Märkte bleiben zurückhaltend

Bei Rohöltankern zeigen die Raten seit Februar nach unten, Foto: Hasenpusch
Die Nachfrage auf den Schiffsmärkten wächst langsamer als erwartet, bilanziert die HSH Nordbank den bisherigen Jahresverlauf in ihrem jetzt veröffentlichten „Shipping Quarterly 2/2015“. Für den weiteren Jahresverlauf erwartet die Landesbank keine nachhaltige Besserung. Die große Ausnahme seien jedoch die Tramp-Reeder in der Containerschifffahrt. Sie profitierten von kräftig steigenden Charterraten. So habe der Charterraten-Index New ConTex innerhalb eines Jahres um mehr als 50 Prozent zugelegt. Gleichwohl seien die Raten noch immer nicht bei allen Schiffen auskömmlich. Den Linienreedereien machten indes die sinkenden Frachtraten für Container zu schaffen.
Das Wachstum der Nachfrage nach Containerschiffen sollte im Verlauf dieses Jahres zunehmen und in den Folgejahren etwas sinken, prognostiziert die HSH. Als Grund nennt das Institut das sinkende Wachstum in den Emerging Markets wie China und die Rezession in Russland. Für 2015 rechnet die Bank mit einem Nachfrageanstieg von sieben Prozent, für 2016 in Höhe von sechs Prozent. Das Angebot werde 2015 ähnlich wie die Nachfrage wachsen, 2016 dagegen etwas langsamer.
Die Landesbank geht derzeit noch davon aus, dass die Containerschiffe infolge des aktuell niedrigeren Ölpreises nicht schneller fahren werden. Die Erholung der Charterraten werde sich langsam fortsetzen. Für dieses Jahr sieht das Institut ein Raten-Plus von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Sollten die Reedereien ihre Schiffe doch schneller fahren lassen, würden Kapazitäten von rund 2,3 Millionen TEU und damit elf Prozent der Flotte, die durch Slow Steaming gebunden sind, zusätzlich auf den Markt kommen und das Potenzial für Ertragssteigerungen so vorerst zunichtemachen.
Rohöltanker verlieren
Die Tankschifffahrt entwickelt sich uneinheitlich. Die Rohöltanker, die zu Jahresbeginn noch relativ hohe Frachtraten einfahren konnten, haben seit Februar Einbußen hinnehmen müssen. Dagegen verzeichneten die Produktentanker, deren Raten schon im Februar kräftig zurückgegangen waren, zuletzt eine höhere Nachfrage.
Derweil setzt sich die Konsolidierung bei den Tankerreedereien fort. So übernahm General Maritime Ende Fe bruar Navig8 Crude Tankers. Im Mittelpunkt der aktuellen Marktspekulationen stehen die von John Fredriksen kontrollierten Tankerunternehmen Frontline und Frontline 2012, bei denen schon bald von einer Fusion ausgegangen wird. Gerüchten zufolge soll auch Teekay an der Übernahme eines Wettbewerbers interessiert sein.
Impulse für den Ölkonsum kommen vor allem von den Emerging Markets. Dagegen werden die Rohölimporte der USA aufgrund der höheren Eigenversorgung durch das Fracking dieses Jahr noch weiter abnehmen. Der niedrigere Ölpreis macht allerdings der Fracking-Industrie zu schaffen. Schon im nächsten Jahr sollte das Wachstum der Ölproduktion aufgrund der gesunkenen Profitabilität spürbar sinken, erwartet die HSH Nordbank. 2015 rechnet das Institut mit einem Anstieg der Nachfrage nach Rohöltankerkapazitäten von 0,9 Prozent. Bei den Produktentankern geht die Bank von einem Plus von 3,6 Prozent aus.
Wachstum ab 2016
Das Angebot werde ab diesem Jahr schneller wachsen, da das Orderbuch groß ist und Ablieferungen zeitlich verschoben wurden. „Ab 2016 sollte das Wachstum der Flotte über dem der Nachfrage liegen“, so die HSH Nordbank. Infolge des niedrigen Ölpreises dürften die Tanker künftig wieder schneller fahren. Das setze zusätzliche Transportkapazität frei. Die Charterraten würden dann von aktuell gut erholten Niveaus im Jahresverlauf 2015 wieder zurückfallen. fab/pk