Maersk Line überrascht

Der dänische Reedereikonzern Maersk Line hat für eine Überraschung gesorgt. Nachdem der Marktführer zunächst einen deutlichen Verlust seiner Containersparte zum Jahresabschluss mitgeteilt hat, gab das Unternehmen einen relativ optimistischen Ausblick, führt die Nord/LB in ihrem jetzt veröffentlicht Marktbericht Shipping Compact aus.

Für das laufende Jahr stellte Maersk Line eine deutliche Verbesserung des bereinigten Ergebnisses um eine Milliarde US-Dollar in Aussicht. Das sei vor dem Hintergrund bereits stark reduzierter Kos ten, der anstehenden Eingliederung von Hamburg Süd aber auch mit Blick auf die zuletzt gestiegenen Öl- und Bunkerkosten bemerkenswert.

Basis dieser im aktuellen Marktumfeld sehr positiven Prognose sei die Annahme eines weltweiten Wachstums im Container-Segment zwischen zwei und vier Prozent, heißt es im Marktreport. Während im vierten Quartal 2016 die weltweite Containerflotte aufgrund forcierter Abwrackungen nur um zwei Prozent zulegte, stieg die Nachfrage nach Containern um vier Prozent. Die Nord/LB führt diese Entwicklung jedoch nicht auf eine generelle Markterholung zurück, sondern insbesondere auf Sondereffekte aus der Hanjin-Insolvenz. An dem Ausfall der Transportkapazitäten der ehemaligen Nummer sieben der Top-Liner, die auf einen Marktanteil von drei Prozent kam, habe auch Maersk deutlich partizipiert. Ob die positive Nachfrage am US-Markt nachhaltig ist, bleibe unter Berücksichtigung der geopolitischen Entwicklungen jedoch abzuwarten. Insgesamt seien zwar die Markterwartungen für das Wachstum auf der Nachfrageseite mit denen von Maersk konform. In Anbetracht steigender Ablieferungen an Neutonnage und einer Neuaufstellung der Wettbewerber rät die Nord/LB jedoch zur Vorsicht. Ein Hanjin-Fall werde sich zwar nicht wiederholen. Ob die gebotene Disziplin auf der Angebotsseite nach der Neuaufstellung der Allianzen ausreichen werde, sei noch offen.

Hoher Auftragsbestand

Im Containersektor wurden 2016 nur 81 Orders über insgesamt 204.368 TEU getätigt. Die Investitionshöhe betrug dabei 2,13 Milliarden Dollar. Über den Zeitraum der vergangenen 20 Jahre war nur zum Beginn der Krise 2009 die Menge an Neubaubestellungen geringer. Infolge des Finanzmarktschocks war das Ordervolumen auf 16 Schiffe mit zusammen 60.500 TEU und Investitionen von 0,93 Milliarden Dollar zurückgegangen. Zur Spitze des Hypes 2007 belief sich das Investitionsvolumen hingegen auf 47,76 Milliarden Dollar – bei 558 Schiffsbestellungen mit insgesamt 3,3 Millionen TEU. Während um die Jahrtausendwende noch eine zyklische Entwicklung erkennbar war, zogen die Aktivitäten 2001 deutlich an. Das ist vor dem Hintergrund des WTO-Beitritts Chinas zu dem Zeitpunkt nicht verwunderlich. Diese Blase platzte 2008. Seit 2010 hat sich dann wieder ein Muster in den Bestelltätigkeiten herausgebildet. Nach einem Jahr mit geringer Zahl an Neubauaufträgen wurden im direkten Folgejahr verstärkt Orders vorgenommen. Nach einem recht starken Jahr 2015 mit bestellten 250 Containerschiffen mit zusammen 2,29 Millionen TEU und einem Investitionsvolumen von 19,63 Milliarden Dollar gingen aufgrund der verschärften Wettbewerbssituation und den geringen Ratenniveaus 2016 die Aktivitäten wieder deutlich zurück. Sollte der Markt im bisherigen Muster verharren, ist 2017 wieder mit steigenden Neubestellungen zu rechnen. Aktuell ist allerdings eine Zurückhaltung feststellbar. In den ersten Januarwochen wurden nur drei Bestellungen veröffentlicht. Dabei handelt es sich um drei kleine Schiffe mit jeweils 2150 TEU.

Für die Markterholung ist eine weitere Orderzurückhaltung notwendig, befindet die Nord/LB. Die Auftragsbestände sind unverändert hoch und es kommt eine Vielzahl an Tonnage auf den Markt. Für 2017 sind 1,37 Millionen TEU avisiert. Darüber hinaus sieht die Ertragslage bei der Mehrheit der Unternehmen schlecht aus. Bis auf einige wenige Ausnahmen wurden zuletzt Verluste berichtet. Was bereits bei den Linern Auswirkungen hatte, hat in einem stark fragmentierten Chartermarkt ebenfalls deutliche Einschnitte bei den Marktteilnehmern zufolge. Ratenniveaus an der Grenze der operativen Kosten dürften kaum finanziellen Spielraum für größere Investitionen der „Tonnageprovider“ lassen, heißt es im Marktbericht. fab

Teilen
Drucken

Weitere Inhalte

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben