Container nach Maß: Für Mulis, Hightech und Laboratorien

Boxen in unterschiedlichen Größen und für unterschiedliche Zwecke (Bild: CHS)
Wenn Maultiere und Haflinger der Bundeswehr-Gebirgsjäger in den Einsatz ziehen, dann stapfen die Tiere meist zunächst über eine Rampe in den CHS-"ISO-Container Tragtiertransport". Bis zu vier Reittiere finden dort Platz und noch mehr: Urinwanne, Futtertröge, Wassertanks, Sattelkammer, Temperatur- und Videoüberwachungssystem, Standheizung.
"Alles, was das Herz des Pferdes begehrt", sagt Carsten Leopold. Er ist einer der Chefs und Gesellschafter der Bremer CHS Container Group. Das Unternehmen bringt alles in Containern unter. Fast alles.
Die Bundeswehr ist traditioneller Kunde des Bremer Unternehmens, das neben Spezialcontainern sowie See- und Lagercontainern auch Raumelemente und Eventcontainer im Programm hat. Fürs Militär bestimmt ist auch das sogenannte Betreuungspaket 300. "Zwei Container für 300 Soldaten", sagt Stefan Kanowski, Geschäftsführer der CHS-Spezialcontainer-Sparte. Der Inhalt des beigefarbenen Containers: Geschirr, Bücher, Grillausstattung, Theke, Billardtisch und vieles mehr.
Auch der Bundeswehr-Container steht in der riesigen Halle 3 von CHS. Dort werden hochempfindliche Komplett-Labors, ganze Holz- oder Metallwerkstätten in die Stahlboxen installiert. Andere werden mit Kransteuerungselementen, Notstromaggregaten für Offshore-Plattformen oder Pumpensystemen für Biogasanlagen ausgestattet.
400 Spezialboxen pro Jahr
"Das Einzige, was diese Spezialcontainer noch mit dem Container gemein haben, sind acht Ecken", sagt Leopold. "Alles - nur kein Standard", lautet das Motto. Der Wert eines solchen Containers geht schnell in die Hunderttausende Euro. 400 Spezialcontainer verlassen im Jahr die Hallen. Zu den Kunden zählen außer der Bundeswehr auch Universitäten, Uni-Kliniken, Forschungsinstitute und Konzerne.
Auch an Kitas und Kantinen, Schulen und Betreiber von Flüchtlingsunterkünften gehen die Stahlboxen, die aber explizit nicht Container heißen. "Menschen bringt man nicht in Containern unter. Das macht man nur mit Waren und Gütern", betont Leopold, der ausschließlich von Raumelementen spricht. Auch die können kombiniert und gestapelt werden, sind aber nicht seetauglich.
Seecontainer machen das "Brot- und Buttergeschäft" des 1987 gegründeten Unternehmens aus. Die Firmensparte CHS Container Handel trug 2015 mit 29,8 Millionen Euro deutlich mehr als die Hälfte zum Gesamtumsatz der Gruppe (42,3 Millionen Euro) bei. Pro Jahr werden zwischen 12.000 und 15.000 Container gehandelt. Viele werden für ein zweites Leben repariert und ausgebessert, andere neu aus China beschafft.
Seit 1966 in deutschen Häfen
Ohne Container wäre Seelogistik heute nicht mehr denkbar. Der erste Container in einem deutschen Hafen wurde 1966 im Bremer Überseehafen angelandet. Die Reederei Hamburg Süd hat aktuell 575.000 dieser Boxen im Einsatz. "Die wirtschaftliche Nutzungsdauer eines Trockencontainers beträgt heute im Durchschnitt zwischen 12 und 16 Jahren", sagt Stefan Dühring, Global Head of Logistics der Reederei.
Die Hauptfeinde des Containers sind nicht Seewasser und Korrosion. Vor allem das Handling - Laden, Beladen, Stapeln - setzt dem Container zu.
Entsprechend der Nutzungsdauer müsse jährlich etwa ein Zwölftel bis ein Sechzehntel der Hamburg-Süd-Container ausgetauscht werden. "Die überwiegende Anzahl der Container wird verkauft, der restliche Teil verschrottet", sagt Dühring. Die Preise schwanken. In den letzten zwölf Monaten pendelten sie für einen 20-Fuß-Container von etwa 1350 Dollar bis über 2000 Dollar. Der Preis für die 40-Fuß-Box liegt um etwa 70 Prozent darüber. Ein 40-Fuß- Kühlcontainer ist mit etwa 16.000 Dollar deutlich teurer. (dpa/pk)