Personal krank, Schleuse dicht

Wichtiger Infrastrukturbaustein auch für den Hamburger Hafen: die Elbe-Schleuse in Geesthacht, Foto: Timo Jann

Michael Zeinert, Foto: IHK Lüneburg-Wolfsburg
Nur wenige Tage, nachdem der Hamburger Hafen aufgrund eines gravierenden technischen Störfalls im Elbe-Stauwehr Geesthacht vom Binnenschiffsverkehr auf der Oberelbe und dem sich anschließenden Kanalsystem abgekoppelt war, sorgte zum Ende der vergangenen Woche ein neuer Vorfall für empfindliche Ablaufstörungen bei einigen intermodalen Transportketten.
Doch diesmal waren dafür keine Technikprobleme die Auslöser, sondern Personalmangel bei der Wasserstraßenverwaltung. „Krankheit, Urlaub … extremer Personalmangel“, so Tilman Treber, der Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) in Lauenburg. „Deshalb muss eine Schicht ausfallen“, sagte er dem THB. In der Folge dieses Personalengpasses mussten gleich mehrere Schiffe ihre Weiterfahrt unterbrechen.
Zu den erneut Betroffenen gehörte auch die Deutsche Binnenreederei (DBR). Sales-Manager Heiko Tominski sagte dem THB, dass vom Schleusen-Stillstand ein gutes halbes Dutzend Schiffe kurzfristig betroffen war. Eigentlich wollte das Unternehmen die Rückstände nach dem Fast-Dammbruch am Stauwehr aufgearbeitet haben, doch dann traten die neuen Probleme auf, so Tominski. Binnenschiffe von und nach Hamburg würden so ihre Anschlüsse verpassen, Ladungspartien müssen kos tentreibend zwischengelagert werden und träfen verspätet bei den Kunden ein. Tominski: „Das ist für die Branche fatal.“ Und weiter: „Es muss sich doch Personal finden, notfalls von anderen Schleusen.“
Die Negativmeldungen aus der Wasserstraßenverwaltung lösen indes bei der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg und der IHK Lübeck Fassungslosigkeit aus. Michael Zeinert, Hauptgeschäftsführer der IHK Lüneburg-Wolfsburg, warnt in der Perspektive vor schwerwiegenden Folgen für den Wirtschaftsstandort Norddeutschland und auch für die Binnenschiffsbranche im Besonderen. Er fragt: „Wie sollen Unternehmen ihre Güter auf die Wasserstraße verlagern, wenn der Transport nicht zuverlässig gesichert ist?“
Und auch Rüdiger Schacht, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK zu Lübeck, mahnt Berechenbarkeit an: „Jeder Transport, der durch Ausfallzeiten der Schleusen unterbleibt, bedeutet für die Binnenschiffsunternehmen und deren Kunden erhebliche Kostensteigerungen und Ärger und schwächt zudem den Verkehrsträger Binnenschiff insgesamt.“
Die beiden IHK betonen weiter, dass der Bund in der Verantwortung stehe, ausreichend Personal für den Betrieb der Wasserstraßen zur Verfügung zu stellen. Es dürfe nicht von Urlaubsplanungen und Krankheitsausfällen abhängig sein, ob Güter in einem weltweiten Logistiknetzwerk ihren Bestimmungsort erreichten oder nicht.
Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) fordert indes in einem „Brandbrief“ an GDWDS-Präsident Prof. Dr. Hans-Heinrich Witte, dass es absolut unzumutbar sei, dass zusätzlich zu den ohnehin zahlreichen technisch bedingten Schleusensperrungen infolge der maroden Infrastruktur nun auch noch personalbedingte Sperrungen hinzukämen.
Die Elb-Schleuse Geesthacht passierten 2018 gut 14.000 Binnenschiffe. EHA/tja