Köhlbrandbrücke wird erneut zum Nadelöhr

Luft nach oben: Die lichte Durchfahrtshöhe der Köhlbrandbrücke beträgt 53 Meter , Foto: Hapag-Lloyd

Engpass: Nur ein Fahrstreifen steht auf der Köhlbrandbrücke zur Verfügung, was – wie bei vorangegangenen Sanierungen bereits der Fall – für entsprechende Staus auf der Brücke sorgen wird, Fotos: Arndt

Christine-Muruszach

Lastenträger: einer der Pylone
Auf den Wirtschaftsverkehr des Hamburger Hafens kommen im Bereich der Köhlbrandbrücke erhebliche Beeinträchtigungen zu.
Der Grund: Die wichtige Hafenquerverbindung und zugleich zentrales Glied der sogenannten Hafenhauptroute wird ab dem 9. April für mehrere Monate auf einer Länge von 1,5 Kilometern saniert, teilte die Hamburg Port Authority (HPA) am Montag mit.
Täglich nutzen über 36.000 Fahrzeuge, davon rund 12.000 Lkw, die Ost-West-Verbindung über den Köhl brand. Mit der aktuellen Maßnahme wird das umfangreiche Grundinstandsetzungsprogramm für die 1974 eingeweihte Brücke, zugleich ein bedeutendes bauliches Wahrzeichen Hamburgs, abgeschlossen. Eigentlich hätten die aktuellen Arbeiten bereits laufen sollen, doch mussten sie kurzfristig verschoben werden, da ein weiteres für den Hafenwirtschaftsverkehr bedeutendes Bauwerk, die Kattwyk-Hubbrücke in Moorburg, durch eine Havarie Mitte März ausfiel. Der Grund dafür war ein Brand in einem elektrischen Schaltschrank. Die Brücke, ebenfalls über 40 Jahre alt, wurde daraufhin für den Straßenverkehr gesperrt. Die zunächst auf mindestens zwei Monate veranschlagten Reperaturarbeiten konnten allerdings viel schneller abgeschlossen werden als erwartet. Die Brücke wird dem Verkehr ab dem 8. April, 22 Uhr wieder zur Verfügung stehen, so dass die Sanierung der Köhlbrandbrücke tags darauf beginnen kann. Im Zuge der bis in den Spätsommer währenden Instandsetzungsarbeiten wird nach HPA-Darstellung die komplette Abdichtung der Brücke auf rund 1,5 Kilometer Länge erneuert. Die Gesamtlänge des Brückenbauwerkes einschließlich der landseitigen Rampenstrecken beträgt sogar 3,6 Kilometer.
Zum Gesamtpaket gehören zudem Asphaltierungsarbeiten, die Erneuerung des Korrosionsschutzes am Geländer, Betoninstandsetzung sowie die Erneuerung des Achslastwiegesystems und der Neubau eines Fahrbahnübergangs.
Während der Instandsetzungsarbeiten wird der Verkehr in beiden Richtungen einspurig an der Baustelle vorbeigeführt. Zusätzlich sind einige Abbiegemöglichkeiten im Bereich der Kreuzungen Neuhöfer Damm und Breslauer Straße während der Bauarbeiten nicht möglich. Das wiederum dürfte gerade den Truckern in den Spitzenzeiten einige Geduld abverlangen.
Die HPA rät, dass im Besonderen der Durchgangsverkehr die Haupthafenroute über die Köhlbrandbrücke zu den Spitzenzeiten von 6 bis 8 Uhr und von 14 bis 17 Uhr meiden und „den Bereich weiträumig umfahren“ solle. Christine Muruszach, Leiterin der Einheit Straßennetz bei der HPA: „Wir setzen alles daran, die Bauarbeiten zügig abzuschließen und die Behinderungen so gering wie möglich zu halten.“
