Spagat zwischen Hafen und Olympia

Nach der Entscheidung zum Bau der HafenCity auf dem nördlichen Elb ufer und der Aufhebung des Feihafenstatus steht Deutschlands größter Universalhafen vor einer weitern tiefgreifenden Veränderungen innerhalb eines Zeitraums von 15 Jahren.

Diesmal gehen die entscheidenden Impulse vom Sport aus: Denn der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) gab am Montagabend bekannt, dass er seinen Mitgliedern auf ihrer Sitzung am kommenden Sonnabend empfehlen werde, dass sich Deutschland mit Hamburg um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2024 oder 2028 bewerben solle. Direkter Mitbewerber Hamburgs war Berlin.

Sollte sich Deutschland und damit Hamburg im internationalen Rennen durchsetzen ein weiterer ernst zu nehmender Kandidat ist die US-Stadt Boston , dann hieße das: Teile des östlichen Hafens rund um den Kleinen Grasbrook müssten als Hafen-, Logistik- und Industriefläche aufgegeben und die Unternehmen sowie die damit verbundenen Arbeitsplätze umgesiedelt werden.Es geht immerhin um rund 2000 direkt betroffene Jobs.

Zu den Firmen, die von einer Flächenumwidmung in besonderer Weise betroffen wären, gehören unter anderem die HHLA sowie verschiedene Lagerei- und Speditionsbetriebe. So betreibt die HHLA hier beispielsweise ihren erst vor gut zehn Jahren umfassend modernisierten O

 

Swaldkai oder das gut 40 Jahre alte Überseezentrum (ÜZ). Am O

 

Swaldkai operiert die HHLA-Tochter Unikai, an der auch die italienische Grimaldi-Gruppe beteiligt ist. Bereits in den zurückliegenden Monaten hatte die Hafenwirtschaft deutlich gemacht, dass eine Olympia-Ausrichtung nicht dazu führen dürfe, die Substanz von Deutschlands größtem Universalhafen zu schwächen. Unternehmen müssten adäquate und zugleich auch bezahlbare Ersatzflächen an anderer Stelle im Hafengebiet zur Verfügung gestellt werden. Zwar gibt es im Westen des Hafens, in den Dörfern Moorburg und Francop, noch Flächen, die Bestandteil des (potenziellen) Hafennutzungsgebietes sind. Dass sie allerdings für Hafenzwecke genutzt werden, gilt derzeit eher als unwahrscheinlich, weil dies gerade von den Umweltschutzverbänden nicht akzeptiert würde. Zudem sind die Erinnerungen an die Ausein andersetzungen um eine Umwidmung des ehemaligen Fischerdorfes Altenwerder noch recht frisch. Seit 2002 stehen dort, wo das alte Dorf existierte, ein Containerterminal sowie ein Güterverkehrszentrum (GVZ). Auch gilt es als äußerst unwahrscheinlich, dass ein künftiger SPD-Grünen-geführter Hamburger Senat einem solchen Expansionsplan zustimmen würde. Daher scheint es eher vorstellbar, dass der sogenannte Mittlere Freihafen für eine Um- und Neuansiedlung der Bestandsbetriebe stärker her angezogen wird.

Die Wirtschaft in der 1,7-Millionen-Einwohner-Metropole ist indes mehrheitlich auf Olympia-Kurs. Vor allem die einflussreiche Handelskammer Hamburg hatte in den zurückliegenden Monaten ein wahres Olympia-Begeisterungsfeuer entfacht. Ihr Präses, Fritz Horst Melsheimer, stellte jedenfalls klar: Die Empfehlung des DOSB-Präsidiums ist eine großartige Bestätigung des Hamburger Konzeptes, die wir mit Freude aufgenommen haben. Nun schauen wir gespannt auf die Mitgliederversammlung am 21. März und hoffen, dass alle Mitglieder der Empfehlung folgen werden; ein einmütiges Votum für Hamburg würde der deutschen Bewerbung einen starken Anschub geben. Wir sehen uns durch die Empfehlung darin bestätigt, das Thema Olympia als Vertretung der Hamburger Wirtschaft konsequent verfolgt und gemeinsam mit Stadt und Sport gefördert zu haben.

Aus Sicht der Vereinigung Hamburger Schiffsmakler und Schiffsagenten e.V. (VHSS) muss die Olympia-Bewerbung Hamburgs dazu genutzt werden, um den schwelenden Konflikt zwischen der Wohnbebauung und der gewerblichen Flächennutzung im Hafen zu klären. VHSS-Geschäftsführer Dr. Alexander Geisler erklärte dem THB auf Anfrage: Seit Jahren rückt die Wohnbebauung an die operativen Hafenbetriebe heran. Aus unserer Sicht darf dieses aber nicht zu Einschränkungen für die Schifffahrt oder die Hafenbetriebe führen. Hier bedarf es dringend einer Klarstellung dahingehend, dass nicht die Hafenbetriebe oder Schiffe, sondern die Wohnungen die Störer sind. Oder anders ausgedrückt: Wer am Hafen baut und wohnt, der muss auch den mit dem Hafen verbundenen Lärm und andere Emissionen in Kauf nehmen. Das gelte auch für eine mögliche Nutzung von Hafenflächen für die Olympiade. EHA

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