Massengut verhindert noch höheres Minus

Chinas schwächerer Außenhandel und die Russland-Krise haben auch den Hamburger Hafen weiter erheblich belastet.

Der Containerumschlag sank im vergangenen Jahr um 9,3 Prozent auf 8,8 Millionen TEU. 2014 waren es noch 9,7 Millionen TEU. Die Abfertigung von Seegütern ging um 5,4 Prozent auf 137,8 Millionen Tonnen zurück. Das teilte die Marketinggesellschaft (HHM) von Deutschlands größtem Universalhafen am Mittwoch in der Hansestadt mit. Ein noch höheres Minus verhinderte dabei das fortgesetzte Wachstum beim Massengut umschlag. „Mit insgesamt 45,5 Millionen Tonnen ist in diesem wichtigen Segment ein Plus von 5,8 Prozent erreicht worden“, freute sich HHM-Vorstand Axel Mattern. Für 2016 strebt Hamburg zunächst ein Ergebnis auf Vorjahresniveau an.

Zugleich warnte Hamburgs parteiloser Wirtschaftssenator Frank Horch eindringlich davor, den Hafen negativ darzustellen. Minutenlang verteidigte er seine Politik und die Erfolge für den Standort mit deutlichen Worten: „Krisen herbeizureden schadet unserem Hafen nur und spielt unseren Konkurrenten in die Hände.“ Wirtschaftliche Schwankungen und Problemlösungen gehör ten zum Geschäft. „Dabei ist unbestritten, dass wir vor großen Herausforderungen stehen. Diese werden wir meistern – gemeinsam“, betonte Horch in einer sehr emotionalen Erklärung.

FDP: Durchhalteparolen von Horch helfen nicht

Dagegen kritisierte die FDP erneut Horch und die Politik des rot-grünen Senats. „Der Hamburger Hafen rutscht immer tiefer in die Krise, auch die erfreulichen Zuwächse im Massengutumschlag können darüber nicht hinwegtäuschen. Dem Senat fehlt eine maritime Strategie: Strukturelle Probleme bei der HHLA, Finanzierungslücken bei der HPA und weiterhin keine Fahrrinnenanpassung in Sicht“, erklärte Michael Kruse, hafenpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft. Die FDP werde der schwachen Senatsperformance nicht tatenlos zu sehen. „Senator Horchs Durchhalteparolen helfen dem Hafen nicht. Die regelmäßigen Sticheleien und Blockadeversuche der Grünen im Senat tun ihr Übriges zur Schwächung des Hafenstandorts“, so Kruse.

CDU: Weiteres Abrutschen des Hafen verhindern

Auch die CDU kommentierte die Umschlagverluste. Ralf Niedmers, hafenpolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion: „Senator Horch muss ein überzeugendes tragfähiges Konzept zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Hafens vorlegen und damit ein weiteres Abrutschen verhindern.“ Der Vergleich mit den Konkurrenzhäfen Antwerpen und Rotterdam beweise, dass sich Hamburgs Position im europäischen Wettbewerb weiter verschlechtert habe. „Die Beschwichtigungsversuche des lange untätigen Hafensenators Horch lösen die strukturellen Probleme nicht und sind deshalb gefährlich für die Zukunft des Hamburger Hafens“, meint Niedmers.

Beim Containerumschlag liegt Hamburg nun wieder auf dem Niveau von 2012 beziehungsweise 2006, sagte Mattern. Grund ist, dass die Kernmärkte in Nordostasien mit China und Hongkong sowie im Ostseeraum mit Russ land und Polen um 13,8 beziehungsweise 22,6 Prozent eingebrochen sind. Allein im China-Verkehr fehlten rund 430.000 TEU, im Russ landverkehr sind es 230.000 Boxen gewesen. Zuwächse etwa in Indien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Malaysia um 3,2 Prozent, in Europa um 12 Prozent oder in Lateinamerika mit Mexiko und Kolumbien um 19 Prozent konnten dies nicht ausgleichen.

