Aida bereitet Batteriebetrieb vor

Ab 2022 will Aida emissionsfrei durch Norwegens Fjorde kreuzen, Foto: Behling
Die Rostocker Reederei Aida Cruises will im Sommer 2022 das erste große Kreuzfahrtschiff mit Batteriebetrieb in Fahrt bringen.
Dabei setzt die Reederei auf Erfahrungen, die bereits mit Hybrid-Fährschiffen gemacht wurden. Der Siemens-Konzern hat inzwischen sechs Fähren der Reederei Scandlines mit Hybrid-Systemen ausgerüstet. Ab 2020 will Siemens mit Scandlines auch das erste Fährschiff auf der Vogelflugroute für den kompletten Elektrobetrieb ausrüsten. Auf den Fähren wurden in den Maschinenräumen bislang je ein MaK-Diesel entfernt und der gewonnene Platz zu einem Speicherraum für Batterien umgewandelt. Die Antriebsmotoren der Scandlines-Fähren sind bereits Elektromotoren.
Auch bei elf der zwölf Aida-Schiffe sind die Fahrmotoren große Elektromotoren. Lediglich die 1996 gebaute „Aidacara“ hat einen klassischen, dieselmechanischen Antrieb. Die beiden in Wismar gebauten Schiffe „Aidavita“ und „Aidaaura“ haben jeweils zwei ABB-Elektromotoren, deren Energie von vier Wärtsilä-Dieseln erzeugt wird. Bei der ab 2007 in Fahrt gekommenen „Aidadiva“ und deren sechs Schwestern sind Siemens-Elektromotoren zusammen mit MaK M43C-Motoren von Caterpillar zum Einsatz gekommen.
Bei der Batterielösung soll es möglich sein, beim Einlaufen in Häfen oder in sensiblen Küstenrevieren wie Fjorden komplett auf Batteriebetrieb umzustellen. So hat Norwegen bereits angekündigt, dass nach einer Übergangszeit ab 2026 bestimmte Fjorde nur noch mit emissionsfreien Antrieben befahren werden dürfen. Mit einer Nachrüstung der dieselelektrischen Aida-Schiffe würde die Rostocker Reederei eine Pionierrolle in diesem Bereich übernehmen und die Anforderungen der norwegischen Behörden sogar vorzeitig erfüllen.
Damit dies möglich wird, soll das Energiemanagement an Bord der Aida-Flotte weiter verbessert werden. So würden etwa neue Umluftsysteme und Abwärmenutzung eingeführt. Damit allein soll der Energieverbrauch in den Kabinen um 20 Prozent gesenkt werden.
Ebenfalls im Fokus: Ein verbessertes Lichtmanagement mit einem Mix aus LED-Technik und neuartigen Leuchtelementen. Das allein senkt den Energiebedarf um etwa 30 Prozent, heißt es. An Bord aller zwölf Aida-Schiffe soll zudem das Energiemonitoring- und -managementsystem EMMA von ABB zur Unterstützung eines effizienten Schiffsbetriebs zum Einsatz kommen.
Einen Mangel an Batterien für Schiffe dürfte es jedenfalls nicht geben. Im vergangenen Frühjahr hat Siemens eine der modernsten Produktionsanlagen für Schiffsbatterien in Trondheim in Betrieb genommen. Dort werden Batterien für den maritimen Sektor am Fließband gefertigt.
Weitere Details zu dem Batterieprojekt will Aida Cruises in naher Zukunft bekannt geben. Indes soll Mitte August in Papenburg das neue Flaggschiff mit LNG-Antrieb, die „Aidanova“, ausgedockt werden. Auch dieser zur „Helios“-Klasse gehörende Neubau ist mit Blick auf die Effizienz entwickelt worden. FB/ger