Arktis könnte zur Hölle werden

Durch das Abschmelzen des Polareises blicken mehr Reedereien auf die Nordwest- und die Nordostpassage. Experten warnen aber wegen eines zu dünnen Rettungsnetzes.

Im Sommer 2016 fuhr mit der „Crystal Serenity“ (IMO 9243667) erstmals ein großes Kreuzfahrtschiff der Luxusklasse durch die Nordwestpassage. Rund 1700 Passagiere waren an Bord des Cruisers, der am 15. August Anchorage in Alaska verlassen hatte. Rund 20.000 US-Dollar zahlten die Passagiere für die Tour durch Pazifik, Arktisches Meer und Atlantik. Diesem hohen Reisepreis stünde aber ein absolut lückenhaftes Rettungssystem gegenüber, bemängeln jetzt Umweltschützer, Sicherheitsexperten und Vertreter der kanadischen Küsten wache.

„Wenn der Schiffsverkehr zunimmt, ist es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis wir in der Arktis ein Unglück erleben, das den Untergang der Titanic in den Schatten stellt“, sagte Tero Vauraste, Chef der finnischen Reederei Arctica. Das halbstaatliche Unternehmen bietet Eisbrecher und Schleppdienste im Arktischen Meer an.

„Zwischen Alaska und Grönland gibt es keinen größeren Hafen“, bemängelt Vauraste weiter. Dies mache Notanläufe großer Cruiser schwierig. Außerdem bedeute dies, dass auch Rettungsschiffe von weither kommen müssten. Die Gefahr, dass bei einer Havarie viele Opfer zu beklagen seien, steige.

Auch Umweltverbände und die kanadische Nationalparkverwaltung, die selbst Reisen in die arktischen Gebiete Kanadas organisiert, bemängelten in jüngster zeit immer wieder den aufkeimenden Nordpol-Tourismus. Während Umweltschützer vor allem auf die sensible Fauna und Flora hinweisen und diese bei einem Schiffsunfall massiv bedroht sehen, ist die Nationalparkverwaltung „Parks Canada“ besorgt, dass ungeregelter Massentourismus dieses ohnehin schon bedrohte Ökosystem zerstören könnte. „Im Gegensatz zur Antarktis fehlen für die Arktis internationale Übereinkünfte und zugegebenermaßen auch ein Rettungskonzept“, sagte Jean-Philippe Degneau von „Parks Canada“. pk

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