 stieg die Zahl der Autozüge um immerhin 67 Prozent. Der Modal Split der Eisenbahnverkehre beim Automobilumschlag liegt für Bremerhaven aktuell bei 74 Prozent. Gerade der Neufahrzeugbereich wird auch in den kommenden Jahren als starker Impulsgeber für den Schienenhinterlandverkehr fungieren. Denn Bremerhaven behauptet sich als Europas führende Drehscheibe für Neufahrzeugverkehre. Zur Erinnerung: 2014 wurden gut 2,3 Millionen Neufahrzeuge (plus 4,9 Prozent) über Bremerhaven bewegt. Die in diesem Gütersegment das Geschehen in Bremerhaven prägende BLG Logistics Group investiert ihrerseits in den weiteren Ausbau der Fahrzeug-Umschlageinrichtungen: Rund 20 Millionen Euro fließen in ein neues Großparkdeck für gut 7000 Neufahrzeuge.
Zusätzliche Gleise elektrifiziert
Bestandteil des aktuellen Ausbaupaketes ist, dass zwölf der insgesamt 16 Gleise am Hafenbahnhof Kaiserhafen auf bis zu 750 Meter Länge gestreckt und elektrifiziert wurden. Eine Maßnahme, die auch den länger werdenden Zügen Rechnung trägt. Auch die EU beteiligte sich mit rund 8,15 Millionen Euro an den Gesamtkosten. Wie bremenports-Technik-Geschäftsführer Howe berichtete, verlegten die Arbeiter in den zurückliegenden Monaten im Baustellenbereich rund 4,3 Kilometer Gleise neu. Insgesamt wurden drei sogenannte Einfahrtsgleise auf gesamter Länge elektrifiziert.
Howe freute sich darüber, dass die Erweiterungsarbeiten bei laufendem Bahnverkehr stattfinden konnten: „Unsere Planer haben sich eng mit Bahnunternehmen und Rangierbetrieb abgestimmt – deshalb wurden Umschlag und Zugverkehr kaum behindert.“
Die Verlängerung und Elektrifizierung der Gleise am Kaiserhafen erleichtert die terminalnahe Ein- und Ausfahrt der Autozüge. „Der Rangieraufwand wird verringert. Außerdem entlas ten wir andere Bahnhofsbereiche der Hafeneisenbahn, vor allem die Vorstellgruppe Imsumer Deich am Rand der Containerterminals. Sie war zuletzt zu etwa 80 Prozent mit Autozügen belegt“, so Howe.
Erweiterung bis 2017
Im Folgeschritt geht es jetzt darum, die Vorstellgruppe Imsumer Deich anzupassen; das heißt, der Hafenbahnhof an der Senator-Borttscheller-Straße wird bis 2017 um acht Gleise erweitert. Mittelfristig ist außerdem vorgesehen, den Hafenbahnhof Speckenbüttel auszubauen. Das wiederum soll dann in enger Zusammenarbeit mit der DB Netz AG erfolgen. EHA