Schlick: Natur pur, aber in den Häfen nicht erwünscht

Schlick ohne Ende: Von der Ems bis zur Elbe zieht sich an der Nordseeküste die zähe Masse - und bietet besonders im Wattenmeer Nahrung für Millionen von Lebewesen. Was der Natur nützt, bereitet allerdings in vielen Häfen Probleme.

Derzeit hat es die Insel Juist besonders getroffen. Fährschiffe haben dort bei Niedrigwasser kein Wasser mehr unterm Kiel. Es müsste eigentlich wieder gebaggert werden - zum zweiten Mal in diesem Jahr, denn schon im April holte ein Arbeitsschiff tonnenweise Schlick aus dem Hafenbecken. Das kostet die kleine Inselkommune bis zu 70.000 Euro - "kein Pappenstiel", ärgert sich Bürgermeister Dietmar Patron (parteilos).

Seit drei bis vier Jahren sammelt sich zunehmend Schlick in dem kleinen Hafen, der vor acht Jahren aufwendig modernisiert wurde. Besonderheit auf Juist mit seinen 1700 Einwohnern: Kein anderer Inselhafen liegt so nahe am Hauptort wie hier. Das macht auch den direkt angrenzenden Jachthafen für Segler und Motorbootfahrer interessant. Nur fünf Minuten Fußweg sind es von hier zum Hauptbadestrand, noch schneller sind Restaurants, Cafés, Kneipen und Geschäfte zu erreichen.

Doch auch der Jachthafen verschlickt und beschert dem Segel-Klub regelmäßig hohe Kosten. 30.000 Euro haben im Frühjahr die Räumarbeiten mit einem Spezialschiff gekostet. Der Verein hatte zuvor die Schließung der Steganlage für rund 160 Boote angedroht, weil die Gemeinde den Einsatz des Räumbootes verbieten wollte: Es hätte Sedimente aufgewirbelt und in den Gemeindehafen gespült.

Früher wurde mehr gebaggert

"Früher wurde mehr gebaggert, weil es mehr Flächen gab", erinnerte sich Olaf Weers vom Segelverein an frühere Zeiten. Damals konnte Baggergut auf See verklappt oder auf Insel-Spülfelder geleitet werden. Mit den Schutzgebieten im Nationalpark Wattenmeer seien diese Flächen jedoch knapp geworden. Zudem könne das kleine Baggerschiff die Klappstelle auf See nicht mehr erreichen, und Spülflächen am Festland seien recht teuer.

Gemeinde und Segelhafen müssen neben dem weichen Schlick auch mit dem darunter liegenden Sand klar kommen. Bürgermeister Patron kann Schäden für größere Fährschiff nicht ausschließen, wenn diese bei Niedrigwasser schief auf hartem Sandboden liegen und sich die Rümpfe verbiegen. "Der Schlick muss regelmäßig weg, und alle paar Jahre eigentlich auch der Sand", warnte Weers.

Das Schlick- und Sandproblem sorgt auch an anderen Küstenorten für Probleme, etwa im Sielhafen Fedderwardersiel im Kreis Wesermarsch. Anwohner sehen veränderte Strömungen wegen der Vertiefung der Weser als Ursache. Extreme Verhältnisse herrschen schließlich an der immer wieder ausgebaggerten Ems: Dort wird mit der Flut mehr Schlick hinein als mit der Ebbe wieder heraus transportiert. Das Land arbeitet derzeit an einem Masterplan zu Sanierung des sauerstoffarmen Flusses. Aufwand und Kosten sind auch hier nicht abzusehen. lni

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