Europas größter Hafen legt deutlich zu

Im Hafen Rotterdam wurden in den ersten neun Monaten 10,2 Millionen TEU umgeschlagen, Foto: Hafen Rotterdam

Die Megaboxer „Madrid Maersk“ und „CMA CGM Bougainville“ im Rotterdamer Hafen, Foto: Hafen Rotterdam/Kees Torn
Der Containerumschlag im Rotterdamer Hafen hat weiter kräftig zugelegt.
In den ersten neun Monaten dieses Jahres erhöhte sich die Zahl der Container gegenüber dem gleichen Zeitraum 2016 um 10,1 Prozent auf 10,2 Millionen Einheiten (TEU). Der Gesamtumschlag des Hauptkonkurrenten der deutschen Seehäfen stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwei Prozent. Neben dem Container-Verkehr trugen vor allem Agrarmassengut und Massenstückgut zu diesem Wachstum bei. Bei flüssigem Massengut wie Mineralölprodukten kam es zu einem Rückgang. Insgesamt wurden bis einschließlich September in Europas größtem Seehafen 351,5 Millionen Tonnen umgeschlagen.
„Unter anderem durch das Wachstum beim Containerumschlag war das vergangene Quartal sehr positiv“, freut sich Allard Castelein, Generaldirektor des Hafenbetriebs Rotterdam. „Dieser Entwicklung steht ein geringerer Umschlag in anderen Sektoren gegenüber. So sank der Kohleumschlag gegenüber dem Vorjahr um 2,6 Prozent durch die Schließung von zwei Kohlekraftwerken auf der Maasvlakte und einen Anstieg bei der Erzeugung regenerativer Energie. Auch der Umschlag von Heizöl war gegenüber dem Vorjahr rückläufig.“
Es wird weiterhin erwartet, dass der Umschlag im Gesamtjahr 2017 gegenüber 2016 um ein bis zwei Prozentpunkte zunimmt. Castelein dazu: „Die langfristigen Herausforderungen wie die Energiewende finden gemäß der jüngsten Koalitionsvereinbarung des neuen niederländischen Kabinetts offenbar mehr Aufmerksamkeit und können auf Teilmärkten erhebliche Folgen haben. Wir freuen uns über diese Bestrebung des neuen Kabinetts, die, wie wir hoffen, zur entsprechenden Gesetzgebung und Finanzierungsmöglichkeiten zur Unterstützung der Unternehmen bei der Wende führt.“
Flüssiges Massengut
Beim Umschlag von flüssigem Massengut gab es einen Rückgang um 4,2 Prozent auf 161,5 Millionen Tonnen. Obwohl durch eine höhere Produktion in der Raffination 3,5 Prozent mehr Rohöl umgeschlagen wurde, kam es zu einer weiteren Abnahme bei Mineralölprodukten. Diese lässt sich vor allem auf einen Rückgang beim An- und Abtransport von Heizöl zurückführen. Russland ist der bedeutendste Lieferant für Heizöl. Die Erhöhung der Exportsteuer in Russland führte zu einer geringeren Produktion und somit zu einem geringeren Export. Der Umschlag von Flüssigerdgas (LNG) blieb mit 1,3 Millionen Tonnen in etwa auf dem gleichen Level (drei Prozent weniger als im Vorjahr).
Trockenes Massengut
Beim Umschlag von Trockenmassengut kam es zu einem Anstieg von 1,4 Prozent auf 61,1 Millionen Tonnen. Beim Umschlag von Agrarmassengut (Getreide/Viehfutter) gab es eine erhebliche Zunahme von 14,7 Prozent (auf 8,8 Millionen Tonnen) gegenüber dem Vorjahr, hauptsächlich durch den Anstieg der Produktion von Biokraftstoffen in Folge der Wiederinbetriebnahme einer Produktionsanlage für diese Kraftstoffe. Der Umschlag von Eisenerz und Schrott erhöhte sich durch eine Zunahme des Exports von Schrott geringfügig (um 0,7 Prozent auf 23,4 Millionen Tonnen).
Containerumschlag
Beim Umschlag von Containern in Tonnen gab es in den ersten neun Monaten 2017 eine Zunahme um 11,7 Prozent. In absoluten Zahlen gingen 105,9 Millionen Tonnen über die Kaikanten. Das sei insbesondere darauf zurückführen, dass der Umschlag voller Container stärker wächst als der Umschlag leerer Boxen.
Gegenüber dem zweiten Quartal 2017 ergab sich ein Wachstum von 3,1 Prozent. Damit erhöhte sich das Plus gegenüber dem Rekordniveau im zweiten Quartal noch weiter. Der Marktanteil von Rotterdam an der Hamburg – Le Havre-Range bleibt dadurch voraussichtlich mindestens stabil auf dem höchsten Niveau seit 2001 (30,9 Prozent in TEU).
Die Zunahme des Umschlags von Containern hat den weiteren Angaben zufolge mehrere Ursachen: Ein gutes autonomes Wachstum der Mengen in Europa kombiniert mit einem Gewinn von Marktanteilen aufgrund einer günstigen Position von Rotterdam in den neuen Fahrplänen der großen Allianzen, eine Zunahme der Produktivität und des Umschlags der Terminals auf Maasvlakte II sowie die gestiegene Attraktivität von Rotterdam für Transshipment (Weitertransport von Containern zu anderen Häfen) durch die Maßstabsvergrößerung von Schiffen und Relay/Feeder-Möglichkeiten zu und von anderen europäischen Häfen.
Massenstückgut
Das Roll-on-Roll-off-Aufkommen erhöhte sich weiter und wuchs gegenüber den ersten neun Monaten 2016 um 6,6 Prozent auf 17,9 Millionen Tonnen. Die Zunahme wurde durch das Wachstum dieses Güterstroms auf dem vorherrschenden Markt Großbritannien hervorgerufen, aber auch durch ein höheres Verkehrsaufkommen auf neuen Märkten wie Portugal, Island und den skandinavischen Ländern. Bei sonstigem Stückgut ergab sich in den ersten neun Monaten 2017 ein Plus von 18,9 Prozent durch ein insbesondere in der ersten Jahreshälfte zusätzliches Transitaufkommen von Brammen (Halbfabrikate aus Stahl) für die deutsche Stahlindustrie. Im dritten Quartal war dieses zusätzliche Transit aufkommen aufgrund der vollständigen Wiederinbetriebnahme von Stahlfabriken in Deutschland nach einer Zeit der Instandhaltung und Renovierung wieder rückläufig.
Der Hafen Rotterdam
Über Wasser und über Land werden die Güter zu über 500 Millionen Konsumenten in Europa gebracht. Dafür werden Binnenschiffe, Lkw, Züge, Pipelines oder Seeschiffe eingesetzt. Jährlich werden in Rotterdam 450 Millionen Tonnen umgeschlagen. Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit gehören zu den Grundwerten des Hafens. Entscheidenden Faktoren für die Führungsposition des Hafens sind die Erreichbarkeit vom Meer, die intermodalen Verbindungen und rund 180.000 Menschen, die im und für das Hafen- und Industriegebiet tätig sind. FBi