Der Mann, der in Rostock Meilensteine setzte

Als Fachmann gefragt: Dr. Ulrich Bauermeister – hier bei der Hanse Sail 2009, Foto: Arndt
Fast 15 Jahre lang war er die Stimme und das Gesicht des Rostocker Überseehafens: Dr. Ulrich Bauermeister.
Der Chef der Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock (HERO) von 2000 bis Ende 2014 ist Anfang der Woche im Alter von 69 Jahren nach THB-Informationen an den Folgen eines Krebsleidens gestorben.
Der promovierte Verwaltungsfachmann gehörte bereits Anfang der 1990er zu den – damals noch – wenigen „Wessis“, die die deutsche Wiedervereinigung auch als große Chance für ihre persönliche Entwicklung erkannten und nutzten. Zunächst über Dresden führte ihn der Weg dann nach Rostock, wo er im Wortsinne „vor Anker“ ging. In der Stadtverwaltung kümmerte er sich um die Wirtschaftsförderung. So war es ein logischer Schritt, als er 2000 die Geschäftsführung der HERO übernahm.
Bauermeister, zugleich ein überzeugter Sozialdemokrat, brachte das in den Hafen hinein, was gerade in der ersten Dekade nach der Vereinigung fehlte: Ruhe und Entwicklungsbeständigkeit. Er betonte immer wieder, wie wichtig es sei, einen so komplexen Organismus wie einen Seehafen mit einem langen Atem zu entwickeln. Dabei konnte er gemeinsam mit seinem Unternehmen, aber auch unter konsequenter Einbeziehung der Politik auf den verschiedenen Ebenen in den Folgejahren wichtige Meilensteine setzen.
Er forcierte zum Beispiel die Erneuerung des schon zu DDR-Zeiten geprägten Standortcharakters „Eisenbahnhafen Rostock“. Er erkannte die Chancen Rostocks als Kreuzfahrtstandort, so dass in Warnemünde ein modernes Cruise-Center entstand. Und er schaffte es, wichtige Industrieunternehmen wie zum Beispiel Liebherr oder EEW für eine Ansiedlung an der Kaikante zu gewinnen. Darüber hin aus konnte der Überseehafen seine Spitzenposition als größter deutscher Universalhafen an der Ostsee festigen. Menschlich betrachtet bleibt dem Chronisten das in Erinnerung: Bauermeister war ein Freund des direkten Wortes, womit er auch schon mal „klare Kante“ zeigen konnte, wenn er das für richtig hielt.
Seine maritime Kompetenz war auch über den Hafen hinaus gefragt, so beim Landesverband Hafenwirtschaft-Mecklenburg-Vorpom mern (LHMV) oder beim Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS). Dessen Präsidium gehörte er von 2001 bis Ende 2013 an, dabei ab 2007 als Vizepräsident. Zudem wirkte er in der Baltic Ports Organization (BPO), einem Zusammenschluss von 45 Häfen der neun Ostseeanrainerstaaten. Beim ZDS löste die Nachricht von seinem Tod „Bestürzung“ aus. Bauermeister habe sich um die deutsche Hafenwirtschaft als Ganzes verdient gemacht. Der langjährige HERO-Chef hinterlässt einen Sohn. Seine Ehefrau starb bereits vor zwei Jahren. EHA