„Erneute Tor-Havarie wäre verheerend“
Die Häufung von Havarien im Bereich der Schleusen des Nord-Ostsee-Kanals (NOK) muss von den zuständigen Fachbehörden als akutes Warnzeichen begriffen werden.
Darüber hinaus müssen zügig Notfallkonzepte erarbeitet und materiell hinterlegt werden. Und möglicherweise müssen die Vorschriften, wie sich die Schiffsführung beim Ein- und Ausschleusen zu verhalten habe, angepasst werden. Auf diese Punkte ließe sich die Rede von Bernd Appel, Vorsitzender des Nautischen Vereins zu Brunsbüttel, zur Lage am NOK zusammenfassen, die der ehemalige Lotse auf dem jüngsten Nautischen Essen in Brunsbüttel gehalten hatte (THB 21. April 2015). Auf der von 260 Gästen besuchten Veranstaltung erhielt Hamburgs alter und neuer Wirtschaftssenator Frank Horch für seine Verdienste um die Unterelbekooperation den Navigare-Preis.
NV-Vorsitzender Appel führte weiter aus, dass mit dem Vorliegen weiterer Untersuchungsergebnisse zu den Havarien möglicherweise auch über eine Ausweitung der Schlepper-Annahmepflicht für den NOK nachgedacht werden müsse. „Wenn dadurch die Wahrscheinlichkeit einer finalen Torkollision verringert werden kann, dürften eigentlich die Kosten für die Schlepperannahme keine Rolle mehr spielen“, so Appel. Denn das steht für ihn fest: „Sollte es eine weitere schwere Torkollision in Brunsbüttel geben, wäre der NOK für mehrere Wochen für größere Schiffe nicht mehr befahrbar.“ Das aber wäre so etwas wie „ein Dolchstoß für den NOK mit weitreichenden Folgen“. Appel verwies in diesem Zusammenhang auf die Vorgehensweise im Panamakanal. Hier müssten alle Schiffe, die in den Kanal einfahren wollen, nicht nur zuvor den Besuch eines In spektorenteams akzeptieren. Auch die Schlepper-Annahmepflichten wurden beträchtlich ausgeweitet.
Die für die Bewirtschaftung des NOK zuständigen Bundesbehörden sieht Appel noch bei zwei anderen Aspekten in der Pflicht: bei der Vorhaltung von Ersatztoren „zu jeder Zeit“ sowie dem Baustart für ein sogenanntes Tor-Instandsetzungsdock im Bereich des Betriebshafens in Brunsbüttel.
Der NV-Chef widmete sich auch der langfristigen Weiterentwicklung der Containerschifffahrt. Er rechnet hier mit wenigen Megahäfen, auf die Großcontainerschiffe konzentriert würden. Die deutschen Küstenländer seien „gut beraten“, sich schon frühzeitig mit entsprechenden Konzepten und Szenarien zu beschäftigen. EHA