Hamburgs Kampfmittelräumer rüsten auf

Sprengmeister in Aktion: In Sichtweite der alten Rethe-Hubbrücke arbeiten sie an einer Bombenentschärfung, Foto: Timo Jann

Per Kran können entschärfte Blindgänger im Unimog verstaut werden, Foto: Timo Jann

Fahrzeuge für 6,3 Millionen Euro erhielt die Hamburger Feuerwehr: Logistikfahrzeug, Gerätewagen für den Kampfmittelräumdienst, Tunnellöschfahrzeug für den Elbtunnel, Drehleiter, Tunnellöschfahrzeug und Wechsellader für Transport von Sonderkomponenten (von links), Foto: Timo Jann
Die Stadt Hamburg hat ihre Feuerwehr mit modernsten Spezialfahrzeugen ausgestattet: Innensenator Andy Grote (SPD) und Feuerwehrchef Dr. Christian Schwarz präsentierten am Mittwoch 16 neue Fahrzeuge im Wert von 6,3 Millionen Euro. Darunter auch ein in Deutschland einmaliger Gerätewagen für den Kampfmittelräumdienst auf einem geländegängigen Unimog U5023.
„Das neue Fahrzeug ermöglicht es uns, in schwierigstem Gelände und unter extremen Wetterbedingungen unsere Einsatzstellen erreichen zu können“, erklärte Ronald Weiler vom Kampfmittelräumdienst. 520.000 Euro gab die Hamburger Innenbehörde für das Spezialfahrzeug aus. Bis zu 1,20 Meter Wasserdurchfahrtiefe und 45 Zentimeter Bodenfreiheit lassen den roten Allrounder dort fahren, wo andere Fahrzeuge steckenbleiben. Am Heck wurde ein Kran montiert, mit dem sich entschärfte Bomben, die auch mehr als 1000 Kilo wiegen können, anheben und in ein Transportfach im Geräteraum des Unimog verstauen lassen.
Schätzungsweise 2600 nicht detonierte Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg liegen noch unentdeckt in Hamburg im Boden. Viele davon im Hafen. „Hier gab es damals viele Ziele der Fliegerangriffe“, weiß Weiler. Die drei Sprengmeister und vier Entschärfer der Abteilung haben viel zu tun. 107.000 Bomben hatten die Alliierten im Zweiten Weltkrieg über Hamburg abgeworfen. Zwölf Prozent, so Statistiken, sind Blindgänger. Von diesen 14.000 militärischen Altlasten sind 11.400 gefunden und beseitigt worden. Mit jedem Tag verschlechtert sich der Zustand der alten Bomben, die noch im Boden stecken. Die noch vermuteten Explosivstücke zu finden ist wie Detektivarbeit für den Kampfmittelräum dienst. Zehn Luftbildauswerter sichten einen Fundus aus 30.000 Luftbildern, die Engländer und Amerikaner damals nach den Angriffen gefertigt und später der Bundesrepublik überlassen hatten. Eine große Hilfe. Um die Bilder auszuwerten, braucht es eine Menge Erfahrung. Zu sehen sind Einschlaglöcher und Krater; die Fachleute erkennen daran, ob es ein detoniertes oder ein nicht gezündetes Kampfmittel ist. Bei Verdachtsfällen begeben sie sich auf die Suche.
Außer bei Bauarbeiten weden auch durch die Saugbagger im Zuge der Elbvertiefung Blindgänger zutage gefördert, die entschärft werden müssen. Neben dem neuen Unimog dafür gab es für die Feuerwehr unter anderem auch zwei Tunnellöschfahrzeuge für den Elbtunnel. Zusätzlich noch sechs Wechselladerfahrzeuge, die in Abrollcontainern die Ausrüstung für Sondereinheiten wie die Schiffsbrandbekämpfer zu den Einsatzorten transportieren können. tja