Hamburgs größtes Baggerschiff im Einsatz

Langsam senkt sich der mächtige Saugkopf des Baggerschiffs "Bartolomeu Dias" in das trübe Wasser des Köhlbrand. Starke Pumpen springen an, der Lärm wird ohrenbetäubend. Wie ein gigantischer Staubsauger bewegt sich die Maschine über den Grund des Flusses und saugt Wasser und Sediment in das Innere des Schiffes, dazwischen gerät auch mal ein Aal oder eine Brasse.

"Es ist das größte Baggerschiff, das wir jemals im Hamburger Hafen eingesetzt haben", sagt Maik Bohne, bei der Hafenbehörde HPA zuständig für die Sedimente in der Elbe.

Der Hamburger Hafen ist wegen seiner Schlickprobleme ins Gerede geraten. Immer wieder beklagen sich Hafenfirmen über mangelnde Wassertiefen und unzureichenden Baggereinsatz. Das Kreuzfahrtschiff "Queen Mary 2" musste in dieser Woche auf einen anderen Liegeplatz ausweichen, weil das Kreuzfahrtterminal Hafen-City nicht genug Wassertiefe bieten konnte. HPA-Geschäftsführer Wolfgang Hurtienne findet die Kritik nicht immer fair. "Wir müssen nicht gelobt werden, für das, was wir tun", sagt er. "Aber es ist auch nicht so, dass hier Dilettanten am Werk sind."

Tatsächlich ist die "Queen Mary 2" ein Sonderfall. Sie benötigt zwei Meter mehr Wassertiefe als andere Kreuzfahrtschiffe, weil sie über besondere Propeller unter der Wasserlinie verfügt. Und gerade am Chicagokai, wo die "Queen Mary 2" anlegen sollte, ist der Hafengrund leicht belastet mit Kohlenwasserstoffen. "Wir haben 150 Proben aus dem ganzen Hafengebiet überprüft und überall die Grenzwerte einhalten können", sagt Claudia Flecken, zuständig für die Wasserinfrastruktur im Hafen. Nur nicht in der Hafen-City. Folglich konnte die HPA dort nicht baggern; die Regeln sind eindeutig.

Fluss bringt Sedimente in den Hafen

Der Schlick erreicht den Hafen von beiden Seiten. Zum einen trägt der Fluss aus seinem Oberlauf eine Sedimentfracht mit sich, die in den ruhigen Hafenbecken und Nebengewässern des Elbe-Hauptstroms zu Boden sinkt. Deutlich stärker aber ist der Einfluss der Tide: Die Flut bringt mehr Sedimente in den Hafen, als die Ebbe wieder abtransportiert. Die Mengen können von Jahr zu Jahr stark schwanken.
Mal sind es nur zwei Millionen Kubikmeter, dann mehr als zehn Millionen. "Das hängt vor allem davon ab, ob es am Oberlauf der Elbe viel Schnee und Regen gibt, zum Beispiel im Erzgebirge", sagt Hurtienne. Pech für den Hafen: In den vergangenen drei Jahren kam besonders wenig Wasser die Elbe hinab, das Sedimente hätten wegspülen können.

Deshalb ist der große Hopperbagger "Bartolomeu Dias" im Einsatz. In den Bauch des Schiffes passen 14.500 Kubikmeter Schlick. Nach rund zwei Stunden Saugarbeiten nimmt das Schiff Kurs auf die offene Nordsee und bringt seine Fracht an die Tonne E3, 45 Kilometer nordwestlich von Scharhörn und 15 Kilometer südlich von Helgoland. Nach einer Vereinbarung mit dem Land Schleswig-Holstein darf Hamburg hier in jedem Sommer bis zu drei Millionen Kubikmeter Hafenschlick ablagern; bis zu zehn Tonnen innerhalb von fünf Jahren. "Damit sind wir sehr viel flexibler geworden", sagt Hurtienne.

Weitere Schlickmengen bleiben im Sedimentsystem der Elbe. Sie werden bei Neßsand umgelagert, gelangen dann aber teilweise zurück in die Hafenbecken und Zufahrten. Für die Fahrrinne der Elbe außerhalb des Hamburger Staatsgebiets ist die Wasser- und Schifffahrtsdirektion für die Schiffbarkeit zuständig und baggert ständig. Diese Sedimente werden in der Elbmündung entsorgt.

Turn kostet 100.000 Euro

"Jeder Flusshafen auf der Welt muss baggern", sagt Hurtienne. Die HPA mus dafür beträchtliche Summen aufbringen, allein im vergangenen Jahr mehr als 80 Millionen Euro. Jeder Turn der "Bartolomeu Dias" zur Tonne E3 und wieder zurück kostet rund 100.000 Euro, einschließlich Zahlungen für eine Stiftung zum Schutz des schleswig-holsteinischen Nationalparks Wattenmeer. Und das Baggerschiff ist nicht allein im Einsatz. Dazu kommt die deutlich kleinere "Franceso di Giorgio" sowie kleinere Bagger. "Es kann immer mal wieder zu Einschränkungen kommen", sagt Hurtienne. "Aber wir bemühen uns, sie auf ein Minimum zu begrenzen." lno

Schlick ohne Ende: Von der Ems bis zur Elbe zieht sich an der Nordseeküste die zähe Masse entlang - und bietet besonders im Wattenmeer Nahrung für Millionen von Lebewesen. Was der Natur nützt, bereitet allerdings in vielen Häfen Probleme. Derzeit hat es die Insel Juist besonders getroffen. Fährschiffe haben dort bei Niedrigwasser kein Wasser mehr unterm Kiel. Es müsste eigentlich wieder gebaggert werden - zum zweiten Mal in diesem Jahr, denn schon im April holte ein Arbeitsschiff tonnenweise Schlick aus dem Hafenbecken. Das kostet die kleine Inselkommune bis zu 70.000 Euro - "kein Pappenstiel", ärgert sich Bürgermeister Dietmar Patron (parteilos).

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