Elbe-Stauwehr wird Dauer-Problembereich

Foto: Timo Jann, Aufstieg unmöglich: Eine der beiden Fischtreppen, die nun funktionslos sind
Auf dem knapp 60 Jahre alten Wasserbauwerk „Staustufe Geesthacht“ ruht kein rechter Segen. Nachdem Anfang August nur durch Zufall und einen großen Krafteinsatz ein Dammbruch im Bereich der Fischaufstiegstreppe verhindert werden konnte, zeichnen sich jetzt neue Probleme ab.
Über deren Anbahnung hatte der THB bereits vor gut einem Monat berichtet. Es ging damals um eine in Schräglage geratene Spundwand, die in der Zwischenzeit mit Hunderten Kubikmetern Sand notdürftig gegen ein weiteres Ausbuchten abgesichert wurde.
Doch die Bauarbeiten gehen weiter, ergaben Recherchen des THB vor Ort. Hier zeigte sich unter anderem: Die an beiden Ufern befindlichen Fischaufstiegshilfen haben ihre Funktionen eingebüßt. Der großen Fischtreppe fehlt die im Zuge der Dammsicherung zugeschüttete Lockströmung, die kleine Fischtreppe musste gar komplett verfüllt werden.
„Diese Maßnahme war alternativlos, uns blieb keine andere Option“, erklärt Martin Gellner, stellvertretender Leiter des zuständigen Wasserstraßen- und Schifffahrts amtes (WSA) in Lauenburg auf THB-Anfrage. Und das hat Folgen für die Elbfische: Sie erreichen nämlich ihre natürlichen Laichgebiete nur noch eingeschränkt, weil sie nur noch mit Schwierigkeiten das Stauwehr überwinden können.
Die Spundwand, die nach ersten Experteneinschätzungen aufgrund zu hohen Bodendrucks 40 Zentimeter aus der Flucht geraten war, fängt das Gelände an einem Stützpfeiler ab. Die Stahlwand war eingebaut worden, um die 1998 in Betrieb genommene kleine Fischtreppe am Süd ufer der Elbe bauen zu können. Doch da, wo sonst vor allem kleine Fische gegen den Strom schwimmen konnten, liegen jetzt tonnenweise Sand und Kies. Mit Sand gefüllte große Bigbags stabilisieren die Spundwand und blockieren so den Zulauf von der Oberelbe aus. Gellner weiter: „Die Aufschüttung wurde erforderlich, weil die Spundwand anscheinend im Boden nicht genug Halt hatte. Das ist eine akute Sicherungsmaßnahme.“ Die Planungen einer Reparatur laufen laut Gellner aktuell in enger Abstimmung mit dem Neubauamt der Wasserstraßenverwaltung, die eine Sanierung des Stauwehrs plant. Zum weiteren zeitlichen Ablauf könne er derzeit noch nichts Verbindliches sagen, so Gellner weiter.
Derweil sind Arbeiter am nördlichen Ufer dabei, den im August gesicherten abgerutschten Damm winterfest zu machen. „Wir müssen zusehen, dass uns der Bereich bei Hochwasser nicht wegspült“, berichtet Gellner. Dazu sollen die circa 4000 Tonnen eingebauter Kies mit Vlies abgedeckt und mit Wasserbausteinen belegt werden.
Das Stauwehr Geesthacht befindet sich direkt am Scharnier der Elbe, die hier sowohl Sturmfluten von der Nordsee wie Hochwasser von oben ausgesetzt ist. Weil die kleine Aufstiegshilfe keine nennenswerte Funktion nachweisen konnte, wurde durch den Energiekonzern Vattenfall als ökologische Ausgleichsmaßnahme für den Bau des Kohlekraftwerks in Hamburg-Moorburg am Nordufer des Stauwehrs Europas größte Fischtreppe gebaut. Sie wurde 2010 in Betrieb genommen. Nach Einschätzung von Experten dürften die Wasserrinnen für die Lockströmung den Damm unterspült und zu dem massiven Schaden geführt haben.
Die eigentliche Sanierung des rund 60 Jahre alten Stauwehrs ist ab dem Jahr 2021 geplant. Das WSA plant unter anderem neue Tore für die 50 Meter breiten Wehrfelder. Die Baukosten werden auf etwa 167 Millionen Euro geschätzt. Die Bauzeit soll 16 Jahre betragen.
Durch den Ausfall des Stauwehrs konnte das Schiffshebewerk in Scharnebeck im Zuge des Elbe-Seiten-Kanals (ESK) über eine Woche lang nicht arbeiten. Der Binnenschiffsverkehr von und nach dem Hamburger Hafen auf der Elbe kam damit zum Erliegen. tja/EHA