Stärke der Privatbahnen hilft auch Häfen

Im schienengeführten Seehafen-Hinterlandverkehr in Deutschland stehen die Signale weiter auf „Freie Fahrt“.

Wie das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE) jetzt in seinem neuen „Wettbewerber-Report Eisenbahn 2017/18“ darlegt, gelingt es den auf dem deutschen Güterbahnmarkt aktiven nichtbundeseigenen Eisenbahnen (NE), bei den Verkehrsleistungen weiter zum Marktführer Deutsche-Bahn-Gruppe aufzuschließen. Damit erweist sich die 1994 erfolgte schrittweise Öffnung des deutschen Güterbahnmarktes aus Sicht des NEE weiter als eine richtige verkehrspolitische Grundsatzentscheidung, die EU-weit gilt. Vom Erfolg der NE-Gesellschaften profitieren auch die verschiedenen deutschen Seehäfen, allen voran Hamburg, zugleich der mit Abstand bedeutendste Eisenbahnhafen in der EU.

Bezogen auf das dem Bericht zugrunde liegende Geschäftsjahr 2016 kamen die privaten Güterbahnen bei der in Tonnenkilometer (tkm) erbrachten Transportleistung im Top-10-Ranking auf einen Marktanteil von rund 41 Prozent. 2016 waren das in absoluten Zahlen etwa 47,5 Milliarden tkm. In der Gruppe der besten zehn Bahngesellschaften auf dem deutschen Markt sind Unternehmen konzentriert, die zum festen Erscheinungsbild in den deutschen Seehäfen gehören.

Der erste Platz wird für das Berichtsjahr 2016 weiterhin von der DB Cargo AG behauptet. Sie kommt auf einen an der tkm-Leistung ausgerichteten Marktanteil von 59 Prozent.

Den zweiten Platz nahm dem Bericht zufolge die Captrain Deutschland ein, eine Tochtergesellschaft der französischen Staatsbahn-Gruppe SNCF. Ihr tkm-bezogener Marktanteil lag 2016 bei 9,7 Prozent. Das NEE weist darauf hin, dass es diesem Unternehmen gelang, seine Verkehrsleistung von 2015 auf 2016 um 57,6 Prozent zu steigern.

Den dritten Platz nimmt die HHLA-Tochtergesellschaft Metrans ein. Ihr Marktanteil pendelte sich im Berichtsjahr auf 6,2 Prozent ein. Das Unternehmen hat sich auf Containertransporte mit dem Schwerpunkt deutsche Seehäfen sowie Mittel- und Südosteuropa spezialisiert.

Zu den Unternehmen, die auch und gerade in den großen deutschen Universalhäfen inzwischen regelmäßig anzutreffen sind, gehört die Schweizer SBB Cargo International. Sie sicherte sich 2016 einen Marktanteil von gut 5,9 Prozent.

Die TX Logistik, ein Tochterunternehmen der italienischen Trenitalia, kam 2016 auf einen Marktanteil von 4,7 Prozent und damit Position 5.

Das Unternehmen RheinCargo, eine Eisenbahntochter der kommunalen Häfen- und Bahnunternehmen in Köln, Neuss und Düsseldorf, repräsentiert mit einem Marktanteil von 3,6 Prozent den sechsten Platz.

BoxXpress, im Jahr 2000 als Gemeinschaftsunternehmen von Reedern, dem international tätigen Terminalbetreiber Eurogate und der TX Logistik gegründet, erreichte 2016 den siebten Platz mit einem Marktanteil auf tkm-Basis von 2,9 Prozent.

Zu den Schlusslichtern in der Aufstellung gehören die private Rurtalbahn Cargo mit einem Marktanteil von 1,3 Prozent (Rang acht), die Havelländische Eisenbahn AG mit einem Marktanteil von 1,1 Prozent (neunter Platz) und die CFL Cargo Deutschland, eine Tochter der Luxemburgischen Staatsbahnen CFL, mit einem Marktanteil von 0,98 Prozent.

NEE-Geschäftsführer Peter Westenberger geht davon aus, dass es den Privaten gelingen wird, ihre Erfolgsgeschichte fortzuschreiben. Dabei sei es ein wichtiges Ziel, Gütermengen vom Landverkehrsträger Lkw auf die Schiene zu verlagern. Um das Ziel zu erreichen, müsse die deutsche Verkehrspolitik jedoch weitere, zukunftsweise Weichenstellungen vornehmen, so Westenberger. Dazu gehören für ihn unter anderem die Halbierung der Trassenpreise, „wirkungsvolle Investitionen in Netzsanierung und -ausbau, die zielgerichtete Unterstützung bei der technologischen Modernisierung sowie eine Bahnreform II“.

Der Hamburger Hafen zählt ebenfalls zu den Nutznießern der Liberalisierung des Schienengütermarktes. Inzwischen haben rund 130 NE-Gesellschaften einen Zugang zum Netz der Hafenbahn, das der Hamburg Port Authority (HPA) gehört. Sie lässt derzeit ein neues Lok-Service-Zentrum bauen, das auf die besonderen operativen Bedürfnisse der verschiedenen NE-Bahnen zugeschnitten ist.

Das NEE wurde 2000 gegründet und zählt heute 45 Mitgliedsunternehmen. Sie beschäftigen gemeinsam rund 4500 Mitarbeiter und erwirtschafteten 2016 einen Umsatz von gut 1,5 Milliarden Euro. EHA

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