Konzentrierte Arbeit an smartPORT-Vision

Eine intelligente, gut vernetzte Infrastruktur ist für den Hamburger Hafen essenziell , Foto: HPA/ Schlaeger
In diesem Jahr ist Hamburg vom 1. bis 5. Juni Schauplatz des Weltkongresses der Internationalen Vereinigung der Häfen (International Association of Ports and Harbors, IAPH). Im Mittelpunkt der Konferenz stehen die veränderten Anforderungen und alternative Handlungsweisen in Zeiten der Globalisierung und des Klimawandels.
Im Zweijahresturnus findet die IAPH World Ports Conference in wechselnden Hafenstädten statt. Ziel ist es, die Zusammenarbeit der Mitglieder zu fördern und gemeinsam Lösungen für maritime Probleme zu finden. In den Fokus der Konferenz stellt Gastgeber Hamburg Port Authority (HPA) sein Konzept „smartPORT“. An fünf Tagen erfahren die rund 1000 Gäste, was Hamburg, Europa und die Welt unter intelligentem Hafenmanagement verstehen.
Hamburg ist einer der größten und bedeutendsten Seehäfen der Welt. Rund 10.000 Seeschiffe laufen den Hafen der Freien und Hansestadt jährlich an. Mehr als 200 Güterzüge mit 5000 Waggons täglich machen Hamburg zum größten Eisenbahnhafen Europas. Mitten in der Stadt gelegen, nimmt er rund ein Zehntel der gesamten Stadtfläche ein. Doch die Lage des Hafens im Herzen der Stadt stellt an die Hamburg Port Authority (HPA), die unter anderem zuständig für Fragen der Infrastruktur ist, besondere Anforderungen. Die direkte Nachbarschaft des Hafens zur Wohnbebauung der Stadt, aber auch der hohe Wirtschafts- und Durchgangsverkehr sind die größten Herausforderungen. Weil auf der vorhandenen Hafenfläche Straßen, Schienen und Wasserwege nicht unbegrenzt ausbaut werden können, muss die bestehende Infrastruktur intelligent und effizient genutzt werden.
Bereits früh hat man in Hamburg die Chancen, die die IT bietet, erkannt. Die HPA hat sich zum Ziel gesetzt, den Hamburger Hafen in den nächsten Jahren zum smartPORT zu entwickeln. Unter dem Begriff „smart“ versteht das Hafenmanagement den intelligenten Informationsaustausch, um die Qualität und die Effizienz des Hafens als wichtigen Teil der Lieferkette zu erhöhen – unter ökonomischen wie ökologischen Gesichtspunkten. Dabei stehen die Teilbereiche Infrastruktur, Verkehrs- und Warenströme im Fokus. Eine intelligente Infrastruktur ist eine wesentliche Voraussetzung für den reibungslosen und effizienten Ablauf der Warenströme. Informationstechnik mit Elementen wie zum Beispiel Bluetooth, Hotspots beziehungsweise WLAN, Clouds, mobilen Endgeräten, dem Internet und Big Data bestimmt den Gestaltungsraum.
Bereits 2010 wurden an den wichtigsten Verkehrsknotenpunkten im Hamburger Hafengebiet Messstellen installiert. Induktionsschleifen und Detektoren messen präzise Verkehrsaufkommen, Art der Fahrzeuge und Geschwindigkeit. Im Port Road Management Center der HPA laufen alle Systemdaten zur Verkehrslage auf den Hafenrouten zusammen. Das IT-gestützte Informationssystem nutzt modernste Technologien, um schnell und zuverlässig Informationen liefern zu können. Doch dies ist nur der Anfang für ein Verkehrsmanagement im Hafen, das einmal alle drei Verkehrsträger – Straße, Schiene und Wasserwege – umfassen soll.
Auf dem Nationalen IT-Gipfel Ende Oktober 2014 in Hamburg präsentierte die HPA das Pilotprojekt smartPORT logistics mit den Projektpartnern SAP und der Deutschen Telekom der Bundeskanzlerin, Angela Merkel, dem Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Sigmar Gabriel, dem Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Alexander Dobrindt, sowie weiteren Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft. Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag, um die Vision vom smartPORT Realität werden zu lassen. Künftig sollen alle Verkehrsträger miteinander verknüpft und so der Informationsfluss verbessert werden. Schiffe sollen direkt mit dem Leitstand der Brücke kommunizieren. Abhängig von Entfernung und Geschwindigkeit wird eine Brücke just in time durch den Bediener genau so weit geöffnet wie notwendig. Die Öffnungszeiten der Brücken liegen somit schon lange vor dem Eintreffen des Schiffs vor, und diese Informationen werden zielgerichtet an die Kraftfahrer weitergegeben, die die Brücke passieren möchten. Die Lkw können somit ihre Route anpassen. Im Pilotbetrieb konnten durch den Einsatz von smartPORT logistics Produktivitätssteigerungen von über 12 Prozent erreicht werden. Seit Ende 2014 ist smartPORT logistics für alle an der Transportkette Beteiligten nutzbar.
Hinzu kommt der Einsatz mobiler GPS-Sensoren. Diese senden ihre Position und ID an ein zentrales System, welches die Informationen zur weiteren Bearbeitung zur Verfügung stellt. Denkbar ist deren Einsatz unter anderem bei der Nachverfolgung wertintensiver Güter im Hafen oder bei der Kennzeichnung aktueller Baustellen. Zusätzlich zu den GPS-Informationen können Sensoren für die Messung von Temperatur, Windstärke und -richtung oder Strömung in der Elbe integriert werden. Ein weiteres Beispiel, wie intelligente Vernetzung und Sensorik zu einem effizienteren Hafenmanagement beitragen.
Als globale Interessenvertretung der Seehäfen wurde die International Association of Ports and Harbors (IAPH) am 7. November 1955 in Los Angeles gegründet. Beteiligt waren etwa 100 Delegierte von 38 Häfen und maritimen Vereinigungen aus 14 Ländern. Die Organisation hat ihren Sitz in Tokio. In den zurückliegenden Jahrzehnten entwickelte sich die IAPH zu einem weltweit agierenden Verband, der über 200 Häfen aus 90 Nationen repräsentiert. In den Mitgliedshäfen werden rund 60 Prozent des gesamten Seehandels und annähernd 80 Prozent des weltweiten Containerumschlags abgewickelt. Die IAPH agiert regierungsunabhängig und gemeinnützig. Ihr erklärtes Ziel ist es, die Zusammenarbeit ihrer Mitglieder zu fördern und gemeinsam Lösungen für globale maritime Probleme zu finden. Zudem gibt die Organisation kontinuierlich Erkenntnisse und Empfehlungen an ihre Mitglieder weiter, die so von den Erfahrungen anderer profitieren können. Die Welthafenkonferenz der IAPH findet nach 30 Jahren zum zweiten Mal in Hamburg statt.