Im Beluga-Prozess werden die Urteile gesprochen

Im Prozess um den Niedergang der einstigen Bremer Top-Reederei Beluga fällt am Donnerstag (14 Uhr) die Entscheidung, ob Ex-Beluga-Chef Niels Stolberg ins Gefängnis muss oder nicht.

Die große Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichtes Bremen verkündet nach mehr als zweijähriger Verhandlungsdauer die Urteile gegen den 57-Jährigen und drei mitangeklagte Ex-Beluga-Manager. Die Staatsanwaltschaft hatte für Stolberg eine Haftstrafe von viereinhalb Jahren gefordert. Stolberg selbst hofft auf eine Strafe, die zur Bewährung ausgesetzt wird.

Die Staatsanwaltschaft hatte ihm und den anderen Angeklagten in unterschiedlicher Beteiligung Kreditbetrug, Bilanzfälschung und Untreue zur Last gelegt. Stolberg, der im vorigen Jahr schwer an Krebs erkrankte, soll mit Hilfe aufgeblähter Rechnungen jahrelang für sein Schiffneubau-Programm Banken dazu gebracht haben, höhere Kredite zu gewähren.

In seinem letzten Wort hatte der 57-Jährige in der vergangenen Woche Fehler eingeräumt, die er zutiefst bedauerte. Für die Mitangeklagten fordert die Staatsanwaltschaft Haftstrafen auf Bewährung.

Beluga gehörte zu den Weltmarktführern im Schwerguttransport mit rund 2000 Mitarbeitern, 72 Schiffen und vollen Auftragsbüchern. Doch mit der Finanz- und Wirtschaftskrise begann der Absturz der Reederei, der 2011 in der Insolvenz endete.

Die Beluga-Timeline

Dezember 1995: Niels Stolberg und ein Partner gründen die Reederei Beluga Shipping GmbH

1998: Erstes eigenes Schiff „Beluga Performa“ wird in Dienst gestellt

2002: Beluga eröffnet Niederlassungen unter anderem in Brasilien und Singapur, später folgen Peking, Houston und Shanghai

Sommer 2010: Der US-Hedgefonds Oaktree Capital Management übernimmt ein Drittel der Anteile, später 49,5 Prozent, und stellt laut Stolberg ein Darlehen von 130 Millionen Euro zur Verfügung

2010/2011: Die Beluga-Flotte hat 72 Schiffe und rund 2000 Mitarbeiter auf See und an Land, der Umsatz beträgt 500 Millionen Euro

1. März 2011: Oaktree erhebt schwere Betrugsvorwürfe gegen Stolberg, der als Geschäftsführer zurücktreten und die Firma verlassen muss

16. März 2011: Als erste Beluga-Sparte meldet die Tochter „Chartering“ Insolvenz an, es folgen weitere Insolvenzen von Unternehmen der weit verzweigten Gruppe

4. April 2011: Stolberg meldet Privatinsolvenz an

23. Mai 2011: Insolvenzverwalter Edgar Grönda verkündet das endgültige Aus für Beluga

27. Dezember 2012: Erste Anklageschrift mit Vorwurf des gemeinschaftlichen Kreditbetrugs in 16 Fällen

26. März 2013: Zweite Anklageschrift mit Vorwurf des Kreditbetrugs und der Untreue

13. Januar 2014: Dritte Anklageschrift mit Vorwurf des Betrugs

20. Januar 2016: Prozessauftakt vor dem Landgericht Bremen, angesetzt sind zunächst 56 Hauptverhandlungstage

2017: Stolberg erkrankt schwer an Krebs, die Verhandlungstage müssen auf eine Stunde pro Termin begrenzt werden

8. März: Stolberg hat das letzte Wort: „Ich habe alles verloren – mein Lebenswerk, meine Reputation, meine Gesundheit. Ich hoffe, dass das Gericht eine Bewährungsstrafe für angemessen hält.“

15. März 2018: Am 68. Verhandlungstag endet der Prozess mit der Verkündung der Urteile

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