G20-Gipfel: Hochsicherheitsgebiet Hafen

Fotos: HHLA, Rätzke

Über 60 Speedboote und 682 Wasserschutzpolizei-Beamte sollen für Sicherheit im Hafen sorgen
So schwer bewacht war Deutschlands größter Seegüterumschlagplatz noch nie.
Überall patrouillieren Schnellboote der Polizei. Unterwasserdrohnen und Taucher überwachen den Hamburger Hafen, ein Landungsboot und drei Hubschrauber der Marine stehen zur logistischen Unterstützung bereit. Terminals, Anleger, Gebäude, Brücken, Straßen, Kreuzungen und alle wichtigen Zufahrten werden von zusätzlichen Sicherheitskräften kontrolliert.
Dazu ist die Norderelbe im Bereich der Elbphilharmonie und in Teilen der HafenCity für den Schiffsverkehr von 13 bis 24 Uhr komplett gesperrt. Das neue knapp 800 Millionen Euro teure Wahrzeichen der Stadt dient neben der Messe als Austragungsort des heute (7.7.) beginnenden G20-Gipfels. In dem Konzerthaus am Hafen ist am Abend auch ein Essen für die führenden Staats und Regierungschefs aus aller Welt geplant. Die HADAG-Fähre (Linie 72) hält heute ab 11 Uhr nicht am Anleger Elbphilharmonie.
Auch der Alte Elbtunnel ist vorsorglich geschlossen. Die Hamburg Port Authority (HPA) begründet die seit gestern ab 6 Uhr bis zum 9. Juli um 20 Uhr wirksame Maßnahme mit „umfangreichen Wartungsarbeiten“. G20-Gegner haben gedroht, den Hafen lahmzulegen. Die Initiative „Shutdown-Hamburg“ hat zum ersten Tag des umstrittenen Treffens der Spitzenpolitiker angekündigt, morgens im Hafen „Massenaktionen gegen die Logistik des Kapitals“ starten zu wollen. „Unser Ziel sind die Straßen, Schienen und andere Transportwege in und aus dem Hafen. Ein Erfolg wäre es, wenn wichtige Knotenpunkte blockiert sind“, hieß es auf der Internetseite der Initiative.
Im Alten Elbtunnel sollen nach Angaben der Hafenbehörde die Steuerung der Aufzüge gewartet werden sowie Arbeiten an der Fahrbahn und an den Wänden der Weströhre erfolgen. Deshalb könne der Tunnel weder von Fahrzeugen, Radfahrern oder Fußgängern genutzt werden. Die Hafenbereiche Kleiner Grasbrook und Steinwerder sind an den betroffenen Tagen über die Elbbrücken und den Veddeler Damm mit dem Auto erreichbar.
Aktivisten haben südlich der Elbe mehrere Veranstaltungen geplant. Darum wird auch die Köhlbrandbrücke gesperrt. Hier sollen vier Demonstrationen stattfinden: In Waltershof vor dem Zollgebäude (Finkenwerder Straße) von 7 bis 13 Uhr, auf Steinwerder (Roßweg-Breslauer Straße-Köhlbrandbrücke-Neuhöfer Damm-Reiherstieg-Hauptdeich-Vogelhüttendeich-Stübenplatz (7 bis 15 Uhr), in Wilhelmsburg (Stübenplatz-Vogelhüttendeich-Schlenzigstraße-Harburger Chaussee von 7.30 bis 15 Uhr) und Kleiner Grasbrook (Australiastraße-Am Windukkai-Veddeler Damm-Reiherdamm-Klütjenfeldstraße-Reiehrstieg-Hauptdeich-Vogelhüttendeich-Stübenplatz) von 7 bis 15 Uhr.
Am Reiherdamm haben zahlreiche Unternehmen ihren Sitz, zum Beispiel die Norderwerft sowie Blohm + Voss. Wegen der Sperrungen der wichtigsten Versorgungsachsen – Finkenwerder Straße nach Westen, der Veddeler Damm nach Osten und die Köhlbrandbrücke nach Norden sowie des Reiherdamms kann auch der Kreuzfahrtterminal Steinwerder nicht mehr bedient werden. Heute wird dort zwar kein Luxusliner erwartet, aber für morgen (8.7.) ist die „AIDAprima“ am Kronprinzenkai angemeldet.
Die Polizei ist auch auf Szenarien einstellt, bei denen medienwirksam versucht wird, die Stromversorgung lahmzulegen sowie Barkassen oder Fähren zu besetzen.
Bereits vor Beginn des Gipfels hatte das Bundeskriminalamt (BKA) eine dramatische Warnung vor gewaltsamen Störaktionen von Linksextremisten abgegeben. Auch Terroranschläge sind nicht ausgeschlossen. Es muss mit schweren Brandstiftungen sowie Sabotageakten gegen Knotenpunkte der Infrastruktur und des Schiffsverkehrs im Hafen gerechnet werden, hieß es. Darum hat die Polizei unter Leitung von Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer und G20-Einsatzleiter Hartmut Dudde während ihres größten Einsatzes in der Geschichte mit fast 20.000 Beamten aus ganz Deutschland alles aufgeboten, was sie zu bieten hat. Dazu zählen etwa 28 Hubschrauber, 185 Hunde, 70 Pferde, 3000 Fahrzeuge, darunter 40 Wasserwerfer, sowie über 60 Speedboote. Die maritimen Einheiten der Küstenländer auf der Elbe wurden zum G20-Gipfel verstärkt von den Wasserschutzpolizeibehörden aller anderen Bundesländer, bis auf Thüringen, das keine Wasserschutzpolizei hat.
Die viele Firmen ein Verkehrschaos befürchten, hatte die Hafenwirtschaft die umfangreichen Sperrungen im Vorfeld scharf kritisiert und gefordert, dass der Hafen auch während des G20-Gipfels „straßen- und schiffseitig erreichbar und funktionsfähig bleibt.“
Hamburgs größter Hafenkonzern HHLA erwartet heute an seinen drei Terminals Altenwerder, Burchardkai und Tollerort rund zehn Schiffe. Alle Kunden sollten über die Einschränkungen rechtzeitig aufgeklärt werden. Kurzfristige Fahrplan-Änderung von Reedereien oder Umroutungen von Frachtern in andere Häfen waren bis Redaktionsschluss nicht bekannt.
Die wichtigsten maritimen Gipfel-Themen:
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