Vandalismus trifft Flusskreuzfahrtschiffe

Die Hafen- und Touristikwirtschaft im vorpommerschen Stralsund schlägt Alarm: Es häufen sich die Fälle von Vandalismus gegen Flusskreuzfahrtschiffe, die zwischen Berlin, Rügen und Hiddensee verkehren und im Hafen der alten Hansestadt einen Zwischenstopp einlegen.
Kapitän Johann Magner, Kreuzfahrtpionier auf dieser beliebten Route seit 1994, ist über die Entwicklung entsetzt: Ein solches Phänomen sei ihm von anderen Regionen, in denen Flusskreuzfahrtschiffe unterwegs sind, nicht bekannt, erklärte er im THB-Gespräch. Wie zu erfahren war, gibt es entsprechende Übergriffe bereits seit einigen Jahren immer wieder einmal. Dem niederländischen Kapitän Cor Giljam der „Princess“ war es jetzt genug, und er gab gegenüber Medien zu Protokoll: „Hier ist es für Passagiere, Crew und Schiff nicht mehr sicher“. Zur Verdeutlichung: Allein die beiden zur Reederei Dutch Cruise Line gehörenden Schiffe „Princess“ und „Johannes Brahms“ bringen jährlich rund 2500 Passagiere in die Hansestadt.
In ihrer Besorgnis über die sich nach ihrer Wahrnehmung häufenden Zwischenfälle wandten sich Giljam und weitere betroffene Berufskollegen inzwischen an Stralsunds Oberbürgermeister Dr. Alexander Badrow (CDU). Der teilte ihnen zunächst mit, dass er das Pro blem „sehr ernst“ nehme. Aus Sicht der Betroffenen könnte eine Lösung so aussehen: Zunächst müssten die Schiffe vom gegenwärtigen Stammliegeplatz in dem für die allgemeine Öffentlichkeit gut zugänglichen Nordhafen in den Hafenbereich verlegt werden, der über das ISPS-Reglement sehr gut auch vor kriminell motivierten Übergriffen geschützt ist. Hilfreich wäre zudem ein Wachdienst, wenn entsprechende Schiffe im Hafen verbleiben.
Hinsichtlich der potenziellen Gewaltquelle ist bekannt: Es sind vor allem die im Hafenumfeld angesiedelten diversen Kneipen und eine Diskothek, deren Gäste sich nachts und früh morgens, dann stark alkoholisiert, an den Liegeplätzen aufhalten und dort in dem einen und anderen Fall über die Stränge schlagen. Das Spektrum der sich dann entfaltenden Untaten reicht vom Urinieren gegen die Schiffe bis hin zu allgemeinen Sachbeschädigungen und auch Einbrüchen an Bord. Das beschert der Polizei jedes Mal aufwendige Ermittlungsarbeit infolge der eingehenden Anzeigen, ohne dass sich entsprechende Aufklärungserfolge einstellen.
Dass es auch für Flusskreuzfahrtschiffe, die sich in allgemein zugänglichen Hafenteilen oder Anlegestellen aufhalten, sehr wohl gute Schutzmöglichkeiten gibt, dafür gibt es viele Beispiele, etwa aus Frankreich. Flusskreuzfahrt-Anleger an der Gironde, Dordogne und Garonne im Umkreis der französischen Hafenstadt Bordeaux sind optimal geschützt. Dort liegen die Schiffe nicht direkt an der Pier, sondern etwa drei Meter entfernt davon an Dalben. So kommt niemand einem Schiff zu nahe. Der Zugang zur Gangway führt über eine separate Brücke, die nachts beleuchtet ist und durch ein kaum zu überwindendes Tor verschlossen ist. Es ist nur über einen geschützten Tasten-Code zu öffnen. Zusätzlich gibt es eine Nachtwache, die im Notfall sofort die Polizei alarmieren kann
Dass Vandalismus gegen Hafenlieger indes kein Stralsunder Phänomen ist, zeigt ein aktuelles Beispiel aus Hamburg. Hier machten kürzlich Unbekannte an einem Wochenende alle im Bereich der Landungsbrücken vertäuten Hafenbarkassen los. Nur dem Umstand, dass sich drei Fahrzeuge beim Heraustreiben aus dem Anlegebereich ineinander verkeilten, war es zu verdanken, dass nicht der ganze Bootspulk auf den offenen Elbstrom gelangte und damit ein großes Sicherheitsproblem für die allgemeine Schifffahrt dargestellt hätte. Auch hier laufen noch die Ermittlungsarbeiten der Polizei. PSW/EHA