Nach 45 Jahren in die Verwertung

1970 wurde die „Geo Prospector“ in Elmshorn gebaut, Foto: Flickr/ Henry Pattison
Bei dem Altmetallverwertungsbetrieb Gallo Recycling im belgischen Gent wird derzeit ein Stück deutsche Schifffahrtsgeschichte verschrottet: das ehemalige Forschungsschiff „Prospekta“.
Seinen letzten Einsatz absolvierte das 72 Meter lange Schiff unter dem Namen „Geo Prospector“ (IMO 7016981) in der Nordsee für den norwegischen Ölkonzerns Statoil. Dabei diente es zur Pipelinekontrolle zwischen Norwegen und dem europäischen Festland, ehe es im Juni dieses Jahres seine letzte Reise in Gent beendete.
Die „Prospekta“ wurde 1970 auf der Elmshorner Werft D.W. Kremer & Sohn gebaut. Seinerzeit war es das erste in Deutschland gebaute Spezialschiff, das ausschließlich für Aufgaben der industriellen Geophysik vorgesehen war. Betrieben wurde es über 25 Jahre durch die bundeseigene Prakla-Seismos in Hannover, die Bereederung erfolgte von der DG „Neptun“ in Bremen, wobei der Einsatz auf die weltweite Exploration von Lagerstätten ausgerichtet war. An Bord wurden seinerzeit schon Computer für Navigationssysteme, Doppler-Sonar und EM-Logs eingesetzt. Durchgeführt wurden Messungen der Reflexionsseismik, der Gravimetrie und der Magnetik.
Nach einem Verkauf 1995 verkehrte das Forschungsschiff zunächst als „Stevns Calypso“ und wurde dann 1997 von Fugro als „Geo Prospector“ übernommen. Betrieben wurde das Schiff unter Panama-Flagge von Fugro Survey Limited of Aberdeen.
Aufgrund der positiven Erfahrungen mit der „Prospekta“ entstand 1973 als technische Weiterentwicklung das Schwesterschiff „Explora“ auf der Elsflether Werft. Es ist in der Lage, mit seismischen Messungen bis zu zehn Kilometer unter dem Meeresboden nach Öl- und Gaslagerstätten zu suchen. Das 72,60 Meter lange Schiff verkehrt seit 1989 als „OGS Explora“ für das italienische Ozeanografische und Geophysikalische Institut in Triest. Dabei hat es in den vergangenen Jahren auch mehrere Chartereinsätze für die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover gefahren.
Der belgische Verwertungsbetrieb Gallo Recycling, der zuvor unter dem Namen Van Heyghen Recycling firmierte, gehört zu einem der größten europäischen Verwerter von Altmetall und Altschiffen. Jährlich werden dort rund 40 Schiffe unterschiedlicher Größe fachgerecht abwrackt. Der Standort von Gallo, direkt am Gent-Kanal gelegen, ist erst kürzlich in die europäische Liste von zugelassenen Abwrackwerften aufgenommen worden. Neben der Verwertung von mehreren ehemaligen französischen Kriegsschiffen wird dort aktuell auch das ehemalige Hurtigruten-Schiff „Hakon Jarl“ verschrottet. bre/CE