Umstrittene Hafenautobahn kommt voran

Nach jahrzehntelanger Vorplanung könnte ab 2023 mit dem Bau der für den Hafen- und Logistikstandort Hamburg so bedeutsamen Querachse zwischen den Autobahnen A7 (Elbtunnel) und A1 (Lübeck) begonnen werden.

Für die neue „A26-Ost“ will die zuständige Wirtschaftsbehörde jetzt das Planfeststellungsverfahren für den ersten Bauabschnitt einleiten. Die „Hafenpassage“ (thb.info 2. März 2017), so eine weitere Bezeichnung der Beamten für die knapp zehn Kilometer langen Strecke, die in Höhe der Autobahnanschlussstellen Moorburg (A7) und Stillhorn (A1) verlaufen wird, soll dabei in besonderer Weise dem Lärmschutz Rechnung tragen. Das ist das Ergebnis verschiedener, im Vorfeld geführter Bürgerinformationsveranstaltungen. Denn die Strecke passiert neben Hafen- und Industriebereichen auch sensible Wohnbebauung, ganz besonders auf der Insel Wilhelmsburg. Ob es mit dem Baubeginn ab 2023 klappt, hängt aber auch davon ab, ob und wie gegen das Vorhaben geklagt wird.

Nach THB-Informationen wird nunmehr zwischen der Bundesstraße 75 („Wilhelmsburger Reichsstraße“) bis zur Anschlussstelle Stillhorn die Autobahn auf gut 1,3 Kilometer unter einem „Deckel“ verschwinden, der seinerseits für eine Wohnbebauung bestimmt ist. Ursprünglich war nur auf gut 400 Metern eine Untertunnelung der Trasse geplant, auch weil der Baugrund auf diesem Teil der Strecke aufgrund der Nähe zur Süderelbe sehr schwierig ist. Zudem ist ein weiterer Lärmschutz in der Nähe der A1 im Bereich der Anschlussstelle Stillhorn geplant. Gerade dieser Teil der zehn Kilometer langen A26 ist besonders sensibel, da hier viele Menschen leben, zum Beispiel in der in den 1970er Jahren ausgebauten Siedlung Kirchdorf-Süd. Mit dem Bekanntwerden der Baupläne zur A26 Ost hatte sich bereits heftiger Protest dort lebender Bürger geregt, was sich auf den verschiedenen Informationsveranstaltungen der Wirtschaftsbehörde zum Autobahnbau offenbarte. Dabei erhielten – und erhalten – die Bürger aktive Unterstützung von den verschiedenen Umweltverbänden. Ihre Ablehnung wird vor allem mit dem erwarteten hohen Verkehrsaufkommen begründet.

Klar ist mit dieser neuen, deutlich erweiterten Deckellösung auch, dass sich die Baukosten des fast 40 Jahre als „Hafenquerspange“ bezeichneten Projekts deutlich erhöhen dürften. Denn im Falle der Bestandsautobahn A7 werden ja inzwischen verschiedene „Autobahndeckel“ gebaut, bei denen der ursprüngliche Kostenrahmen nicht mehr eingehalten werden kann. Für die A 26 Ost waren bislang rund 900 Millionen Euro veranschlagt. Die hohen Baukosten sind auch der Tatsache geschuldet, dass für diese im neuen Bundesverkehrswegeplan (BVWP 2030) hinterlegte Fernstraße eine neue, weitere Brücke über die Süderelbe entstehen muss. Sie wird im Abstand von nur wenigen hundert Metern Entfernung vom künftigen Kattwyk-Brücken-Duo entstehen. Darüber hinaus solle die A26 Ost über eine weitere Teilstrecke auf Stelzen geführt werden, wie es im Falle der A7 von den Anschlussstellen Heimfeld bis zum Elbtunnel bei Waltershof bereits der Fall ist.

Vom Bau der Autobahn versprechen sich die Hafen- und Logistikwirtschaft, die Wirtschaftsbehörde und die Hamburg Port Authority (HPA) sowohl einen wirksamen Beitrag zur Entlastung des bisherigen Hafentransitverkehrs als auch des Verkehrs durch die Hamburger Innenstadt. Denn die leidet seit Jahren auch unter dem hohen Schwerlastverkehranteil, der die Stadtstraßen dazu nutzt, um zum Beispiel von der A1 zur A7 zu kommen oder umgekehrt.

Die Entlastung für den Hafen wird langfristig wichtig, da für die Mitte der 1970er Jahre gebaute Köhlbrandbrücke um 2030 herum ein Ersatzbau entstehen muss. Für diesen Fall müsste dann jedoch eine leistungsstarke Ersatzquerung zur Verfügung stehen, und zwar in Ergänzung zu einer der beiden Kattwyk-Hubbrücken, die in direkter Nachbarschaft zum Kohlekraftwerk Moorburg stehen. Dank der künftig zwei Kattwyk-Brücken können die Verkehrsströme künftig getrennt werden, in reinen Schienen- und in Straßenverkehr.

Bei der Hamburger Handelskammer freut man sich über die Einleitung des Planfestellungsverfahrens, weil damit in der Perspektive eine wirksame Verbesserung des Verkehrsflusses im südlichen Bereich des Großraums Hamburg erreicht werden kann. Dirk Asmus, Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr der Handelskammer Hamburg, stellt fest: „Wir begrüßen sehr, dass der für die Hamburger Wirtschaft so wichtige Lückenschluss zwischen A1 und A7 im Hafengebiet nun in greifbare Nähe rückt.“

Das Handelskammer-Plenum fordert die Politik und Verwaltung indes dazu auf, bereits „in der Planungsphase einen Dialog mit den vom Bau betroffenen Unternehmen zu führen und ein innovatives Baustellenmanagement vorzusehen“. Es sei besonders wichtig, dass die neue Hafenpassage gut an das innerstädtische Hauptverkehrsstraßennetz angebunden werde, um so eine hohe Bündelungswirkung zu erreichen. Zudem müssten die Interessen der Unternehmen gewahrt bleiben, die temporär während der Bauphase oder dauerhaft von der neuen Infrastruktur betroffen seien.

Insbesondere für diese Unternehmen sei ein fairer Ausgleich sicherzustellen. Für die Bauphase schlägt die Handelskammer ein innovatives Baustellenmanagement vor, das einen Drei-Schicht-Betrieb, eine Sechs-Tage-Woche oder eine Belieferung der Baustellen mit Fertigteilen über die Wasserstraße vorsehen könne. „Die Entlastung von Hauptverkehrsstraßen in Wilhelmsburg, der zusätzliche Lärmschutz sowie die Schadstoffreduktion in großen Teilen des Hamburger Südens müssen vor Ort kommuniziert und herausgestellt werden“, so Asmus weiter. Außerdem müsse für die Köhlbrandbrücke frühzeitig ein Ersatzbauwerk geplant werden, um eine Überlastung der neuen Hafenautobahn zu vermeiden. EHA

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