Hafenstadt Bergen deckelt Cruise-Anläufe

Gehört auch zu den Stammkunden unter den Kreuzfahrtreedereien: die Costa-Reederei. Hier die „Costa Favolosa“ im Hafen von Bergen, Foto: Arndt

Prägen auch das Bild der Hafenstadt Bergen: die Hurtigruten, Foto: Arndt
Mit dem norwegischen Bergen schließt sich eine weitere, im internationalen Kreuzfahrtgeschäft sehr gefragte und damit auch erfolgreiche Cruise-Destination einer Bewegung an, die sich vom Wachstum um (fast) jeden Preis abkehrt.
Nach THB-Informationen will die traditionsreiche westnorwegische Hafenstadt in Zukunft sowohl die Anzahl der täglichen Schiffsanläufe als auch die der damit verbundenen Zahl der Passagiere deckeln. Geplant ist demnach, dass die Hafenverwaltung nur noch vier Luxusliner und zugleich noch höchstens 9000 Seereisende zulässt. Die Maßnahme soll dem Vernehmen nach ab der neuen Saison 2019 wirksam werden. Sie wird vor allem damit begründet, dass die Stadt mit ihren rund 270.000 Einwohnern und die auf sie zugeschnittene Infrastruktur nicht über Gebühr belastet werden. Zugleich soll die von den Schiffen ausgehende Emissionsbelastung in der Fjord-Hafenstadt nicht ausufern. Die Stadtverwaltung, aber auch der Gemeinderat haben sich bei verschiedenen Gelegenheiten in den zurückliegenden Monaten dafür ausgesprochen, dass mehr umweltfreundliche Cruise-Liner Kurs auf die beliebte Stadt nehmen. Bergen solle „eine attraktive Stadt sowohl für ihre Einwohner als auch für ihre Besucher sein und bleiben“, so der Tenor verschiedener Erklärungen. Denn neben reinen Kreuzfahrtschiffen bescheren der Stadt auch die Schiffe der Hurtigruten täglich mehrere hundert Passagiere. Die Traditionsreederei feiert in diesem Jahr ihren 125. Geburtstag und betreibt in Bergen einen eigenen Terminal.
Kreuzfahrtschiffe können je nach Tiefgang und Größe derzeit an fünf verschiedenen Einrichtungen abgefertigt werden. Im gegenwärtig im Umlauf befindlichen „Cruise Manual 2017/2018“ ist von einer Obergrenze bei den Passagieren ausdrücklich noch keine Rede. Unter dem Punkt „Max number of passengers per day in the port“ heißt es in dem alle norwegischen Kreuzfahrtstandorte einschließenden Handbuch knapp: „No limitations.“
Bergen, das innerhalb seiner Stadt- und Hafengrenzen historische Gebäudesubstanz beherbergt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, erlebte seit 1990 einen geradezu kometenhaften Anstieg von sowohl der Anzahl der Kreuzfahrtschiff-Anläufe als der damit verbundenen Passagiere. Registrierte die Hafenverwaltung 1990 noch 100 Anläufe mit zusammen rund 46.300 Passagieren, waren es zehn Jahre später bereits 172 Anläufe. Sie bescherten der alten Hansestadt knapp 100.000 Gäste. Bis 2017 setzte sich das starke Wachstum weiter vor. In dem Jahr wurden exakt 307 Schiffsbesuche mit zusammen 534.221 Passagieren gezählt. Bemerkenswert: Die Kernsaison konzentriert sich dabei auf die Monate Mai bis August. Heißt in konkreten Zahlen: Auf 39 Anläufe im Mai 2017 folgten bereits 80 Anläufe im Juni sowie 79 im Juli. In diesem Jahr bietet sich ein vergleichbares Bild: Auf den Mai mit 57 Anläufen folgten der Juni mit 71, Juli mit 78, August mit 67 und der September immerhin noch mit 30 Anläufen. Für das Gesamtjahr rechnet die Stadt mit 342 Cruise-Linern.
Eine eher schwache Frequenz verzeichnet die Hafenverwaltung hingegen jeweils für das erste und das letzte Quartal. Die Erklärung liegt auf der Hand: Die wichtigen Cruise-Reedereien bieten in diesen Monaten keine Nordland-Fahrten, sondern verlegen ihre Schiffe in die dann wärmeren und zugleich hinsichtlich des Seegangs berechenbaren Zielgebiete.
Was in Bergen hingegen weiterhin durchläuft, sind die Schiffe der Hurtigruten, die in Norwegen allerdings weiterhin den Charakter einer „Busverbindung zur See“ haben. Zum einen sind Schiffe bedeutend kleiner als die großen Luxusliner von MSC, Costa und Co. Zum anderen befördern sie nicht nur Menschen, sondern auch Fracht und Post und liefern diese auch in die kleineren Häfen entlang der ausgedehnten norwegischen Küste.
Zum schärferen Umweltkurs in Bergen gehört auch, dass die Stadt in Zukunft sicherstellen will, dass die Schiffe während der Hafenliegezeiten Landstrom beziehen, der wiederum aus umweltfreundlichen Energiequellen, vor allem Wasserkraft, gespeist wird. Zudem wird das Hafengeld nach dem Schadstoffausstoß bemessen. EHA