Mobile Kühlzellen für den Landeinsatz


Neue Kühlcontainer sind teuer. Bei den Super-Freezer-Topmodellen, die bis auf minus 62 Grad Celsius runterkühlen können, kostet allein das Aggregat rund 60.000 Dollar – im Einkauf.
Nach acht bis zehn Jahren ist die Laufzeit meist erreicht, und die coolen Boxen werden von den Reedereien ausgemustert. Trotz Rost oder nicht mehr funktionierender Technik haben Reefer-Container gute Chancen auf dem Secondhand-Markt. Denn auch an Land sind sie nach entsprechender Generalüberholung als mobile Kühlzellen vielseitig einsetzbar und werden zur Lagerung von Obst, Wein, Fleisch oder bei Großveranstaltungen genutzt.
Zu den Unternehmen, die gebrauchte Kühlcontainer vertreiben, gehört die Hamburger MT Container GmbH. Der von Adalat Miramov gegründete Betrieb hat seinen Sitz direkt im Hamburger Hafen und ist auf die Reparatur, den Handel und die Vermietung von Containern spezialisiert. Auf dem Gelände am Reiherstiegdeich stapeln sich in drei Lagen überwiegend Kühlcontainer. Die ausgemusterten Boxen werden hier nach umfassendem Check komplett überholt, neu gestrichen und den Kundenwünschen entsprechend konfiguriert. Dazu gehört zum Beispiel auch die Umrüstung der Anschlüsse. Bei Kühlcontainern sind die Stecker standardmäßig vierpolig, während für den Hausgebrauch fünfpolige Verbindungen benötigt werden. „Bei Bedarf liefern wir auch Sonderanfertigungen, wie 10-Fuß-Container“, erklärt Rustan Miramov. Vor kurzem ist er als Geschäftsführer in die Fußstapfen seines Vaters getreten. Zunächst will er aber noch sein Jurastudium abschließen. Der aus Aserbaidschan stammende Seniorchef Miramov sitzt jeden Tag bereits um 5.30 Uhr an seinem Schreibtisch – wegen der Zeitverschiebung: Die Kunden aus Russland oder der ehemaligen Heimat geben ihre Bestellungen gern gleich in der Frühe durch. Die weiteste Lieferung erfolgte bisher in die Mongolei. Nach Absprache organisiert MT auch den Transport der Boxen zum Kunden.
Bei Problemen ist im Betrieb immer jemand telefonisch erreichbar, 24 Stunden am Tag. Meist lassen sich die Fragen via mündliche Ferndiagnose beantworten. Da die Kunden oft nicht wissen, welcher Aggregattyp im Container verbaut ist, hat MT diese Angaben zusammen mit der Containernummer im Computer gespeichert. Bei Funktionsstörungen erscheint ein Fehlercode im Kontrollfeld des Kühlaggregats, der erste Anhaltspunkte bei der Ursachenforschung liefert.
Online-Hilfe
„Wir haben einem Kunden auch schon einmal ein Ersatzteil geschickt und per Skype erklärt, wie er die Komponenten austauschen kann. Der Kollege in Hamburg saß dann mit dem Laptop vor dem Container und hat jeden Handgriff genau beschrieben. Das war günstiger, als wenn wir einen Techniker runtergeschickt hätten“, erklärt Miramov. Bei komplizierten Reparaturen gehört aber auch das zum Service.
Der zertifizierte Meisterbetrieb repariert alle gängigen Kühlaggregate wie Carrier, Thermoking oder Daikin und unterhält ein großes Ersatzteillager in Hamburg. Die Teile kommen meist aus einem Depot in Rotterdam, aber auch aus den USA und Asien und müssen entsprechend vorbestellt werden.
Jeder angekaufte Container wird zunächst gründlich durchgecheckt und eventuell vorhandene Reste von Kühlflüssigkeit abgesaugt. Das am meisten gebräuchliche Kältemittel ist R134a. Es reagiert mit Luft und kann dann die Ozonschicht schädigen. Das Absaugen erfolgt daher unter luftdichten Bedingungen in spezielle Behälter. Der Vertrieb und die Rücknahme von Kältemitteln wird von zertifizierten Unternehmen durchgeführt. Gemäß Behördenauflagen muss MT exakt protokollieren, welches Kältemittel in welcher Menge wo eingefüllt wurde.
Gründliche Inspektion
Neben den Aggregaten wird auch der Containerboden der gebrauchten Reefer-Boxen gründlich inspiziert. „Wir kontrollieren vor allem die Bodenquerträger. Notfalls müssen die erneuert werden“, sagt Harald Kreis. Der Kälteanlagenbauermeister ist ein Experte. Gelernt hat er 1974 bei der HHLA und sich dann bei der Hamburger Container- und Chassis-Reparatur GmbH (HCCR) weiterqualifiziert. Generationen von Lehrlingen hat er das Handwerk beigebracht. Sein Wissen ist nach wie vor bei MT gefragt. Um das Know-how im Betrieb weiterzugeben, bildet das Unternehmen auch selbst aus.