Container ohne Kommando - Wenn Strandgut zur Plage wird

Erst Holzbalken, dann unzählige Überraschungseier und schließlich tonnenweise Plastikmüll: Mit dem Strandgut ist das so eine Sache. Mal müssen Insulaner brauchbares Bauholz liegenlassen, angeschwemmte Ü-Eier dürfen sie jedoch mitnehmen.
Und für Plastikmüll ist zunächst niemand zuständig. Wenn Schiffscontainer in der Nordsee über Bord gehen und mit ihrer Fracht an die kilometerlangen Sandstrände der ostfriesischen Inseln treiben, gibt es am Festland erstmal Kompetenzgerangel. Darüber sind inzwischen einige Inselvertreter stocksauer.
Unerwartete Geschenke kamen nach Weihnachten aus dem Meer, als Winterstürme knapp 20 Container von Frachtern in die Nordsee rissen. Aus den gesunkenen und aufgeplatzten Stahlboxen stiegen abertausende von bunten Ü-Eiern (ohne Schoko-Überzug) auf, die nach Langeoog drifteten. Die Plastik-Eier-Schwemme bescherte der Insel zunächst internationale Schlagzeilen, das Medienecho über die witzige Fracht aus dem Meer reichte bis zur "Washington Post".
Doch schon bald nach dieser kostenlosen globalen Werbung für die Urlaubsinsel verging Bürgermeister Uwe Garrels (parteilos) das Lachen. Denn Ü-Eier, Legosteine und zentnerweise Plastikstreifen werden zur handfesten Umweltverschmutzung. Zunächst hafen Urlauber in den Weihnachtsferien beim Aufräumen, doch danach müssen Mitarbeiter der Kommune und eine Entsorgungsfirma ran. Mittlerweile werden die Kosten der Sammelaktion auf 30.000 Euro geschätzt.
Versicherer hat schnell reagiert
"Der meiste Müll ist inzwischen weg, doch für die Zukunft müssen wir einen besseren Weg finden", sagt Garrels. Er will eine schnelle und unkomplizierte Lösung mit lokalen Akteuren, erst danach soll die Kostenfrage geklärt werden. In diesem Fall hat der Versicherer die Übernahme zugesichert, weil sich die Ladung seinem Schiff zuordnen ließ.
Ähnlich kompliziert läuft die Bergung der Container ab, die samt ihrer Ladung Bauholz an vier Inseln strandeten. Neue Winterstürme und Sturmfluten verzögern derzeit die Bergung und zerschlagen die Container. Holzbalken verteilen sich erst am Strand, dann auf Uferbefestigungen. Zuletzt trieben sie auch bei Hochwasser wieder zurück ins Meer, wo sie eine Gefahr für Schiffe darstellen.
Eine schnellere Bergung wäre möglich gewesen, heißt es auf Wangerooge. Doch der Griff ans Holz ist untersagt: Der Zoll hat zunächst ein Verfügungsverbot erlassen, da Einfuhren in die EU verzollt werden müssen.
Insulaner nicht alleine lassen
Die Insulaner könnten die Probleme nicht alleine lösen, sagt Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne). Der Bund müsse schneller aktiv werden. Und dass es anders geht, hat der Bund schon vor 19 Jahren bewiesen: Damals trieb der Holzfrachter «Pallas» brennend in der Nordsee und strandete vor der nordfriesischen Insel Amrum. Als Konsequenz aus den unklaren Zuständigkeiten damals wurde das Havariekommando in Cuxhaven gegründet. Seitdem gilt bei Schiffsunfällen das Motto: "Alles hört auf ein Kommando." (lni)