Reederei MST emittiert Schiffsfonds

Die Reederei MST Mineralien Schiffahrt Spedition und Transport mit Sitz im bayerischen Schnaittenbach wagt einen Neuanfang für Schiffsfonds.

Mit den Bulkern „Marguerita“ und „Tanja“ bringt das Unternehmen zwei Neubauten mit Tragfähigkeiten von jeweils 27.500 Tonnen in einen Alternativen Investmentfonds, kurz AIF, ein – so heißen die als geschlossene Fonds bekannten Finanzvehikel nach der Regulierung durch den Gesetzgeber. Für MST ist das Publikumsgeschäft kein Neuland. 130 Millionen Euro Eigenkapital ließ die Reederei ab 2000 für Fondsschiffe akquirieren.

Der Bau der beiden Einheiten „Marguerita“ und „Tanja“ wurde bei der chinesischen Werft AVIC Dingheng im August 2013 in Auftrag gegeben und begann im Juli 2014. Die als „Flexcarrier“ vermarkteten Bulker sollen die drei älteren Einheiten „Anette“, „Fenella“ und „Jutta“ ersetzen. Fünf der sieben Laderäume der Neubauten sind sowohl für den Transport von Schüttgütern im Allgemeinen als auch für den Transport von Kaolin und Flüssigkaolin im Besonderen ausgestattet. Die 27.500-tdw-Schiffe sind 185 Meter lang, 23,2 Meter breit und erreichen einen Tiefgang von 10,35 Metern.

Jeweils 24,5 Millionen Dollar sind als Werftpreis zu zahlen. Zusammen mit Erstausrüstung, Bauaufsicht und Baupreiszwischenfinanzierung summieren sich die Anschaffungskosten auf 54,36 Millionen Dollar, das sind 92,77 Prozent des geplanten Gesamtvolumens in Höhe von 58,6 Millionen Dollar. Davon sollen 28 Millionen Dollar als Eigenkapital und 30,6 Millionen Dollar als Fremdkapital von der HSH Nordbank mit Darlehensverträgen über sieben Jahre ab dem Zeitpunkt der Ablieferung der Schiffe fließen. 1,6 Millionen Dollar sind als Liquiditätsreserve eingeplant.

Ablieferung verschoben

Die Bewertung der Schiffe obliegt dem Ingenieurbüro Weselmann. Der vertraglich vereinbarte Liefertermin für die „Marguerita“ war der 29. November 2015, die Übergabe erfolgte am 8. Januar 2016. Bei der „Tanja“ verschiebt sich die Ablieferung von Ende Februar nach aktuellem Stand um ein halbes Jahr in den Juli oder August 2016. „Die Werft muss noch einmal nacharbeiten“, heißt es seitens MST auf Nachfrage.

Für zunächst fünf Jahre hat Imerys Clays Inc. die Carrier hauptsächlich für den Transport von Flüssigkaolin zwischen Brasilien, den USA und Kanada beschäftigt. Die Bereederung obliegt MST selbst. Das Unternehmen geht davon aus, dass „Marguerita“ und „Tanja“ mit 16.500 Dollar pro Tag ein ähnliches Einkommen erwirtschaften werden wie „Jutta“ und „Anette“. Bis zum fünften Betriebsjahr sollen die Raten auf 17.170 Dollar pro Tag ansteigen. Die Fondskalkulation beruht auf der Annahme, dass die Schiffe 360 Tage pro Jahr beschäftigt sind. Die Betriebskosten schätzt MST auf 6920 Dollar pro Tag und Schiff – mit einer jährlichen Steigerungsrate von 2,5 Prozent.

Die Frachtabschlüsse für „Marguerita“ und „Tanja“ datieren aus April 2015. Aktuelle Charterraten für vergleichbare Schiffe lassen sich laut MST nicht ermitteln, da es keine weiteren Schiffe gäbe, die sowohl Flüssigkaolin als auch normale trockene Ladung transportieren können. Zum Vergleich: Handysize-Bulker, mit denen sich die MST-Neubauten zumindest von der Größe her messen lassen müssen, erzielen aktuell Charterraten zwischen 4500 und 6000 Dollar pro Tag.

Vertraulichkeit

Die Frachtverträge mit Imerys Clays seien „bedarfsgesteuert“. Sollte der Charterer aufgrund „unzureichenden Ladungsvolumens“ nicht in der Lage sein, die Schiffe ohne Unterbrechung zu beschäftigen, kann er die Schiffseigner mindestens 90 Tage im Voraus entsprechend benachrichtigen und die Dauer der Beschäftigungsunterbrechung mitteilen. Die Eigner müssten dann eine Alternativbeschäftigung für die Dauer dieser Unterbrechung suchen, um keine Charterausfallzeiten in Kauf nehmen zu müssen. Unter welchen Umständen ein „unzureichendes Ladungsvolumen“ gegeben ist und ob im Fall einer Beschäftigungsunterbrechung der Charterer Entschädigungen zu zahlen hat oder sich die Charterlaufzeit entsprechend verlängert, zählt laut MST zu den Vertraulichkeiten, zu denen keine Details genannt werden.

Die Laufzeit des Fonds ist bis zum 30. September 2035 angesetzt, kann jedoch fünfmal um jeweils zwei Jahre verlängert werden. Eine ordentliche Kündigung ist während der festen Laufzeit einschließlich möglicher Verlängerungen ausgeschlossen. Verwahrstelle des Fonds ist die Caceis Bank mit Sitz in München. Zu ihren Aufgaben zählt insbesondere, zu überwachen, ob die gesetzlichen Vorschriften eingehalten werden, sowie Kontrollfunktionen für die Anleger wahrzunehmen.

Die Initialkosten des Fonds, die einmalig gleich zu Beginn anfallen, beziffert MST auf 9,43 Prozent des Eigenkapitals. Hinzu kommen die laufenden Kosten, die laut Prospekt „jährlich insgesamt bis zu 5,63 Prozent der Bemessungsgrundlage im jeweiligen Geschäftsjahr betragen“ können. Als Bemessungsgrundlage für die Berechnung der laufenden Vergütungen gilt nicht das Eigenkapital, sondern der durchschnittliche Nettoinventarwert des Fonds im jeweiligen Geschäftsjahr. Die Vergütung für Kapitalvermittler ist auf zwei Prozent des Eigenkapitals gedeckelt. Die Hälfte des geplanten Eigenkapitals ist laut MST bereits gezeichnet. Die Reederei zeichnet allein schon 11,2 Millionen Euro und damit 37 Prozent des gesamten Eigenkapitals. Die Platzierungsphase ist auf höchstens 18 Monate ab Vertriebsbeginn angesetzt. fab

Von Wolfhart Fabarius

Der erste Schiffsfonds nach der Regulierung birgt Überraschungen. Die Nebenkosten insbesondere für den Vertrieb fallen verglichen mit den KGs alter Machart niedrig aus. MST übernimmt die Hälfte des Eigenkapitals und geht damit selbst ins Risiko. Die HSH Nordbank stellt das Fremdkapital in einer für sie selbst wegweisenden Phase.

Einiges des alten KG-Modells ist geblieben – vor allem das Beschäftigungsrisiko. Der Charterer kann unter bestimmten Voraussetzungen pausieren. Dann muss eine Zwischenlösung her. Entscheidend wird auch sein, ob eine adäquate Anschlussbeschäftigung gefunden wird.

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