Hamburger Hafen verliert weiter Ladung

Der Hamburger Hafen hat weiter mit Ladungsverlusten zu kämpfen.

Der Gesamtumschlag verringerte sich in den ersten neun Monaten gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 0,5 Prozent auf 104,3 Millionen Tonnen. Damit fällt Deutschlands größte Seegüterdrehscheibe weiter hinter die Konkurrenz in Rotterdam und Antwerpen zurück. Bereits im ersten Halbjahr hatte es in der Hansestadt einen Rückgang um 0,2 Prozent auf 70 Millionen Tonnen gegeben.

Der Containerumschlag erreichte 6,8 Millionen TEU. Das entspricht einem leichten Plus von 0,4 Prozent. Zum Vergleich: Europas größter Hafen Rotterdam legte um 10,1 Prozent auf 10,20 Millionen TEU zu, in Antwerpen gingen 3,2 Prozent mehr Boxen (7,80 Millionen TEU) über die Kaikanten. Die Bremischen Häfen haben noch keine aktuellen Zahlen vorgelegt.

„Ein Grund für das fehlende Wachstum sind nicht nur für fünf Milliarden Euro entstandene neue Kapazitäten in Rotterdam, die zum Teil auch mit Dumping-Preisen gefüllt werden, sondern ebenso die noch nicht umgesetzte Elbvertiefung“, sagten die Vorstände der Marketing-Gesellschaft des Hafens (HHM), Ingo Egloff und Axel Mattern, am Donnerstag bei der Vorlage der Neunmonatszahlen in der Hansestadt.

Nach ihrer Einschätzung nutzen Reeder besonders große Containerschiffe wegen der für Hamburg geltenden Restriktionen auf der Elbe und der engen Tidezeitfenster vorrangig für beladene Boxen. Die Leercontainer würden zunehmend über andere nordeuropäische Häfen geroutet, so Mattern. Unter den großen Containerhäfen Nordeuropas weist Hamburg beim Containerumschlag mit 13,7 Prozent den niedrigsten Leercontaineranteil und mit 86,3 Prozent den höchsten Anteil für beladene Boxen auf. „Mit einer realisierten Fahrrinnenanpassung könnten wir in Hamburg mehr Container und Massengut umschlagen. Der Rückgang im Segment Leercontainer wird von uns deshalb weiter genau beobachtet. Unter dem Gesichtspunkt der Wertschöpfung, die bei der Abfertigung beladener Boxen für den Hafen größer einzustufen ist, unterstreicht das Wachstum bei beladenen Boxen Hamburgs Attraktivität als nordeuropäischer Hub Port“, betonte Mattern. Der Hamburger Hafen hat sich nach Einschätzung der beiden Experten in den ersten neun Monaten vor dem Hintergrund weitreichender Umstrukturierungen der großen Allianzen in der Containerschifffahrt, der Schließung des BUSS-Umschlagterminals und den Abfertigungsverzögerungen durch Personalknappheit beim Zoll insgesamt gut behaupten können.

Von den in Hamburg in den ersten neun Monaten umgeschlagenen 6,8 Millionen TEU wurden 3,5 Millionen TEU Importcontainer (+0,7 Prozent) und 3,2 Millionen TEU Exportboxen (+0,1 Prozent) abgefertigt. Die Aufwärtsentwicklung im Containerverkehr mit China, Hamburgs mit Abstand wichtigstem Handelspartner, setzte sich mit zwei Millionen TEU (+2,5 Prozent) fort.

Kanada nimmt im Ranking der Handelspartner des Hafens im Containerverkehr Position 13 ein. Im Verkehr mit dem Land wurden in den ersten neun Monaten 144.000 TEU (+20,5 Prozent) umgeschlagen. Tendenz steigend. Mit dem am 21. September vorläufig in Kraft getretenen CETA-Freihandels- und Wirtschaftsabkommen zwischen der Europäischen Union und Kanada werden nach der Ratifizierung durch die Parlamente der EU-Staaten Erleichterungen im Außenhandel eintreten. So sollen bei 98 Prozent der betroffenen Waren die Zölle entfallen und auf Einschränkungen bei der Ein- und Ausfuhr weitestgehend verzichtet werden. Auch die Angleichung von Industriestandards soll durch einheitliche Vorgaben für viele Waren den Handel einfacher machen. Kanada zählt mit einem Volumen von rund 64 Milliarden Euro zu den Top Ten-Handelspartnern der EU. Der Außenhandel Deutschlands mit Kanada beläuft sich auf rund 14 Milliarden Euro. Zwischen Hamburgs Hafen und Kanada bieten drei Liniendienste im Containerverkehr und ein Multipurpose-Dienst regelmäßige Abfahrten an. Mit Halifax ist sogar ein kanadischer Hafen Mitglied bei HHM und nutzt die vielfältigen Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Unter den rund eine Million Tonnen Exportgütern, die via Hamburg nach Kanada verschifft werden, befinden sich unter anderem chemische Erzeugnisse, Nahrungs- und Genussmittel, Metalle sowie Maschinen, Ausrüstungen und Haushaltsgeräte. Als Importe kommen aus Kanada rund drei Millionen Tonnen Güter. In Hamburg werden vor allem Erze, Kohle, Erzeugnisse der Landwirtschaft und Nahrungs- und Genussmittel umgeschlagen.

