Hamburgs Hafenwirtschaft setzt auf neuen KV-Terminal

Teilnehmer der Podiumsdiskussion auf dem „DIALOG.Schiene.Südwestfalen“ in Siegen, Foto: Hafen Hamburg Marketing
Das wachsende Güterverkehrsaufkommen bedeutet Chancen und Herausforderungen für den Transport auf der Schiene.
Darum ging es kürzlich beim „DIALOG.Schiene.Südwestfalen“ mit rund 200 Teilnehmern im Tagungs- und Kongresszentrum Siegerlandhalle in Siegen. Veranstalter waren die KSW Kreisbahn Siegen-Wittgenstein GmbH, Hafen Hamburg Marketing (HHM), DB Schenker Rail Deutschland AG, BVL Bundesvereinigung Logistik e.V. und die IHK Siegen. Gastgeber und Vertreter aus Wirtschaft, In stitutionen und Verbänden sprachen sich in ihren Beiträgen und der anschließenden Diskussionsrunde für eine bessere Eisenbahnanbindung der Region Südwestfalen aus. Die im nächsten Frühjahr bevorstehende Eröffnung des neuen Terminals für den Kombinierten Verkehr (KV) in Kreuztal wurde von den Referenten und Zuhörern als ein sehr positives Signal für eine bessere Verkehrsanbindung der Region im Güterverkehr begrüßt.
Aus Sicht des Hamburger Hafens wird mit der Inbetriebnahme des neuen Containerterminals in Kreuztal die Anbindung der Region Südwestfalen enorm verbessert. Die in Südwestfalen stark vertretene Montanindustrie erhält mit dem neuen KV-Terminal bessere Verlademöglichkeiten. Mit einem jährlichen Verkehrsaufkommen von rund 500.000 TEU (20-Fuß-Standardcontainer) ist Nordrhein-Westfalen die zweitwichtigste Region im Container-Hinterlandverkehr des Hamburger Hafens. Verlader und Speditionen aus Nordrhein-Westfalen nutzen das dichte Netz an weltweiten Liniendiensten via Hamburg für die globale Verteilung von Im- und Exportwaren, darunter überwiegend Handelswaren und Kaufhausgüter, Metalle und Metallerzeugnisse, Maschinen und Ausrüstung, Fahrzeuge sowie Nahrungs- und Genussmittel.
Die Gemeinschaftsveranstaltung brachte auch zahlreiche Unternehmensvertreter zusammen, die sich neben der laufenden Neuausrichtung des DB-Einzelwagenproduktionssystems für intermodale Transportlösungen interessierten, die für Verlader ohne eigenen Gleisanschluss im Zusammenhang mit dem neuen KV-Terminal Kreuztal ganz neue Möglichkeiten bei der Organisation ihrer Transportketten in Richtung Seehafen Hamburg oder andere Ziele bieten. Angebote und neue Wege zur Mengenverlagerung von der Straße auf die Schiene waren ebenfalls wichtige Themen.
Andreas Müller, Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein, erklärte: „Mit dem Neubau des KV-Terminals in Kreuztal investieren wir acht Millionen Euro in eine Anlage mit zwei Umschlaggleisen, einem Abstellgleis und einer 370 Meter langen Lärmschutzwand. Damit können erstmals auch die Unternehmen im Dreiländereck von Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz die Schiene nutzen, die über keinen eigenen Gleisanschluss verfügen. Neue Verlademöglichkeiten erhalten dann Konsumgüterhersteller wie die Brauerei Krombacher, oder Hersteller industrieller Halb- und Fertigerzeugnisse, zum Beispiel Automobilzulieferer. Diesen Firmen steht mit dem Terminal Südwestfalen eine leistungsfähige Umschlaganlage für Container, Wechselbrücken und Sattelauflieger im Kombinierten Verkehr Straße/Schiene zur Verfügung, die eine Kapazität von rund 45.000 Container pro Jahr bietet“, so Müller. Auch die Referenten Dr. Rajmund Gatzka, Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW, Michael Pirschel von der Hamburger Wirtschaftsbehörde und Wolfgang Bohrer (DB Netz AG) gaben einen umfassenden Überblick zum Ausbau und den Potenzialen des Schienengüterverkehrs in der Region.
Diese und weitere Herausforderungen im Seehafenhinterlandverkehr mit der Region Südwestfalen wurden in der von Melanie Graf, character PR, moderierten Podiumsdiskussion erörtert. Mit dabei waren Günter Miksch, Regionalvertrieb Deutschland der DB Schenker Rail AG, Michael Kröhl, Vorsitzender des IHK-Arbeitskreises „Verkehrswirtschaft“ der IHK Siegen, Christian Betchen, Leiter Güterverkehr der KSW Kreisbahn Siegen-Wittgenstein GmbH, Ingo Egloff, Vorstand Hafen Hamburg Marketing e.V., und Dr. Christian Grotemeier, Leiter Inhalte, Wissen, Forschung der Bundesvereinigung Logistik e.V.
„Mit dem Bau des neuen KV-Terminals in Kreuztal erhält Südwestfalen eine optimale Anbindung an Deutschlands größten Universalhafen. Güter im Export und Import gelangen über Kreuztal schnell und umweltfreundlich auf der Schiene nach Hamburg und von dort in die Region Südwestfalen“, erklärte Egloff. „Rund 79 Prozent der Containertransporte zwischen Hamburg und Nordrhein-Westfalen werden zurzeit per Lkw abgewickelt, etwa 19 Prozent entfallen auf die Bahn. Mit Inbetriebnahme des KV-Terminals in Kreuztal wollen wir auch den Bahnanteil am Modal Split ausbauen. Wir würden uns wünschen, auch im Hinterlandverkehr mit Nordrhein-Westfalen eine ähnlich hohe Quote wie mit Bayern zu erreichen, wo heute schon mehr als 70 Prozent der Seehafentransporte auf der Schiene laufen“, sagte Pirschel. FBi