Der Nord-Ostsee-Kanal boomt wieder

Hochbetrieb auf dem Nord-Ostsee-Kanal: 30.269 Schiffe (+3,5 Prozent) passierten im vergangenen Jahr die Wasserstraße, Foto: Behling

Auch 2018 müssen Reeder mit weiteren Sperrungen der Schleusenanlagen im NOK rechnen, Foto: Behling
Nach dem schlechten Jahr 2016 ging es 2017 für den Nord-Ostsee-Kanal (NOK) wieder aufwärts. Und auch für 2018 sind die Verantwortlichen optimistisch.
Insgesamt sind gut 86,66 Millionen Tonnen Ladung im vergangenen Jahr durch den Kanal transportiert worden. Das ist ein Plus von 3,5 Prozent gegenüber 2016, wie die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) am Montag in Kiel mitteilte. Damit ist zwar eine Trendwende (thb.info 5. Januar 2018) geschafft. Aber an den bisherigen Rekord von 2008 knüpft das Ergebnis noch lange nicht an: Damals wurden rund 106 Millionen Tonnen Ladung auf der rund 100 Kilometer langen Wasserstraße zwischen Kiel und Brunsbüttel transportiert.
Insgesamt nutzten im vergangenen Jahr 30.269 Schiffe die Passage, 985 Schiffe mehr im Vergleich zu 2016. Die für die Schiffsgröße maßgebliche Bruttoraumzahl stieg insgesamt auf 134,78 Millionen. Im Schnitt transportierte jedes Schiff etwa 5000 Tonnen Ladung. Weiterhin ansteigend ist den auch der Verkehr zu den Häfen innerhalb des NOK. So wurden 2017 rund 6,57 Millionen Tonnen Ladung im Kanal umgeschlagen, nach gut 5,99 Millionen Tonnen 2016. „Die ansteigenden Zahlen belegen, dass der NOK auch vor dem Hintergrund der derzeitigen Rahmenbedingungen ein ausgesprochen gefragter Verkehrsweg ist“, sagte der GDWS-Präsident Prof. Dr.-Ing. Hans-Heinrich Witte.
In West- und Nordeuropa gebe es ein stabiles Wirtschaftswachstum, erklärte der Leiter der Unterabteilung Seeschifffahrt in der GDWS, Jörg Heinrich. Davon profitiere letztlich auch die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt. Auch die deutliche Anhebung der Treibstoffpreise habe Verkehre auf den Kanal gebracht.
„Es sind nach den langen Zeiten der Sperrungen viele Kunden zurückgekehrt, das gilt beispielsweise für viele niederländische Frachter“, sagt Jann Petersen, Geschäftsführer der United Canal Agency (UCA) in Kiel. Die Frachtfähren „Timca“ oder „Pulpca“ sind vor Jahren, als die Wartezeiten vor den Schleusen zu einer unkalkulierbaren Angelegenheit wurden, auf die Skagen-Route ausgewichen. „Diese Schiffe sehen wir jetzt wieder regelmäßiger, weil die Passagezeiten wieder verlässlicher sind. Der Weg um Skagen ist zwar fest planbar, kostet aber mehr Treibstoff und Zeit“, so Petersen weiter.
Weiterhin rückläufig ist aufgrund des Embargos allerdings der Schiffsverkehr von und zu den russischen Häfen. Die Zahl sank von 2497 Schiffen 2016 auf 2251 im vergangenen Jahr. Rückläufig bleibt auch die Zahl der Luxusliner-Passagen. Diese lag 2017 bei 76 – etwa 30 weniger als noch 2013. Hauptgrund ist der Austausch von immer mehr älteren Schiffen durch größere Neubauten mit mehr Kapazitäten. Nachteil: Die Mega-Liner passen meisten auch wegen ihrer Höhe nicht mehr durch den Kanal.
Heinrich geht davon aus, dass es auch 2018 ein moderates Wachstum geben werde. Direktverkehre mit sehr großen Containerschiffen zwischen Häfen in der Nord- und Ostsee werden aber künftig eine größere Konkurrenz darstellen. Diese Schiffe könnten den Kanal nicht einmal bei einem noch größeren Ausbau als geplant passieren.
Die Bausubstanz des Kanals ist zum Teil sehr alt und modernisierungsbedürftig. Daher habe der Erhalt der Bausubstanz die Behörde 2017 „sehr beschäftigt“ betonte der Leiter des Dezernats Management Küste in der GDWS, Karsten Thode. Dazu gehörten die geplanten Sperrungen der Schleusenanlagen in Kiel-Holtenau.
In den kommenden Jahren wird die Erhaltung der Schiebetore an den Schleusenanlagen in Brunsbüttel und Kiel ganz weit oben auf der To-do-Liste stehen. „Die alte Bausubstanz ist und bleibt alt bis wir neue Anlagen haben“, sagte Thode. Es bestehe latent das Risiko, dass Anlagen ausfielen. Es würden alle Anstrengungen unternommen, damit es dazu nicht komme.
Weiter geht es auch beim geplanten Ausbau des Kanals. So seien mit der Baustelleneinrichtungsfläche Flemhude und der Fertigstellung einer wichtigen Baustraße entscheidende Voraussetzungen geschaffen worden. Auch beim Bau der fünften Schleusenkammer in Brunsbüttel sei trotz Schwierigkeiten ein deutliches Vorankommen zu erkennen. Damit Schiffe in Zukunft besser ihre Wartezeiten vor den Schleusen planen können, wird das Meldesystem erweitert. So sollen sie sich künftig acht Stunden vor der geplanten Ankunft an der Schleuse anmelden. Jedes angemeldete Schiff soll dann in eine Liste aufgenommen und in der entsprechenden Reihenfolge eingeschleust werden. Eine Garantie auf eine Schleusung zu einem bestimmten Zeitpunkt gibt es aber nicht. lno/FBi/FB