Hafenwirtschaft drängt auf klaren Kurs des Senats
Weniger öffentlichkeitsheischende Lippenbekenntnisse zur volkswirtschaftlichen Bedeutung des Hamburger Hafens, dafür mehr konkrete, an den tatsächlichen Standortbedürfnissen orientierte Entscheidungen zum Wohl des Elbehafens.
Darauf drängen die Hafen- und Logistikwirtschaft, aber auch aus Kreisen der Oppositionsparteien in der Hamburger Bürgerschaft stammende Hafenpolitiker, wenn es um die Zukunft von Europas Seehafen Nummer drei geht. Deutlich wurde das auf einer Fachdiskussion am Dienstagabend im renommierten Hafen-Klub mit rund 150 Teilnehmern. Eingeladen zu der Veranstaltung, die unter der Überschrift „Mittelstand im Hafen – Wege aus der Krise“ lief, hatte die Hamburger Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU. Wobei deren Landesvorsitzender Hjalmar Stemmann gleich zu Beginn sinngemäß klarstellte, dass es mit dieser Expertendiskussion nicht um eine parteipolitisch ausgerichtete Veranstaltung gehe, sondern darum, im konzentrierten Fachaustausch nach Ansätzen zu suchen, wie der Dampfer namens „ Hafen Hamburg“ wieder in ruhigeres Fahrwasser kommen könne, und zwar möglichst schnell. Denn derzeit dominierten vor allem Negativschlagzeilen über Deutschlands größten Seehafen. Drei aktuelle Stichworte: rückläufiger Güterumschlag, Ausbleiben der Elbvertiefung oder ein weiterhin ungelöstes Hafenschlickproblem. Dr. Roland Heintze , CDU-Landesvorsitzender, präzisierte es so: „Wir brauchen eine auf Langfristigkeit angelegte Entwicklung des Hafens, und das mit guten Ideen.“ Auf dem Weg dahin spielten parteipolitische Hintergründe absolut keine Rolle.
Als Redner und Diskussionsteilnehmer hatten die Organisatoren einiges aufgeboten (siehe Kasten), um den Sachverhalt kompetent zu beleuchten.
Rüdiger Kruse, Bundestagsabgeordneter und zugleich maritimer Experte seiner Fraktion, oblag dabei die Einführung in die Gesamt thematik über ein Impuls referat, wobei er in seine Betrachtungen auch die aktuellen Entscheidungen der CDU/CSU- und SPD-geführten Bundesregierung zur Stärkung des Schifffahrtsstandortes Deutschland miteinbezog. Kruse sprach sich dafür aus, dass in Hamburg so etwas wie ein nationales maritimes Forschungszentrum geschaffen werden solle. Denn die Hansestadt beherberge bereits heute ein starkes maritimes Cluster, sodass sich daraus weitere Synergien entwickeln ließen. Und auch das spricht nach Überzeugung des maritimen Experten für die 1,7-Millionen-Einwohner-Metropole: „Hamburg ist auf internationaler Bühne ein Begriff.“ Auch diese Außenwirkung dürfe man nicht unterschätzen. Ausdrücklich sprach sich der aus der Hansestadt stammende Bundestagsabgeordnete dafür aus, in den kommenden Jahren mehr Geld für die maritime Forschung in Deutschland bereitzustellen. Während die nationale Luft- und Raumfahrtforschung über staatlichen Zuwendungen von rund 1,4 Milliarden Euro freuen könne, würden für die maritime Forschung gerade einmal gut 70 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, „und in dieser Foschung ist auch noch der Meeresbergbau mit eingeschlossen“, stellte er fest. Genau das müsse sich ändern, und dafür werde er sich im Bund entsprechend einsetzen.
Kernthema LNG
Ein anderes Thema brennt ihm auf den Nägeln: der Einsatz von LNG in der Schifffahrt. Denn dass dieser umweltfreundliche Treibstoff seine Verbreitung gerade in der Schifffahrt finden wird, steht für ihn außer Frage. So kommen in knapp zwei Jahren Kreuzfahrtschiffe auf den Markt, die von vornherein mit LNG auf den Meeren unterwegs sein werden. Gleiches gelte auch für die Containerschifffahrt. Ein Welthafen wie Hamburg müsse auf diese Entwicklung vorbereitet sein, mahnte er. Zwar wurden im Elbehafen auf diesem Gebiet in den zurückliegenden zwei Jahren verschiedene Meilensteine gesetzt, etwa über die Markteinführung des schwimmenden LNG-gespeisten Kleinkraftwerks namens „Hummel“. Doch auch das gehöre zur Wahrheit: In Deutschland sei man immer noch weit davon entfernt, einheitliche Vorschriften zum Umgang mit LNG in den jeweiligen Häfen zu haben – Anlass für verschiedene Frustrationen und Irritationen bei den Akteuren. Das müsse sich ebenfalls schnell ändern, so Kruse . Doch die Zahl der Stellschrauben ist lang. So sprachen sich die beiden Vertreter aus der Hafenwirtschaft, Jörn Lauk und Sven Saborosch, dafür aus, dass der Senat im „Mittleren Freihafen“ schnell für klare Strukturen sorgt. Denn ein ortsprägendes Unternehmen wie „Buss Hansa Terminal (BHT) räumt – geplant – das Feld, und zwar im wertschöpfungsintensiven Projekt- und Schwergutumschlag. Mit der Folge, dass damit auch die bislang BHT-gebundene Ladung zum Teil abwandere. Die beiden Hafenunternehmer wünschen sich vom Senat Entscheidungen zur zukunftsweisenden Neugestaltung des konventionellen Stückgutumschlags im Entwicklungsgebiet „Mittlerer Freihafen“. Und auch das ist für einen Fachmann wie Jörn Lauk dringend geboten: „Der Senat braucht schnell einen Plan für den Fall, dass die Elbvertiefung nicht oder eben anders als geplant kommt.“ Denn diese auch aus seiner Sicht weiterhin unverzichtbare Maßnahme betrifft vor allem den Containerbereich. Hier rechnet der Unternehmer Lauk mittel- und langfristig nicht mehr mit den großen, noch vor wenigen Jahren prognostizierten Mengenzuwächsen. „Ich bin überzeugt: Der Peak ist hier erreicht.“ Und weil das so ist, müsse Hamburg neue Gütersegmente erschließen. Lauk: „Wir brauchen so etwas wie ein anderes Geschäftsmodell.“ Ein Ausweichen auf die Kreuzfahrt hält er dabei auch nur für bedingt tauglich. Und auch das ist für Lauk ein Diskussionspunkt: ein reiner „Hafensenator“, der sich ausschließlich um die Belange des Hafens kümmere.
Norman Zurke, Hauptgeschäftsführer beim Unternehmensverband Hafen Hamburg (UVHH), richtete aus dem Zuhörerkreis die Forderung an den Senat, „den Betrieben endlich mehr Planungssicherheit zu geben, und zwar für mindestens 20 Jahre“. Anlass für diese Forderung sind aktuelle Gedankenspiele aus Kreisen des SPD-Grünen-Senats, Teile des Kleinen Grasbrooks nun doch für die Wohnbebauung zu nutzen und damit Senatsversprechen zu brechen.
Für den hafenpolitischen Sprecher der CDU in der Hamburger Bürgerschaft, Ralf Niedmers, sind die erneuten Hafenschlickprobleme nicht nur ein großes Ärgernis, sondern gerade im Fall des Prestige-Kreuzfahrtschiffes „Queen Mary 2“ (QM 2) auch so etwas wie eine „intergalaktische Blamage“. EHA