Vor 500 Jahren: Magellan-Straße entdeckt
Im THB schlagen wir im besten Wortsinne ein neues Kapitel auf. Wir nennen es „Logbuch“ und bleiben mit diesem Begriff auf maritimem Kurs: Nach den Rubriken „Bordbesuch“, „Kielwasser“, „Längsseits“, „Poller“ und „Postboje“ schaffen wir im THB eine zusätzliche Sparte. Sinn und Zweck eines Logbuches ist es bekanntlich, das Geschehen an Bord für die Nachwelt festzuhalten. Wir halten mit dem „Logbuch“ künftig Dinge fest, von denen wir als Redaktion der Überzeugung sind, dass sie für die maritime Wirtschaft etwas Besonderes darstellen. Das können historische Ereignisse, aber auch interessante, zeitgenössische Fotos sein, mit denen sich eine Geschichte erzählen lässt. Das „Logbuch“ ist auch eine Einladung an Sie, sich mit Interessantem selbst aktiv einzubringen. In der aktuellen Ausgabe geht THB-Redakteur Timo Jann auf die Entdeckung der Magellan-Straße am 21. Oktober 1520 durch den portugiesischen Kapitän Ferdinand Magellan ein. Wir wünschen spannende Lektüre!
Vor 500 Jahren umschiffte der portugiesische Seefahrer Ferdinand Magellan im Auftrag der spanischen Krone erstmals die Südspitze von Südamerika und entdeckte so die Westroute nach Asien. Im Fokus standen Pfeffer, Nelken und Muskat von den Molukken – und letztlich bewies die Fahrt, dass die Erde rund und keine Scheibe ist. Am 21. Oktober 1520 erreichte seine Flotte ihr Ziel. Auf dem Weg entdeckte der Seefahrer die später nach ihm benannte Magellan-Straße, die bis zur Eröffnung des Panamakanals der wichtigste Seeweg zwischen Atlantik und Pazifik war.
Magellan war im September 1519 von Spanien aus mit fünf Schiffen und 240 Mann Besatzung in See gestochen. Sein Auftrag war, gen Westen zu segeln und einen Weg zur indonesischen Inselgruppe der Molukken zu finden, von wo zu dieser Zeit äußerst begehrte Gewürze stammten. Durch den Vertrag von Tordesillas hatten Portugal und Spanien die Welt unter sich aufgeteilt – spanischen Seefahrern war der Weg um Afrika herum zu den Gewürzinseln versperrt. Nach einer 13-monatigen Reise über die Kanarischen Inseln, die Guanabara-Bucht nahe dem heutigen Rio de Janeiro und die Mündung des Río de la Plata unweit des heutigen Buenos Aires, einer Meuterei und einer langen Winterpause in Patagonien erreichte die Flotte am 21. Oktober 1520 das Kap der Jungfrauen. Ein Sturm trieb die Schiffe in eine Bucht, die sich in den folgenden Tagen als Durchfahrt zum Pazifischen Ozean herausstellte.
Weil Magellan den Seeweg an Allerheiligen passierte, nannte er die Meeresenge zwischen Patagonien und Feuerland Allerheiligenstraße. Zwar wurde die Passage später nach ihm benannt, doch Magellan konnte die Früchte des Ruhms nie ernten. Er wurde schon kurz nach seiner wichtigen Entdeckung auf den Philippinen im Kampf mit Einheimischen getötet. Nach fast drei Jahren und über 46.000 Seemeilen einmal um den Erdball kehrte im September 1522 das einzige verbliebene Schiff, die „Victoria“, mit nicht einmal 20 Mann an Bord nach Spanien zurück.
Magellan gilt heute als einer der Vorreiter der Globalisierung. Der von ihm entdeckte Seeweg verband Europa, Südamerika und Asien und machte die Besiedelung der Pazifikküste Südamerikas durch die Europäer erst möglich. Gegenüber dem weiter südlich gelegenen Kap Hoorn mit seinen heftigen Stürmen blieb die von Inseln und Fjorden geschützte Magellan-Straße lange Zeit die bevorzugte Route der Seefahrer. „Die Heldentat von Magellan ist ein Meilenstein der Menschheitsgeschichte. Die erste Weltumsegelung erbrachte nicht nur den Beweis, dass die Erde eine Kugel ist, sondern vergrößerte die Welt auch, legte Verbindungen zu neuen Kulturen und Regionen und hinterließ uns eine neue Form, uns global zu verbinden“, schreibt der Historiker Aldo Fredes Gallardo von der chilenischen Universität San Sebastián.
Mit der Eröffnung des Panamakanals 1914 begann der Stern der Magellanstraße allerdings zu sinken. Die künstliche Wasserstraße in Mittelamerika verkürzt die Strecke beispielsweise von der US-Ostküste an die US-Westküste um etwa 12.000 Kilometer und mehrere Wochen Fahrtzeit. Heute ist der Panamakanal eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt. Pro Jahr passieren etwa 14.000 Schiffe den Kanal, etwa sechs Prozent des Welthandels werden durch ihn abgewickelt.
Allerdings könnte der Klimawandel den Kanal in den kommenden Jahren vor ernsthafte Probleme stellen. „Wir haben neue Chancen und Bedrohungen gesehen. Die größte ist der Klimawandel, der uns natürlich betrifft“, sagte der Verwaltungschef des Kanals, Ricaurte Vásquez, Anfang des Jahres. Da in der Region immer weniger Regen fällt, gleichzeitig aber die Temperaturen steigen und damit die Verdunstung zunimmt, sinkt der Wasserstand des künstlichen Gatún-Sees, durch den der Wasserweg führt. Das wirkt sich negativ auf die Schiffbarkeit aus.
Im Norden hingegen öffnet der Klimawandel ganz neue Routen. Weil das Eis am Nordpol schmilzt, ist die Nordostpassage entlang der russischen Küste immer häufiger passierbar. Die Fahrt von Europa nach Asien lässt sich auf dieser Strecke um etwa zehn Tage verkürzen. Umweltschützer warnen allerdings bereits vor Schäden für die empfindlichen Ökosysteme in der Region, sollte der Schiffsverkehr auf der Nordostpassage deutlich zunehmen. tja/dpa