150 Carrier werden zu Schrott

Im neunten Jahr der Schifffahrtskrise werden wohl so viele Containerschiffe abgewrackt wie noch nie zuvor. An der Überkapazität ändert das aber nichts.

Rund 150 Containerschiffe sind schon unter den Schneidbrenner gekommen oder sollen noch bis Jahresende abgewrackt werden, lautet das Ergebnis einer Untersuchung der Unternehmensberatung Drewry. Dies werde aber nicht reichen, um den Teufelskreis aus Überkapazität, sinkender Nachfrage und fallenden Raten auch nur ansatzweise zu kompensieren, so die Unternehmensberatung weiter.

Im Vergleich zu 2015 liegen die Verschrottungen bei den Box-Carriern um 100 Prozent höher. „Die Abwrackungen dieser beiden Jahre sind aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. An der durch den Bauboom 2010 bis 2015 verursachten Überkapazität wird dies kaum kratzen“, heißt es in der vorgelegten Untersuchung.

Die Abbrüche verringern die globale Transportkapazität um gut 450.000 TEU. Die durchschnittliche Schiffsgröße liegt bei Einheiten, die 3000 TEU transportieren können. Unter den 150 Frachtern sind so vor allem ältere Schiffe mittlerer Größen, die endgültig aus dem Markt gehen.

Maersk bricht in Indien ab

Die größte Containerreederei der Welt, Maersk Line, hatte im Februar ebenfalls ein umfangreiches Abwrackprogramm zur Bereinigung der Flotte angekündigt. Maersk kooperiert dafür mit vier Abwrackbetrieben im indischen Alang.

Dass die Marktbereinigung beim Schiffsraum nicht zu einer generellen Erholung für die Branche führt, machte auch die am Montag veröffentlichte Gewinnwarnung des größten deutschen Carriers Hapag-Lloyd deutlich (THB 19. Juni 2016). In Hamburg rechnet man aufgrund der immer noch existierenden Überkapazitäten und der niedrigen Fracht raten ebenfalls nicht mit einer Erholung.

Die Lage für viele Eigner ist mittlerweile so verzweifelt, dass Containerschiffe kaum mehr die noch vor einigen Jahren übliche Lebensdauer von 25 bis 30 Jahren erreichen. Mittlerweile sind die in den Schrott gehenden Schiffe durchschnittlich nur noch 15 Jahre alt.

Oft letzte Möglichkeit

Eignern von älteren Containerschiffen bleibt nur, die Einheiten aufliegen zu lassen, sich auf ein extrem niedriges Ratenniveau einzulassen oder aber die Verschrottung.

Die Lage bei den Box-Carriern spiegelt sich in ähnlicher Form bei Bulkern wider. Auch der Massengutmarkt bewege sich derzeit „zwischen Bangen und Hoffen“, hieß es in einem Report der Investmentbank JP Morgan. Viele Schiff fahrtsgesellschaften hatten auf den Rohstoffhunger Chinas gesetzt. Mit dem Abschwächen des chinesischen Wachstums und dem Trend, eigene – chinesische – Reedereien besser auszulasten, müssen auch viele Bulker-Reedereien ihre Überkapazitäten managen. In der Folge steigen hier ebenfalls die Abbrüche. pk

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