Schiffe müssen CO2-Emissionen erfassen

Das als historisch gefeierte weltweite Klimaschutzabkommen von Paris hat auch weitreichende Konsequenzen für die Schifffahrt.

Die Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO) hat jetzt beschlossen, dass künftig alle Schiffe ihre CO2-Emissionen vollumfänglich erfassen müssen. Der Beschluss sieht vor, dass Reedereien den Brennstoffverbrauch, die zurückgelegte Seestrecke und die Zahl der Betriebsstunden ihrer Einheiten über den jeweiligen Flaggenstaat des Schiffes zur Auswertung an die IMO in London übermitteln.

Der Verband Deutscher Reeder (VDR) begrüßt dieses verbindliche System zur Datensammlung. „In Paris hat sich die Staatengemeinschaft im Dezember auf Klimaschutzziele innerhalb von Landesgrenzen verständigt – jetzt setzen die IMO-Mitgliedsstaa ten den gleichen Kurs für die Schiffe auf den Weltmeeren“, sagte Ralf Nagel, geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des VDR. Dass alle Staaten im IMO-Umweltausschuss trotz der kontroversen Diskussion die verbindliche CO2-Datensammlung beschlossen haben, unterstreiche die Handlungsfähigkeit der IMO als weltweiter Gesetzgeber für die Schifffahrt. „Es ist wichtig, zunächst die CO2-Daten aller Schiffe bei der IMO zu sammeln und zu analysieren“, so Nagel. Erst auf einer soliden Datengrundlage sei die Diskussion über geeignete Ziele und Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen in der Schifffahrt sinnvoll. Die offizielle Annahme der Ergänzung des Meeresumweltschutz-Übereinkommens durch den IMO-Umweltausschuss im Oktober gelte als Formsache. Bis dahin wird der endgültige Wortlaut der Vereinbarung vorliegen. Ab wann die jetzt beschlossene Datenerfassung dann genau umzusetzen sein wird, steht noch nicht fest. Als Starttermin kommt der 1. Januar 2019 infrage. Denn nach der Verabschiedung des Beschlusses gilt eine zehnmonatige Frist, innerhalb der die Mitgliedsstaaten sich doch noch anders entscheiden können; nach Ablauf dieser Frist ist der Beschluss innerhalb von sechs Monaten in nationales Recht umzusetzen – und ab dem darauffolgenden Kalenderjahr könnte es losgehen. Theoretisch kann auch ein offizielles Startdatum festgelegt werden. Die Beteiligten seien aber an einer möglichst schnellen Umsetzung inter essiert, heißt es aus Branchen kreisen.

Nach heute bereits geltenden Vorschriften für Seeschiffe müssen Neubauten schrittweise immer schärfere Effizienzstandards erfüllen und sollen ab dem Jahr 2025 dann 30 Prozent weniger Brennstoff pro Tonnenkilometer verbrauchen. Hinzu kommen Vorgaben für einen energiesparenden Schiffsbetrieb.

Die Marshall-Inseln hatten vor einem Jahr dazu aufgerufen, neue Ziele zu formulieren, um die Emissionen in der Schifffahrt zu senken. Außenminister Tony de Brum führte damals aus, dass der maritime Sektor für zwei bis drei Prozent aller Emissionen verantwortlich sei und das weitere Wachstum der Branche hinsichtlich der Erfüllung der Klimaziele Anlass zur Sorge bereite. Ohne weiteres Eingreifen werde der Anteil der Schifffahrt auf 6 bis 14 Prozent steigen (THB 29. April 2015). Den Vorschlag des Inselstaats, ein verbindliches CO2-Minderungsziel für die weltweite Schifffahrt festzuschreiben, blockte die IMO jedoch ab (THB 19. Mai 2015). fab

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