„Jeder Hafen hat seine eigene Stärke“

Brake ist in diesem Jahr nicht nur Gastgeber des 26. Niedersächsischen Hafentags, sondern hat sich als Deutschlands größter Importhafen für Futtermittel in der jüngsten Vergangenheit erneut erfolgreich zwischen den großen europäischen Universalhäfen behauptet.

So verzeichnete man beispielsweise in 2015 die Rekordumschlagmenge von rund 8,05 Millionen Tonnen (See- und Binnenverkehr). Der Blick auf die erste Hälfte dieses Jahres zeigt mit einem Umschlagvolumen von 3,25 Millionen im Seeverkehr ein Plus von etwa einem Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum (3,21 Millionen Tonnen). Das lässt vermuten, dass 2016 ein ähnlich erfolgreiches Jahr für den Seehafen Brake werden könnte. Ebenfalls optimistisch stimmt die Seeverkehrsprognose 2030 des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur: Sie sagt dem Seehafen Brake bis zum Jahr 2030 ein durchschnittliches Umschlagwachstum von 4,1 Prozent (in Tonnen) pro Jahr voraus.

Um diesem Mengenzuwachs in den kommenden Jahren gerecht werden zu können, hat Niedersachsen Ports (NPorts) in der jüngsten Vergangenheit mehrere Projekte angestoßen – unter anderem die Entwicklung der Südpier, den Bau der neuen Bahnüberführung an der Berliner Brücke und die Erweiterung des Kranbestandes.

Zweiter Großschiffliegeplatz

Die für den Agri-Umschlag genutzte Südpier wird so modernisiert und umgestaltet, dass dort künftig gleich zwei Großschiffe, also Einheiten mit einer Länge von 275 Metern und einem Tiefgang von 11,90 Metern, anlegen können. Durch die technische Weiterentwicklung von Gleisen und Kranbahnen wird es dort möglich sein, beide Schiffe parallel zu be- und entladen. Denn die schienengebundenen Heber des Hafenumschlagunternehmens J. Müller Agri + Breakbulk Terminals GmbH & Co. KG können dann die gesamte Südpier befahren und somit jede Luke beider Schiffe erreichen. Die Fertigstellung der Kranbahn erfolgt voraussichtlich Ende dieses Jahres, die parallele Abfertigung zweier Großschiffe soll ab Anfang 2017 möglich sein.

Bisher ist es nur einem Tiefgänger möglich, sich an die Südpier zu legen. Weitere Schiffe dieser Größe müssen derweil in der Wesermündung warten, bis der Liegeplatz wieder freigegeben wird. Insgesamt investiert Niedersachsen Ports rund zehn Millionen Euro in das Projekt.

„Diese Investition zeigt beispielhaft, wie wir unserem Anspruch gerecht werden, die niedersächsischen Seehäfen mit Weitsicht für die Zukunft zu rüsten“, sagt Holger Banik, Geschäftsführer der Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG. „ Mit dem Umbau der Südpier festigen wir Brakes Stärke als einer der führenden Agrar-Logistikstandorte in Nordeuropa“, so Banik weiter.

Wie groß die Bedeutung von Futtermitteln und Getreide für den Hafen-Erfolg in Brake ist, belegt folgende Statistik: Wurden 1995 bei einem Gesamtumschlag von rund 4,23 Millionen Tonnen etwa 2,02 Tonnen Agri-Produkte (das entspricht 47 Prozent) umgeschlagen, waren es 20 Jahre später fast doppelt so viel, nämlich 3,83 Millionen Tonnen von insgesamt 6,71 Millionen Tonnen – und damit rund 56 Prozent.

Trimodale Lösungen

Einen ebenso hohen Stellenwert für den Braker Hafen besitzt dessen Erreichbarkeit für den Gütertransport per Bahn. „Er ist wichtigstes Element der trimodalen Hinterlandanbindung und meistgenutztes Transportmittel: Rund 50 Prozent aller umgeschlagenen Güter werden bei uns über die Gleise befördert. Damit trägt Niedersachsen Ports seinem Anspruch auf eine nachhaltige und umweltfreundliche Hafennutzung Rechnung“, erklärt Harald Ludwig, Niederlassungsleiter von NPorts in Brake.