Die Gesamtkosten für die Grundinstandsetzung der Brücke hatte die HPA im November 2014, nach Abschluss eines entsprechenden Sanierungsteilabschnittes, mit rund 61 Millionen Euro angegeben (THB 4. November 2014). Mit Abschluss des Maßnahmenpakets soll die Brücke dann so gut hergerichtet sein, dass sie ihre technische Lebensdauer bis zum Jahr 2030 problemlos erreicht. Bis dahin soll dann auch ein Ersatzbau zur Verfügung stehen, für den inzwischen bereits die Vorplanungen angelaufen sind. Die Trasse für die neue Köhl brandbrücke wird parallel zum namensgebenden Erstlingsbauwerk verlaufen. Und auch das steht bereits fest: Die neue Brücke wird mit einer lichten Durchfahrtshöhe von gut 72 Metern etwa 20 Meter höher sein. Das ist deshalb wichtig, weil die inzwischen in Fahrt befindlichen Großcontainerschiffe, die am HHLA-Terminal in Altenwerder (CTA) abgefertigt werden, die Brücke pro blemlos passieren können. Schon jetzt müssen Schiffsführung und Lotsen bei einer Brückenpassage auf dem Köhlbrand, der den Elbhauptstrom mit der Süderelbe verbindet, nicht nur auf ausreichend Wasser unter dem Kiel achten, sondern auch auf ein ausreichendes Lichtraumprofil achten.
Die neue Köhlbrandbrücke wird jedoch nicht gleichzusetzen sein mit dem Großprojekt „Hafenquerspange“. Diese nunmehr ebenfalls seit fast vier Jahrzehnten von der Hamburger Hafenwirtschaft geforderte Elbquerung soll nun im Bereich von Moorburg im Zuge der Verlängerung der A 26 entstehen. Sie verläuft jetzt in Teilstücken in Richtung Stade. Als sogenannte „A 26-Ost“ wird sie dann in Höhe von Moorburg von der dortigen Nord-Süd-Trasse A 7 in Richtung Westen bis in Höhe der Autobahnanschlussstelle Hamburg-Stillhorn (A 1) geführt. Damit wäre im Süden eine Querverbindung zwischen den beiden wichtigen Nord-Süd-Achsen hergestellt. Das Projekt ist inzwischen in den vordringlichen Bedarf des neuen Bundesverkehrswegeplans (BVWP) 2015 aufgenommen worden. Er regelt den deutschen Infrastrukturausbau bis 2030.
In Hamburgs Süden wird zudem an einer weiteren Kattwyk-Hubbrücke gebaut. Sie wird bei der HPA unter dem Arbeitstitel „Neue Bahnbrücke Kattwyk“ geführt. Das Bauwerk wird zukünftig ausschließlich dem Bahnverkehr dienen, während die Bestandsbrücke dem Straßenverkehr vorbehalten sein wird. Im Zuge des technisch sehr anspruchsvollen Brückenneubaus wird die gesamte Elektro- und Steuerungstechnik der über 40 Jahre alten Brücke erneuert. Der Brückenneubau soll nach derzeitigem Planungsstand um das Jahr 2020 verfügbar sein.
Mit einer spürbaren Entlastung gerade des Hafenwirtschaftsverkehrs wird indes ab diesem Sommer zu rechnen sein. Dann wird Europas größte Klappbrücke über die Rethe dem Verkehr übergeben – jedoch später als zunächst geplant. Rund 150 Millionen Euro wird das Bauwerk kosten, das über gesonderte Brückenteilte für den Schienengüterverkehr sowie den Straßenverkehr verfügt. Auch dieses Vorhaben am südlichen Hafenrand stellte die Ingenieure vor erhebliche technische Herausforderungen.
Die parallel dazu stehende, 1934 in Betrieb genommene kombinierte Straßen- und Bahn-Hubbrücke wird abgerissen, allerdings erst dann, wenn der Ersatzbau zur Verfügung steht. Die Hubbrücke ist seit 2014 nur noch in Richtung Süden nutzbar, was den Verkehrsfluss gerade bei Störungen, etwa rund um den Hamburger Hafen, ungünstig beeinflusst. Die Rethehubbrücke fiel – wie auch die „alte“ Kattwyk-Hubbrücke – in den zurückliegenden zehn Jahren wiederholt aus.
Neben der Brückensanierung treibt die HPA auch die weitere Optimierung des Verkehrsablaufs im Hafen vor an. Dazu gehört unter anderem die vollständige Neuausschilderung des Hafengebietes. Für rund 1,1 Millionen Euro entsteht bis zum Sommer ein neues Ausschilderungs-System. Zwei neue Schilderbrücken entstehen, und zudem werden etwa 750 Schilder im gesamten Hafengebiet ausgetauscht (THB 4. März 2016). EHA