Im Containerverkehr mit der Ostseeregion nimmt Hamburg unter den nordeuropäischen Häfen unverändert eine starke Position ein. Im Vergleich mit Antwerpen und Rotterdam besteht ein um rund sieben Prozentpunkte höherer Anteil an Transhipmentladung, so Mattern. Das sei auch ein Grund dafür, dass Hamburg stärker vom schwächelnden Außenhandel Chinas und den wirtschaftlichen Problemen Russlands betroffen ist als zum Beispiel Antwerpen oder Rotterdam. Ein großer Teil der in Hamburg umgeschlagenen China- und Russ land la dung wird im Transhipment via Hamburg von großen Containerfrachtern auf Feederschiffe verladen. Das sei bei einem Rückgang im Containerverkehr mit China von 14,4 Prozent und mit Russland von 34,4 Prozent durch Wachstum im Containerverkehr mit anderen Ländern, wie zum Beispiel Malaysia, Indien, den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Mexiko, nicht in der Menge auszugleichen. „Da im Transhipmentverkehr weltweit der seeseitige Umschlag vom Megaboxer auf einen Feeder als je ein Umschlag statistisch erfasst wird, trifft der Transhipmentrückgang den Hafen gleich doppelt“, erklärt Mattern.

Der Umschlagrückgang im Containerverkehr mit polnischen Häfen sei auch eine Folge der Anläufe von Container-Liniendiensten, die ohne Umladung in einem der Nordrange-Häfen direkt Danzig ansteuern. „Solche Direktanläufe sind für Reedereien eine Alternative zum Transhipmentverkehr, die in der Mehrzahl mit ihren Liniendiensten jedoch HUB-Häfen wie zum Beispiel Hamburg bedienen“, betonte Mattern. Voraussetzung für Direktanläufe sind ausreichend vorhandene Ladung und zur Abfertigung besonders großer Containerschiffe ausgerüstete Häfen.

Die Gesamtverkehre über die Nordrange – also die Häfen Rotterdam, Antwerpen, Hamburg, Bremen, Le Havre, Zeebrugge und Wilhelmshaven – würden auch in Zukunft stagnieren oder gar rückläufig sein, meint Mattern. „Für 2016 als Ausblick kann man sagen: Die Gesamtzahl der zu bewegenden Container wird nicht steigen.“ Entsprechend gehe es um die Verteilung der Güter unter den großen Häfen, deren Gewinner 2015 Antwerpen mit einem Plus von 7,5 Prozent auf 9,7 Millionen Container war. Rotterdam verlor zwar 0,5 Prozent, blieb mit 12,2 Millionen TEU aber die klare Nummer eins in Europa. Matterns HHM-Vorstandskollege Ingo Egloff unterstrich erneut die Dringlichkeit zur Realisierung der Elbvertiefung.

Immer größere Schiffe an den Terminals in Hamburg

Mit 647 Anläufen hat die Zahl großer Containerschiffe (ULCS) in Hamburg um 27,6 Prozent gegenüber 2014 weiter zugenommen. „Damit die Abfertigung besonders großer Schiffe flexibler erfolgen kann und auch weiter Transhipmentladung in Hamburger für Beschäftigung auf den Terminals sorgt, benötigen wir dringend die Fahrrinnenanpassung“, fordert Egloff. Die derzeit vorliegenden Restriktionen auf der Elbe schränkten die Ausnutzung der Transportkapazitäten großer Frachter ein, erschwerten die Schiffsbegegnungen und somit einen flexibleren Verkehrsfluss auf der Elbe. „Ein besonders großer Carrier könnte nach einer Fahrrinnenanpassung einkommend und ausgehend bis zu 1800 beladene Container mehr transportieren. Auch die Zahl besonders großer Schiffe mit 14.000 bis 19.000 TEU stieg 2015 weiter und erreichte mit 150 Anläufen ein Plus von 142 Prozent.

Hamburgs Hafen beschäftigt direkt und indirekt rund 153.000 Arbeitnehmer und gilt in den Nachbarländern Schleswig-Holstein und Niedersachsen als deren größter beziehungsweise zweitgrößter Arbeitgeber. Die Bruttowertschöpfung wird auf rund 20,5 Milliarden Euro beziffert. FBi

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