Brexit-Story – ein „Trauerspiel“

Das Scheitern des Brexit-Abkommens im britischen Parlament hat in der Wirtschaft teils kontroverse Reaktionen hervorgerufen. Auch wenn weiterhin unklar ist, ob und wenn ja in welcher Form sich Großbritannien aus der Europäischen Union verabschiedet, bereiten sich immer mehr Unternehmen auf einen ungeordneten Austritt vor.

Unter den maritimen Akteuren ließ jetzt die Reederei P&O Ferries aufhorchen. Sie wird ihre beiden Flaggschiffe auf der Route Dover–Calais aus dem britischen Register ausflaggen und in Zypern registrieren lassen. Das betrifft die beiden Einheiten „Spirit of Britain“ und „Spirit of France“. Die Schwesterschiffe liegen derzeit bei Blohm & Voss in Hamburg.

Nach Ablehnung des Austrittsabkommens mit der EU durch das britische Unterhaus wachsen derweil in der norddeutschen Wirtschaft die Befürchtungen vor einem harten Brexit. Ein ungeregelter Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union zum 29. März würde vor allem die stark exportorientierten Hamburger Unternehmen mit engen Verbindungen nach Großbritannien stark belasten, warnten Handelskammer und Industrieverband Hamburg (IVH) am Mittwoch. Die deutschen Seehäfen mahnten rasche Klarheit über die Modalitäten des Austritts an. „Die ganze Brexit-Geschichte ist ein Trauerspiel“, sagte ZDS-Hauptgeschäftsführer Daniel Hosseus. Zwar habe sich die Hafenwirtschaft an Nord- und Ostsee auf alle Szenarien vorbereitet. „Doch natürlich liegt ein geordneter Übergang im Interesse aller, wenn es denn sein muss“, so Hosseus.

„Ein harter Brexit ist die schlechteste Lösung“, sagte der Präsident des Norddeutschen Unternehmensverbands Großhandel Außenhandel Dienstleistung (AGA), Hans Fabian Kruse. Besorgt äußerten sich auch die Unternehmensverbände in Hamburg und Schleswig-Holstein (UV Nord). Insbesondere die norddeutsche Industrie sei eng mit dem Königreich verwoben, betonte UV-Nord-Präsident Uli Wachholtz. Egal, ob geordnet oder ungeordnet: „Die Auswirkungen werden unsere Unternehmen deutlich spüren“, so Wachholtz.

Bei einem ungeregelten Austritt werde das Vereinigte Königreich „zum Drittland und es fallen Zölle im grenzüberschreitenden Warenverkehr an“, gab Christi Degen als Hauptgeschäftsführerin der Handelskammer Hamburg zu bedenken. Exporte nach Großbritannien würden deutlich teurer, führte der IVH-Vorstandsvorsitzende Matthias Boxberger aus.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erwartet, dass ein wirtschaftliches Chaos verhindert wird, etwa durch Einzelabkommen für eine Übergangsphase, so DIW-Präsident Marcel Fratzscher. Ein zweites Referendum und somit ein Verbleib in der EU sei sogar ein Stück wahrscheinlicher geworden. Sollte es zum harten Brexit kommen, werde die deutsche Wirtschaft zwar getroffen, aber nicht übermäßig hart und nicht dauerhaft. fab/dpa

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