Größte Seeschleuse der Welt in Betrieb genommen

Antwerpen, Europas zweitgrößter Seehafen, kann sich seit Freitag mit einem Superlativ schmücken: Hier steht die größte Seeschleuse der Welt. Mit einem großen Festakt wurde das Bauwerk offiziell eingeweiht.

Die Inbetriebnahme der rund 500 Meter langen, 68 Meter breiten und in der Schleusenkammer 17,80 Meter tiefen Schleuse leitete Belgiens König Philippe im Beisein von mehreren 100 Ehrengästen sowie einem großen Medienaufgebot ein.Das Startzeichen für den Bau der neuen Schleuse erfolgte im November 2011.

Das Infrastrukturbauwerk kostet rund 382 Millionen Euro, nachdem die ursprüngliche Kalkulation bei gut 340 Millionen Euro lag.

In den verschiedenen Festreden wurde der hohe Nutzwert dieser Schleuse für den Schelde-Hafen als Ganzes und des Hafenexpansionsgebietes auf dem Linken Schelde ufer im Besonderen betont. Eddy Bruyninckx, CEO der Antwerp Port Authority (APA), sprach von „einer Schleuse für die Zukunft“ und einem echten Schlüsselprojekt für Antwerpen, das 2015 mit gut 208 Millionen Tonnen Umschlag die magische Grenze von 200 Millionen Tonnen knackte. Damit gelang es dem Scheldehafen, seinen Güterumschlag binnen eines Vierteljahrhunderts zu verdoppeln.

Kallo-Schleuse zu klein

Die neue Kieldrechtsluis wird nach Überzeugung des Hafens die nautischen Abläufe auf dem Linken Ufer, dessen Herzstück das 2005 in Betrieb genommene Deurganckdok (Länge: 2600 Meter, Breite: 460 Meter) darstellt, nachhaltig optimieren. Die hier ergänzten Hafenbecken sind über die 1983 in Betrieb genommene Kallo-Schleuse erreichbar. Aufgrund des rasanten Gütermengenwachstums auf dem Linken Scheldeufer in den zurückliegenden Jahren gehört die Kallo-Sluis zu den am intensivsten ausgelasteten Schleusen Antwerpens. Wegen ihres Alters und der intensiven Beanspruchung bedarf sie jetzt einer umfangreichen Grundüberholung, die mehrere Monate beanspruchen wird. Durch die neue Kieldrecht-Schleuse kann das auch erfolgen.

Während im von der Schelde nicht über eine Schleuse getrennten Deurganckdok der Containerumschlag den operativen Schwerpunkt auf dem Linken Ufer darstellt, erfolgen in den weiteren Hafenbecken hinter der KalloSchleuse verschiedene Umschlagaktivitäten.

APA-Chairman Marc van Peel erklärte, dass die offizielle Inbetriebnahme der Kieldrecht-Schleuse erst der Anfang einer Kette weiterer hafenverändernder Baumaßnahmen sein wird: „Damit Antwerpen im Containerumschlag weiter wachsen kann, benötigen wir jetzt ein zusätzliches Hafenbecken auf dem Linken Scheldeufer.“ Der Name steht bereits fest: Saeftinghedok. Es soll in direkter Nachbarschaft zum Deurganckdok entstehen. Van der Peel betonte, dass vor dem Hintergrund der starken Zuwachsraten gerade im Containersegment auch und als eine Folge der im Dezember 2010 vollzogenen Scheldevertiefung das neue Hafenbecken dringender denn je sei. Denn die Zahl der Großcontainerschiffsanläufe mit mehr als 10.000 TEU wachse kontinuierlich. Allein in diesem Jahren würden weit über 400 Frachter dieser Dimension erwartet. Operativer Schwerpunkt des künftigen Saeftinghedoks soll ebenfalls der Containerumschlag sein. Dieser könnte sich nach Einschätzung von CEO Eddy Bruyninckx in diesem Jahr übrigens erstmals in der Geschichte des Hafens bei rund zehn Millionen TEU bewegen. Geht es nach dem Anwerpener Hafenbetrieb, dann müsste das neue Hafenbecken um 2021/2022 in einem ersten Abschnitt zur Verfügung stehen.

Dorf wird aufgegeben

Die starke Expansion des Hafens auf dem Linken Scheldeufer – dafür wird in den kommenden Jahren das Dorf Doel vollständig abgerissen – führt auch dazu, dass auf dem Rechten Scheldeufer umfangreiche Neustrukturierungen erfolgen werden. Der mit Abstand prägendste Einschnitt wird dabei die bis zum Jahresende vollzogene Verlagerung der Aktivitäten des Großkunden MSC vom Delwaidedok hin zum Linken Scheldeufer sein.

Auf dem Rechten Scheldeufer wird in den kommenden Jahren ein wichtiger Aktivitäten-Schwerpunkt die Petrochemie sein, ergänzt um entsprechende Tanklager-Neubauten. Gerade das Flüssigladungssegment bescherte Antwerpen in den zurückliegenden Jahren erhebliche Zuwächse beim Güterumschlag. Der kam 2015 auf rund 66,7 Millionen Tonnen und damit auf fast die Hälfte des containerisierten Stückgutumschlags von gut 113,3 Millionen Tonnen. EHA/FBi

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