Bronka verspricht „Qualitäts-Revolution“
Russlands neues Hafenvorzeigeprojekt, Bronka, knapp 120 Kilometer westlich von St. Petersburg, nimmt Fahrt auf.
„Wir werden im September die erste Ausbaustufe des neuen Hafens einweihen“, sagte Dmitry Mikhaltschenko, geschäftsführender Gesellschafter des Ostseehafens Bronka, jetzt im Gespräch mit dem THB während der internationalen Welt-Logistikmesse „transport logistic“ in München (THB 8. Mai 2015). Das als „PPP“-Projekt angelegte Gesamtvorhaben, in dessen ersten Ausbaustufe bislang umgerechnet rund 400 Millionen Euro flossen, soll dann in den Folgejahren systematisch weiter optimiert und zugleich die Umschlagkapazitäten deutlich erhöht werden.
Mikhaltschenko beschreibt das Projekt als ein Vorhaben von herausragender Bedeutung für die Russische Föderation, für dessen Umsetzung sich Russlands Präsident Wladimir Putin besonders interessiere. Mikhaltschenko: „Wir wollen mit diesem neuen Hafen eine Revolution der Qualität für Russland einleiten.“ Bronka soll sich künftig vor allem auf zwei Wachstumssegmente konzentrieren: den Containerumschlag und den RoRo-Verkehr. Dafür wurden – und werden in den weiteren Ausbaustufen – die entsprechenden Umschlageinrichtungen geschaffen.
So stehen für den Boxenumschlag in der Phase eins rund 200.000 TEU Kapazität bereit. In weiteren Entwicklungsstufen, deren Realisierung derzeit noch nicht exakt bestimmbar sei, würden zwei und später einmal sogar fünf Millionen TEU durch die Schifffahrt abrufbar sein, versichert Mikhaltschenko. Für den RoRo-Umschlag gilt in der Entwicklungsstufe eins eine Jahreskapazität von gut 2,4 Millionen Tonnen. Wichtig: Bronka will nicht nur Umschlag praktizieren, sondern im vorgelagerten Bereich auch logistische Wertschöpfung betreiben. Eine entsprechende Logistikzone wurde dafür eingerichtet.
Der neue Hafen liegt auf dem Südufer der Newa-Bucht: Östlich des Hafens liegt St. Petersburg, westlich Ust Luga. Sind mit dieser Hafenkonzentration auf einem vergleichsweise kurzen Abstand nicht Überkapazitäten programmiert? Mikhaltschenko und sein Stellvertreter, Alexey Shukletsov, teilen diese Einschätzung nicht. Im Gegenteil. Sie sprechen von einer sinnvollen Ergänzung. Shukletsov: „Tatsache ist doch, dass der Hafen von St. Petersburg von seinen Grundstrukturen überkommen ist. Er ist faktisch zu alt für einen modernen und weiter wachsenden Seeverkehr, auch weil er, historisch bedingt, in die Stadt hineingewachsen ist.“ Zur Verdeutlichung: Shukletsov zufolge schultert St. Petersburg heute gut 45 Prozent des seewärtigen Außenhandels Russlands.
Doch auch im Seehafenhinterlandverkehr komme es vor allem beim Lkw-gestützten An- und Abtransport in den Verkehrsspitzenzeiten im Großraum St. Petersburg immer wieder zu Überlastungserscheinungen in der Verkehrsinfrastruktur der mit rund fünf Millionen Einwohnern immerhin zweitgrößten Stadt Russlands. „Unser Projekt wird durch den Gouverneur von St. Petersburg unterstützt. Mit Bronka als Gateway für die Versorgung und Logistik der Wirtschaft stellen wir die Weichen für eine leistungsstarke Hafeninfrastruktur in der Region St. Petersburg und schaffen neue Arbeitsplätze“, ergänzt Mikhaltschenko. Und was Ust Luga betrifft: Hier liege der Güterschwerpunkt bei Öl und trockenem Massengut.
Bronka ist auf Wachstum ausgelegt. Das zeigt sich an verschiedenen Leistungsmerkmalen. Beispiel eins: die Grundfläche. Für die Ausbaustufe eins stehen insgesamt knapp 108 Hektar zur Verfügung. In der Endausbaustufe werden es dann insgesamt knapp 207 Hektar sein. Beispiel zwei: die Liegeplatzkapazitäten. In der Startphase stehen für die Schifffahrt gut 1,4 Kilometer Kaifronten zur Verfügung. Mit dem Erreichen der Ausbauphase drei werden dann sogar mehr als 1,9 Kilometer Kaimauern nutzbar sein.
Auf Zukunft programmiert ist der Hafen auch hinsichtlich seiner nautischen Erreichbarkeit. Bronka versteht sich als Tiefwasserhafen. Das sicherzustellen, wurde eine Art Seekanal angelegt, der in zwei Ausbaustufen auf Tiefe gebracht wird. Was das niederländische Wasserbau-Unternehmen Boskalis Westminster schon in Phase eins umsetzte, vollendet jetzt ein chinesisches Spezialunternehmen bis September mit Hochdruck. Dabei müssen laut Hafenverwaltung rund 13 Millionen Kubikmeter Boden und Schlick weggebaggert werden. Die Fahrrinne soll Schiffen mit einem Tiefgang von 14,4 Metern das Ansteuern des Hafens erlauben.
Die Erreichbarkeit des neuen Hafens soll, das versichern die beiden Hafen-Manager, auch während der Wintermonate auf einem hohen Niveau gewährleistet sein. Entsprechende Eisbrecherkapazitäten, die auch die Zufahrtswege nach St. Petersburg offen halten, stünden natürlich auch für Bronka zur Verfügung.
Auch der Anschluss ans Hinterland spielte bei der Hafenplanung eine wichtige Rolle. Bronka hat eine leistungsstarke Fernstraßendirektverbindung, die ihrerseits direkt an den großen St. Petersburger Autobahnring angeschlossen ist. EHA