Um auch die Hafen-Nord erweiterung um den Niedersachsenkai mit dem Gleisnetz zu verbinden, wurde 2009 ein neuer Gleisanschluss von der elektrifizierten Strecke Hude–Nordenham abgezweigt. So entstand wenige Meter nach dem bestehenden beschrankten Bahnübergang entlang der Berliner Straße ein weiterer, unbeschrankter Bahnübergang. Da zwei höhengleiche Eisenbahnkreuzungen, die nur wenige Meter voneinander entfernt liegen, Probleme mit sich bringen können (zum Beispiel Standzeiten beim Bahnverkehr, wiederkehrende Lärmbelastungen beim Neustart von Fahrzeugen sowie aufwendige Sicherungsmaßnahmen durch Bahnpersonal beim unbeschrankten Übergang), erfolgt nun der Bau einer Brücke über die beiden Bahnübergänge. Sie soll Anfang 2018 fertiggestellt werden und dann die Erreichbarkeit des Seehafens Brake an das Hinterland verbessern.

Gegenwärtig laufen die Verhandlungen zum Bau der Brücke entlang der Berliner Straße noch. Ein europaweites Ausschreibeverfahren hat das Interesse mehrerer Unternehmen geweckt. Die Kosten für den Brückenbau liegen bei neun Millionen Euro. Diese Summe teilen sich Niedersachsen Ports, die Stadt Brake, der Bund und die Deutsche Bahn.

Kranbetrieb erweitert

Anders als in anderen Häfen ist Niedersachsen Ports in Brake auch für den Kranbetrieb verantwortlich. Dazu zählen vier Brückenkrane, zwei Drehwippkrane, drei Hafenmobilkrane sowie eine Bandanlage. „Mit Hilfe dieser Krananlagen und der schiffseigenen Bordkrane sind 2015 durch unsere Kranführer rund drei Millionen Tonnen Stückgüter wie Zellulose, Stahl und Holz sowie Projektladungen aus dem Bereich der Windkraftanlagen umgeschlagen worden“, bilanziert Ludwig. Auch im ersten Halbjahr dieses Jahres hätten sie bereits 1,1 Millionen Tonnen bewegt. „Dabei gleicht kein Einsatz dem anderen“, berichtet Ludwig stolz über die Leistung seiner Kranführer.

Ein reibungsloser Arbeitsablauf funktioniert aber nur, wenn die Krane fortwährend modernisiert oder gar erneuert werden. Aus diesem Grund wird NPorts den Kranbetrieb erweitern und eine mobile Materialumschlagmaschine kaufen, die im Frühsommer kommenden Jahres ihren Dienst aufnehmen soll. Von ihr verspricht sich das Unternehmen einen noch flexibleren und leistungsstärkeren Umschlag. Ein echtes Plädoyer für die Häfen in der Region hielt Banik jüngst gegenüber dem THB: „Jeder unserer Häfen hat seine eigene Stärke. So gelingt es uns, ein vielfältiges und gleichzeitig spezialisiertes Gesamtsystem anzubieten und den bedeutsamsten Wachstumsfeldern des Marktes gerecht zu werden. Der Seehafen Wilhelmshaven ist durch den Umschlag von Kohle und Rohöl wie der Offshore-Basishafen Cuxhaven eine feste Größe im Bereich der Energie. Der Seehafen Emden ist der drittgrößte Autoumschlagplatz in Europa. Durch seinen schwerlastfähigen Niedersachsenkai ist der Seehafen Brake durch den Umschlag von Onshore-Windenergieanlagen und durch den Stahl- und Eisenumschlag ein wichtiger Standort für die Wachstumsfelder Energie und Eisen/Stahl. Doch Brakes besondere Stärke liegt im Bereich der Agrarprodukte.“ bre

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