Jetzt wird ausgemustert

1990 auf der Papenburger Meyer Werft gebaut, soll die „Horizon“ nun in der Türkei abgebrochen werden, Foto: Hasenpusch
Jetzt schlägt die Stunde der Abbrecher: 400 Kreuzfahrtschiffe sind schätzungsweise auf den Weltmeeren unterwegs. Der Ausbruch der Corona-Pandemie lässt die vormals boomende Branche nun verstärkt ihre noch in Fahrt gehaltenen „Oldies“ ausmustern und abwracken. Wurde die ältere Tonnage aufgrund ihrer klassischen Linienführung noch von einer treuen Fan-Gemeinde unter den Reisenden gebucht, geht es jetzt nur um knallharte Faktoren.
Die Branche versucht nach dem monatelangen Einfrieren ihrer Aktivitäten vorsichtig den Neustart. Dessen Ausgang ist unklar. Wie die Reedereien fahren auch die Passagiere Corona-bedingt nur „auf Sicht“. Die Unternehmen, die täglich viel Geld verlieren, ordnen sich neu. Unter dem Eindruck von Boom-Erwartungen platzierte Aufträge bei den Werften werden zeitlich gestreckt, große Schiffe, die bestellt sind, werden in Frage gestellt. Zum Leidwesen der darauf spezialisierten Werften und Zulieferer, die mit einem Mal ein massives Auslastungsproblem haben.
Diese Woche erreichten den THB verschiedene Informationen über auszumusternde Kreuzfahrtschiffe. Was zum Cruise-Boom vor einem Jahr noch ein Paukenschlag gewesen wäre, wird heute fast nebenbei registriert. Nach Einschätzung von Experten ist dies der Einstieg in einen umfassenden Ausstieg im Bereich Passagierschifffahrt. Und schon poppen Erinnerungen an vergangene Jahrzehnte und Segmente auf: Das Tanker-Sterben in den 1970er Jahren, oder die massenhafte Verschrottung von Containerfrachtern und Bulkern in den Jahren nach der Banken- und Schifffahrtskrise 2009. Damals wanderten massenhaft Box-Carrier, die teilweise nicht einmal zehn Jahre alt waren, in den Hochofen. Ziel: Tonnage aus dem Markt zu nehmen.
Und jetzt folgen die „Pax-Schiffe“. In einem ersten Schritt werden jetzt vier Passagierschiffe bei den Abbrechern in der Türkei erwartet.
Es handelt sich dabei um die 1990 bei STX in Finnland gebaute, 261 Meter lange „Carnival Fantasy“ (IMO 8700773) mit Platz für 2600 Gäste. Weiterhin die „Monarch“ (IMO 8819500), 1991 gebaut, die 1987 gebaute „Sovereign“ (IMO 8512281) sowie als Vierter im Bunde das auf der deutschen Meyer Werft vom Stapel gelaufene Passagierschiff „Horizon“ (IMO 8807088). 1990 gebaut, mit aktuellem Heimathafen Valletta auf Malta, fährt es für die spanische Reederei Pullmantur Cruises. Das rund 208 Meter lange Schiff bietet Platz für 1800 Passagiere. Aber: Auch Pullmantur Cruises wurde ein Opfer von Corona, musste Mitte Juni Insolvenz anmelden. EHA