Erfreulich ist ebenfalls die Entwicklung in dem für Hamburg besonders wichtigen Ostseeverkehr. Dieser stieg um 2,8 Prozent auf insgesamt 1,4 Millionen TEU. So kam der seeseitige Containerverkehr mit Schweden auf 220.000 TEU (+20,9 Prozent) und mit Polen auf 172.000 TEU (+7,7 Prozent). Auch Litauen (95.000 TEU), Lettland (88.000 TEU) und Estland (35.000 TEU) trugen mit Steigerungen zwischen 5,8 Prozent und 18,8 Prozent zum Wachstum der Ostseeverkehre bei. Insgesamt entwickelten sich die Europa-Containerverkehre des Hamburger Hafens mit zwei Millionen TEU (+1,6 Prozent) positiv. Weitere Länder mit deutlichem Wachstum waren mit 52.000 TEU (+62,6 Prozent) Vietnam, mit 57.500 TEU (+43,4 Prozent) Chile, mit 68.000 TEU (+22,7 Prozent) Mexiko und mit 57.000 TEU (+25,5 Prozent) Israel.

Mit 167 Anläufen (+36,9 Prozent) der Größenklasse 14.000 bis 17.999 TEU und 77 Megaboxern (+87,8 Prozent) der Größenklasse 18.000 bis 20.000+ TEU, nahm die Zahl besonders großer Frachter im Hamburger Hafen weiter zu. Unter den Ankünften waren auch die Erstanläufe der „MOL Trust“ (20.170 TEU) und „Munich Maersk“ (20.568 TEU).

„Mehr Tiefgang und eine bessere Begegnungsmöglichkeit auf der Elbe können je Anlauf zusätzlich 1600 TEU und mehr Container nach Hamburg bringen und beim Verlassen des Hafens mitnehmen“, betonte Egloff. Das wären hochgerechnet rund 700.000 TEU mehr in den ersten neun Monaten gewesen. Es sei nicht akzeptabel, dass wichtige Infrastrukturvorhaben, wie die Elbvertiefung, durch inzwischen kaum noch zeitlich kalkulierbare Klageverfahren von Umweltverbänden und anderen Klägern blockiert werden.

„Es wird für uns zunehmend schwerer, unseren internationalen Hafenkunden zu erklären, warum trotz eines 2012 erlassenen Planfeststellungsbeschlusses und des im Februar 2017 vom Bundesverwaltungsgericht gesprochenen Urteils die Realisierung der Fahrrinnenanpassung immer noch auf sich warten lässt.“ Kritisch sei auch zu sehen, dass klagende Verbände anscheinend unverändert das Ziel der endgültigen Absage der Fahrrinnenanpassung verfolgten und dabei den volkswirtschaftlichen Schaden, der bereits durch die jahrelange Blockade entstanden sei und die weiteren wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Hafenentwicklung mit den damit verbundenen Arbeitsplätzen völlig unberücksichtigt ließen, so der Manager. Wann die Bauarbeiten konkret beginnen können, ist offen. Die Erwartungen richten sich gegenwärtig auf das Jahr 2019.

Der für Hamburgs Hafen wichtige Umschlag von Massengut verringerte sich in den ersten neun Monaten mit 34,1 Millionen Tonnen um ein Prozent. Ursache waren ein schwächerer Umschlag von Sauggut um -4,9 Prozent auf drei Millionen Tonnen und der mit insgesamt 7,4 Millionen Tonnen (-8,1 Prozent) rückläufige Umschlag von Flüssigladung. Der Bereich Greifergut behauptete mit 14,7 Millionen Tonnen (+1,1 Prozent) seine Position als stärkstes Segment beim Massengutumschlag. Der Export von Massengut konnte mit neun Millionen Tonnen (+3,6 Prozent) erneut gesteigert werden. Der nicht-containerisierte Stückgutumschlag, von zum Beispiel großen Anlagenteilen und rollender Ladung, blieb in den ersten neun Monaten mit insgesamt 1,1 Millionen Tonnen (-9,4 Prozent) deutlich unter dem vergleichbaren Vorjahresergebnis.

Dagegen brachte das dritte Quartal mit etwas mehr als 611.000 TEU ein Rekordergebnis auf der Schiene. Trotzdem sanken die Bahntransporte des Hamburger Hafens in den ersten neun Monaten insgesamt um 2,9 Prozent auf 34,4 Millionen Tonnen und auf rund 1,8 Millionen TEU (-2,0 Prozent). FBi

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