„Besucherrekord trotz Eisenbahnstreiks“
Die Seehafenverkehrswirtschaft zieht eine positive Bilanz ihrer Präsenz auf der Weltleitmesse „transport logistic“ in München, die am Freitag vergangener Woche nach viertägiger Dauer zu Ende ging.
Doch nicht nur diese Branche ist zufrieden. Stefan Rummel, Geschäftsführer der Messe München, ist es ebenfalls. Mit rund 55.000 Besuchern wurde ein neuer Rekord aufgestellt (2013: 52.000). Rummel: „Der deutliche Besucherzuwachs, vor allem aus dem Ausland, unterstreicht den Stellenwert der internationalen Leitmesse.“ Der Bahnstreik habe am Ende der Weltleitmesse für Logistik nicht geschadet.
Von den rund 2050 Ausstellern waren in diesem Jahr mehr als 170 Unternehmen und Einrichtungen aus der maritimen Wirtschaft präsent. Zwar verlief der erste Messetag, an dem auch die sehr gut besuchte Fachveranstaltung mariLOG (THB 7. Mai 2015) ausgerichtet wurde, vor allem unter dem Eindruck des Eisenbahnstreiks in Deutschland nach übereinstimmender Bewertung der vom THB befragten Aussteller zunächst „etwas schleppend“. Der Mittwoch und Donnerstag aber zeigte das für die „tl“ typische Bild: volle Hallen, sehr gut besuchte Stände, intensive Gespräche allerorten.
Aus der maritimen Verbundwirtschaft hatten neben den großen Universalhäfen wie Rotterdam, Hamburg, den Bremischen Häfen oder Antwerpen in diesem Jahr auch zahlreiche kleinere Häfen aus verschiedenen Ländern Flagge in München gezeigt, so zum Beispiel aus Kroatien, Italien, Norwegen, dem Baltikum oder Schweden. Auch verschiedene europäische Binnenhafenstandorte hatten sich für eine aktive Messepräsenz entschieden. Denn die Verkehrsachse Seehafen und Binnenhafen wird in Zukunft immer wichtiger werden. Entsprechende Allianzen werden begründet und sollen entwickelt werden. Zwei Beispiele: Der Hafen Antwerpen konnte verschiedene Oberrheinhäfen, darunter auch Basel, vom Nutzen seines Barge Traffic Systems (BTS) überzeugen. Beispiel zwei: Rotterdam und die Bayernhafen-Gruppe arbeiten gemeinsam an einem Hinterland-Projekt unter dem Namen „Rotterdam-Bavaria-Logistik“. Die maritime Wirtschaft war im Wesentlichen in den beiden großen Themenhallen B 3 und B 4 vereint. Dabei hatte die Ausstellermischung bei den Besuchern, aber auch den sich zeigenden Unternehmen, großen Anklang gefunden. Zum Gesamtbild gehörten somit neben den Häfen auch die Reedereien, die im Seehafen-Verkehr stark engagierten Speditions- und Transportunternehmen, Spezial-IT-Firmen oder die Hersteller von Umschlaggeräten. „Für uns ist es wichtig, dass wir sehr dicht bei unseren Kunden sind, also den Häfen oder Umschlagbetrieben“, begründete
Maritime Präsenz
Björn Steffen, Verkaufsleiter bei Kalmar für den Bereich „Terminal Business“, die Präsenz direkt im maritimen Umfeld im Gespräch mit dem THB. „Wir haben bei dieser Messe den großen Vorteil, dass wir alle für uns relevanten Entscheider während der Messetage treffen können. Dafür bräuchten wir ansonsten Wochen.“
Aus Sicht der Hamburger Hafenwirtschaft war die diesjährige „tl“ in jedem Fall ein großer Erfolg. „Wir hatten auf dem Gemeinschaftsstand einen bombastischen Zulauf“, schwärmte Bengt van Beuningen, Sprecher der Hafen Hamburg Marketing (HHM). Zwei wichtige Meilensteine werden künftig mit der diesjährigen Logistikmesse verbunden sein: die Unterzeichnung der Mitgliedschaften bei HHM durch Göteborg und Bronka, der damit das erste russische Hafenmitglied für HHM ist. Zufriedenheit auch bei
Dr. Sebastian Jürgens, Mitglied der Geschäftsführung der Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG): „Ich habe in den zahlreichen Gesprächen, die wir geführt haben, eine positive Grundstimmung verspürt.“ In diesem Jahr habe man erstmals zwei sehr erfolgreiche Gemeinschaftsaktionen mit zwei für Lübeck bedeutenden Partnerhäfen durchgeführt, nämlich mit Trelleborg und mit Kopenhagen-Malmö. Mit einem guten Gefühl trat auch Dr. Dirk Claus, Geschäftsführer der Seehafen Kiel GmbH, die Rückreise an. „Es war ein sehr erfolgreicher Messeauftritt für unseren Hafen. München ist ein Muss für die Pflege und den Ausbau bestehender Kontakte. Nur auf der ‚transport logistic‘ ist man in derart kurzer Zeit mit allen Geschäftspartnern der Branche im direkten Gespräch.“
Niedersachsen werben gemeinsam
Positive Rückmeldungen kommen auch aus Niedersachsen. Die dortige Hafenwirtschaft hatte sich erstmals unter der Dachmarke „Seaports of Niedersachsen“ gezeigt. Geadelt wurde die Präsenz auch durch den Besuch von Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies. Zufrieden zeigte sich auch Frank Schnabel, Geschäftsführer von Brunsbüttel Ports. Für seinen Einsatz, den Unterelbe-Hafen zu einer LNG-Drehscheibe für Deutschland zu machen, interessierten sich einmal mehr Hamburgs Wirtschafts- und Hafensenator Frank Horch sowie Schleswig-Holsteins Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Frank Nägele.
Von einer Präsenz mit hohem Nutzwert spricht auch Jacob Minnhagen, Senior Manager Marketing beim Hafen Göteborg: „Es hat sich gelohnt – wie immer. Jeder, der für unsere Branche wichtig ist, kommt einfach zur ‚transport logistic‘ nach München.“ EHA