Eine Legende verlässt den deutschen Markt

Die „Astor“ mit ihrem unverkennbaren Design der 80er-Jahre hat auf sieben Passagierdecks Platz für 578 Fahrgäste, Foto: Transocean Kreuzfahrten
Der deutsche Reiseveranstalter Transocean-Kreuzfahrten verabschiedet sich langsam von der „Astor“. Vom 1. Mai 2021 an wird der klassische Cruise Liner unter dem neuen Namen „Jules Verne“ für das ebenfalls neu gegründete Unternehmen CMV France mit Sitz in Marseille im französischen Markt fahren. Ausgangshäfen sind dann Le Havre und Marseille. Ersatzschiff wird die nach einer österreichischen Abenteurerin benannte „Ida Pfeiffer“ (thb.info 28. Januar 2020), gebaut 1984 als „Ryndam“ in Italien.
Die „Astor“ blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Fertiggestellt wurde sie 1987 auf der damaligen Werft HDW in Kiel als Nachfolgerin für ein gleichnamiges Schwesterschiff, das 1981 bei HDW in Hamburg entstand. Zunächst war das 176,25 Meter lange Schiff als „Fedor Dostoevskiy“, noch mit Hammer und Sichel am Schornstein und unter russischer Flagge, überwiegend auf dem deutschen Markt, aktiv. Von 1996 bis 2009 schloss sich eine Charter des damals in Bremen ansässigen Reiseveranstalters Trans ocean Tours, wieder unter dem Namen „Astor“, an.
Die Lloyd-Werft in Bremerhaven brachte die „Astor“ im Rahmen eines Großumbaus im Winter 2009/2010 technisch auf den neuesten Stand, baute Balkone ein, vergrößerte und renovierte viele Kabinen und hübschte die öffentlichen Räume auf.
Nachdem der britische Reiseveranstalter Cruise & Maritime Voyages (CMV) die „Astor“ bereits für mehrere Winterhalbjahre gechartert hatte, übernahm das Unternehmen 2014 die mittlerweile insolvente Transocean Tours und brachte das Schiff damit komplett unter CMV-Management. Transocean blieb als Vertriebsmarke für den deutschsprachigen Raum erhalten.
„Selbstverständlich werden wir der ‚Astor‘ einen gebührenden Abschied bereiten, und zwar so, wie es sich für eine Grande Dame gehört“, betont Klaus Ebner, Leiter Marketing und Vertrieb bei Transocean. „Im Winter 2021 geht sie von Hamburg aus auf eine 128-tägige Weltreise, die in Bremerhaven enden wird.“ Ende April 2021 wird der Klassiker dann endgültig den deutschen Markt verlassen.
Auch das Schwesterschiff, die erste „Astor“, schwimmt noch, ihr weiteres Schicksal ist jedoch ungewiss. Sie liegt vor einer griechischen Insel beschäftigungslos auf. Ihr Design ist der heutigen „Astor“ sehr ähnlich, allerdings ist sie zwölf Meter kürzer. Der sehr gepflegte Oldie war zuletzt als „Saga Pearl 2“ für die englische Reederei Saga Cruises im Einsatz und besuchte im Dezember 2018 letztmals Hamburg. Mit dem Infahrtkommen des Neubaus „Spirit of Discovery“, den die Papenburger Meyer Werft im Sommer 2019 an Saga Cruises ablieferte, verließ die „Saga Pearl 2“ die Flotte. Ihr droht nun wohl die Verschrottung. bo