Griechische Schifffahrt setzt auf Liberia

Bei der Ländergröße auf Platz 107 in der Welt, in der Schifffahrt aber ganz vorn dabei: Liberia, Foto: Hasenpusch
Für die griechische Handelsflotte spielt das Liberia-Schiffsregister eine zentrale Rolle.
Das geht aus dem aktuellem Zahlenmaterial des Greek Shipping Co-operation Committee (GSCC) hervor. Demnach sind derzeit 18 Prozent aller Seeschiffe des Mittelmeeranrainerstaates im Register der westafrikanischen Republik erfasst.
Noch Anfang der 1990er Jahre führten mehr als 80 Prozent der griechischen Frachter ihre blau-weiß gestreifte Landesflagge am Heck. Heute bietet sich ein komplett anderes Bild: Weniger als ein Viertel der Flotte ist im nationalen Register erfasst. Die kostengünstigeren, sogenannten Billigflaggen, darunter auch Liberia, bleiben weiter im Fokus der hellenischen Reeder. Den Zahlen des GSCC zufolge ist der westafrikanische Küstenstaat heute die unangefochtene Nummer eins bei der Wahl des Registers. Und auch für Schifffahrtsunternehmen aus anderen Staaten steht das Liberia-Register hoch im Kurs. Kürzlich gab das Land den Eintrag des 4000. Seeschiffes bekannt (THB 8. Februar 2016). An dieser Entwicklung hatten griechische Reeder einen nicht unbedeutenden Anteil. Binnen Jahresfrist steuerten die Schifffahrtsunternehmen des Mittelmeerlandes Frachter mit mehr als 990.000 BRZ dazu. Für Scott Bergeron, CEO des Liberian International Ship & Corporate Registry (LISCR), ist dieser Zuspruch der Beweis für eine starke Partnerschaft: „Es gibt wohl keine gegenseitig so erfolgreiche Beziehung wie die zwischen griechischen Reedern und dem LISCR.“ Es mache zudem Mut zu sehen, wie gemeinsam die bestehende globale Schifffahrtskrise gemeistert werden könne. Das kürzlich für den Lloyd’s List Award nominierte liberianische Register wehrt sich indes entschieden gegen das Image eines Billigflaggen-Staates („flag of convenience“), in dem Aspekte wie generelle Arbeitsbedindungen und -sicherheit an Bord eher eine nachgeordnete Rolle spielen. Die White List der Hafenstaatkontrolle (Port State Control) zeigt auf: Schiffe unter Liberia-Flagge belegen in dieser Rangordnung Platz 17.
Für die deutsche Reedereiverkehrswirtschaft spielt die Flagge Liberias ebenfalls eine bedeutende Rolle. Wie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) dem THB bestätigte, sind aktuell 834 der 2818 deutschen Schiffe im Liberia-Register verankert. Auf Platz zwei folgt Antigua & Barbuda mit 807 Einträgen. Bemerkenswert: Das portugiesische Register – Standort: Madeira – kommt immerhin auf 207 Frachter mit deutschen Kapitalinteressen.
Hiesige Fördergelder stehen Reedern, die ihre Schiffe in Staaten außerhalb der EU ausflaggen, nicht zur Verfügung. Allerdings besteht der Nachlass auf Tonnagesteuer auch ohne Schwarz-Rot-Gold am Heck. flu