Piratenangriffe: Niedrigster Stand seit 20 Jahren erreicht

Die Angriffe von afrikanischen und asiatischen Piraten auf die internationale Handelsschifffahrt haben deutlich nachgelassen.

Im dritten Quartal dieses Jahres zählte das International Maritime Bureau (IMB) der Internationalen Handelskammer (ICC) 42 Piratenattacken auf Handelsschiffe. Das sei der tiefste Stand seit 20 Jahren, teilte die ICC jetzt mit. Insgesamt wurden in den ersten neun Monaten 111 Schiffe geentert, fünf entführt, zehn beschossen und 15 Angriffe abgewehrt. Die 141 Vorfälle bedeuten gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres einen Rückgang um 25 Prozent.

Trotz der sinkenden Übergriffe warnt die ICC weiterhin vor der bestehenden Gefahr insbesondere für Seefahrer und Besatzungsmitglieder vor den Küsten Westafrikas und Südostasiens. Dort seien gewaltsame, bewaffnete Entführungen und Geiselnahmen noch besonders verbreitet. Die Piraten brachten in den ersten neun Monaten dieses Jahres 110 Besatzungsmitglieder in ihre Gewalt. Davon wurden 49 gekidnappt, um Lösegeld zu erpressen.

„Wir sind erfreut über die Bemühungen von nationalen und internationalen Behörden sowie der Schifffahrtsbranche, gegen Piraterie vorzugehen“, sagte Pottengal Mukundan, Direktor des IMB, das seit 1991 die Weltpiraterie dokumentiert. Die weiterhin bestehende Gefahr für Besatzungsmitglieder solle jedoch eine Warnung an alle Kapitäne und Behörden vor Ort sein, wachsam zu bleiben.

Ein enormer Rückgang von minderschweren Vorfällen in Indonesien ist einer der Gründe für den aktuellen positiven Trend. Zwar gab es in indonesischen Gewässern noch 34 der weltweit gemeldeten 110 Geiselnahmen in den ersten neun Monaten, allerdings ist die Gesamtzahl der Angriffe von 86 in den ersten neun Monaten 2015 auf 33 im Vergleichszeitraum 2016 gesunken. Zu diesem Rückgang hat nach Angaben des IMB die indonesische Marinepolizei beigetragen. Das IMB wird die Hochrisikoregion weiterhin im Blick haben und dort mit den nationalen Behörden zusammenarbeiten. Auch aus Vietnam wurde ein Rückgang gemeldet.

Nigeria bleibt ein Hotspot für gewaltsame Piraterievorfälle. 2016 wurden in den ersten neun Monaten 31 Angriffe von bewaffneten Gruppen aus den nigerianischen Flussgebieten, Ankerplätzen und Häfen sowie dem Küstenbereich von 118 Seemeilen gemeldet. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es nur zwölf gemeldete Vorfälle. Das IMB geht davon aus, dass die Dunkelziffer zudem weit höher liegt.

Vor den Küsten Somalias wurde im dritten Quartal kein Angriff gemeldet und aus dem Golf von Aden in den ers ten neun Monaten nur ein erfolgloser Piratenüberfall. Gleichwohl kann für das Gebiet keine Entwarnung gegeben werden. Das IMB ruft Kapitäne weiterhin zur Vorsicht bei der Durchfahrt auf und empfiehlt, die Best-Management-Praktiken (BMP) der internationalen Organisationen des Seeverkehrssektors zum Eigenschutz und zur Verhütung seeräuberischer Handlungen anzuwenden.

Das zum IMB gehörende Piracy Reporting Centre (PRC) ist nach eigenen Angaben die weltweit einzige Einrichtung, die rund um die Uhr Berichte über Piraterievorfälle erhält und verarbeitet. Zuletzt hatte bereits das auf Krisenprävention spezialisierte Beratungsunternehmen NYA International mit Sitz in London mitgeteilt, dass die Zahl der Piraterieangriffe im dritten Quartal 2016 gegenüber dem Vorquartal gesunken sei. Das NYO-Fazit: Die international ausgegebenen Sicherheitshinweise bleiben relevant. fab

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