Brunsbüttel lotet Chancen als LNG-Hub aus
Der Hafen Brunsbüttel und das Land Schleswig-Holstein treiben die Vision eines nationalen LNG-Import-Terminals im Unterelbehafen Brunsbüttel weiter voran.
Sowohl das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie als auch die „egeb Wirtschaftsförderung“ sowie Brunsbüttel Ports wollen durch unabhängige Experten das Marktpotenzial eines solchen Terminals untersuchen lassen. Beauftragt wurden das Fraunhofer CML aus Hamburg in Kooperation mit der ILF Business Consult GmbH aus München, teilte der Hafen Brunsbüttel jetzt mit. Bis zum Herbst werden Ergebnisse erwartet.
Die für Brunsbüttel bereits vor Monaten in ersten Überlegungen ins Auge gefasste Anlage orientiert sich an den Dimensionen des niederländischen LNG-Terminals GATE in Rotterdam. Diese Anlage wurde im Herbst 2011 in Betrieb genommen. Die Gesamtkosten lagen damals bei rund 800 Millionen Euro. Die maximale jährliche Durchleitungskapazität ist auf gut 16 Millionen Kubikmeter bemessen. Aktuell gibt es in den Niederlanden Bestrebungen, einen zweiten LNG-Import-Terminal auch in Eemshaven zu bauen.
In Brunsbüttel werden die verschiedenen Nutzungspotenziale von LNG „ideal vereint“, ist Frank Schnabel, Geschäftsführer der Brunsbüttel Ports GmbH/Schramm group, überzeugt. Der Standort direkt am für die Schifffahrt essenziellen NOK sei „strategisch ideal“ für die Bebunkerung von Schiffen mit LNG-Antrieb. Eine Flüssigerdgas-Versorgung von Hamburg, Cuxhaven und Bremerhaven sei aufgrund der geografischen Lage ebenfalls denkbar. Schnabel: „Bereits heute ist die mobile LNG-Bebunkerung via Lkw möglich.“ Neben der LNG-Versorgung der Seeschifffahrt wären die ortsansässigen Industrieunternehmen aus der Chemiebranche ein weiterer potenzieller Nutzer, sozusagen als Alternative zum Pipeline-Erdgas. Die europaweite LNG-Belieferung an Industrieunternehmen und weitere LNG-Abnehmer im Binnenland könnte ab Brunsbüttel zudem mit Bahn und Lkw erfolgen.
Der Hafen verweist auf eine zu Jahresbeginn besiegelte Kooperation mit dem Hamburger Schienen-Logistiker VTG (THB 20. Januar 2015). Dieser stellte im Mai auf der Messe „transport logistic“ Europas ersten LNG-Spezialwaggon vor. Zudem könnte eine LNG-Infrastruktur in Brunsbüttel auch als „strategische Gasreserve für Deutschland“ dienen, um so die Versorgungsabhängigkeiten etwa von Russland zu verringern.
Wirtschafts- und Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) sieht in der Gutachten-Vergabe „eine gute Grundlage für die weiteren Planungen für einen LNG-Terminal in Brunsbüttel“. Das Ergebnis werde „maßgeblich für die weiteren Schritte sein“. Hafen-Chef Schnabel freut sich über „renommierte Partner mit hoher Expertise“, die die beiden Institute darstellen. EHA