HSH Nordbank liefert fürs Kerngeschäft positive Zahlen

Die zum Verkauf stehende HSH Nordbank hat einen Tag vor Ablauf der Frist für Übernahmeangebote positive Zahlen für ihr Kerngeschäft veröffentlicht.

„Die Kernbank hat Wachstumspotenzial“, sagte der HSH-Vorstandschef Stefan Ermisch am Donnerstag angesichts einer Verdreifachung des Vorsteuergewinns im operativen Geschäft der Kernbank – auf 639 Millionen Euro.

Es bestehen aber noch erhebliche Altlasten, die überwiegend in der Abbaubank liegen. Zehn Milliarden Euro davon hat die HSH allein im vergangenen Jahr abgebaut: Fünf Milliarden Euro brachte das Institut bei seinen Anteilseignern, den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein, unter, den Rest platzierte das Unternehmen am Markt. In der Abbaubank besteht jetzt noch ein Volumen von 13,6 Milliarden Euro.

Die Wertberichtigungen im Schiffsportfolio beliefen sich auf zwei Milliarden Euro. Das Neugeschäft in der Schiffssparte ging gegenüber dem Vorjahr von 0,8 auf 0,3 Milliarden Euro zurück. „Wir werden der maritimen Branche weiter treu bleiben, allerdings zu ganz anderen Konditionen als in der Vergangenheit“, sagte Ermisch und verwies dabei auf die verschärften Eigenkapitalanforderungen für die Akteure.

Die Landesbank muss nach einer EU-Vereinbarung bis Ende Februar 2018 verkauft sein, andernfalls wird sie abgewickelt. Heute läuft die Frist ab, bis zu der Interessenten ein Kaufangebot abgeben können. Nach Angaben der Finanzbehörden in Hamburg und Kiel gab es „zahlreiche“ Interessenten. Ermisch führte heute aus, das Interesse sei größer als erwartet, ohne Details zu nennen. Öffentlich war über möglicherweise zehn Interessenten spekuliert worden. Ermisch verwies bei Fragen nach dem Verkaufsprozess immer wieder auf die Länder, die zu entscheiden hätten, da wolle man nicht vorgreifen.

Ob das Institut tatsächlich als Gesamtpaket zu veräußern sein wird, ist fraglich. Während Schleswig-Holstein einen Gesamtverkauf bevorzugt, scheint Hamburg die Veräußerung einzelner Teile zu befürworten, hatte FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki kürzlich ausgeführt. Die Ratingagentur Moody’s sieht zwar noch erhebliche Risiken im HSH-Portfolio. Doch sollte es der Bank gelingen, zuverlässige Quellen für Refinanzierungen zu sichern, bestünden durchaus positive Aussichten auf künftig nachhaltige Gewinne. Das ließe sich über einen Club-Deal erreichen, bei dem das profitable Kerngeschäft allein verkauft und alles andere an andere Käufer abgegeben wird. Die Veräußerung be lastender Abteilungen für sich sei einfacher als der Verkauf der Bank in einem.

Sowohl Vorstandschef Ermisch als auch der Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Mirow hatten zu Beginn dieses Jahres von Interessenten aus Asien und speziell aus China gesprochen. Die dortigen Banken benötigten über kurz oder lang ein Standbein in Europa. Für chinesische Banken könne es interessant sein, Zugang zum deutschen Mittelstand zu erhalten. Diese Aussagen bekräftigte Ermisch heute noch einmal.

Infos unter Verschluss

Mögliche Kaufinteressenten der HSH Nordbank und Interna bleiben auch für Hamburgs Bürgerschaftsabgeordnete vorerst unter Verschluss. Die rot-grüne Koalition lehnte jetzt in der Bürgerschaft Anträge von FDP und Linken zu mehr Transparenz unter Hinweis auf die Rechtslage ab. Mit Ausnahme der Antragsteller schlossen sich auch die anderen Fraktionen dieser Haltung an.

Hamburg und Schleswig-Holstein sind Eigentümer des Kreditinstituts, die Parlamente damit letztlich verantwortlich für die Bank. Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) sagte, die HSH Nordbank sei eine Aktiengesellschaft, die strengen rechtlichen Regeln unterworfen sei. So könne sie Abgeordneten gar keinen Einblick in ihre Geschäftsgeheimnisse geben. Außerdem hätten einige Bieter im Verkaufsverfahren ausdrücklich erklärt, dass sie aus dem Verfahren ausschieden, wenn vorab Informationen herausgegeben würden.

Der FDP-Wirtschaftsexperte Michael Kruse betonte dagegen, es sei das Recht der Abgeordneten, informiert zu werden. Einfach nur Nein zu sagen, sei zu wenig. „Wir haben im Moment Informationsstand null.“ Der Linken-Haushaltsexperte Norbert Hackbusch sagte, er glaube nicht, dass das Interesse der Bank zwingend identisch sei mit den Interessen der Länder. Deshalb wolle seine Fraktion Einblick nehmen.

Das Kieler Finanzministerium und Hamburgs Finanzbehörde hatten Ende Februar mitgeteilt, dass zahlreiche Interessenbekundungen für den Kauf der HSH eingegangen seien. Das Institut muss infolge von EU-Vorgaben spätestens 2018 verkauft werden. Gelingt dies nicht, ist es abzuwickeln.

Neuverschuldung in Milliardenhöhe

Das Statistische Bundesamt führte zuletzt aus, dass Hamburg und Schleswig-Holstein vor allem wegen der HSH Nordbank bundesweit am meisten neue Schulden angehäuft haben. Im Wesentlichen bedingt durch die Übertragung notleidender Altkredite der HSH Nordbank an die neu gegründete HSH Portfoliomanagement AöR seien die Schulden Schleswig-Holsteins von Ende 2015 auf Ende 2016 um 6,1 Prozent auf 29,35 Milliarden Euro geklettert. In Hamburg stiegen sie den Angaben zufolge sogar um 8,9 Prozent auf 31,29 Milliarden Euro. Laut Finanzbehörde gehen dabei 2,1 Milliarden Euro auf das Konto der HSH Nordbank.

Weitere Einschnitte zeichnen sich für die HSH ab. Der Fall Kortüm hatte bereits für Gesprächsstoff gesorgt. Dessen Norddeutscher Reederei hatte die HSH fast 500 Millionen Euro an Schulden erlassen. Den verbliebenen Kredit von einer Milliarde Euro habe die HSH Portfoliomanagemt AöR für schätzungsweise 600 Millionen Euro erworben, um wenig später festzustellen, dass die als Sicherheit vorhandenen Schiffe das Geld längst nicht wert seien, wurde zuletzt im Kieler Landtag debattiert.

Jetzt geht es um einen letzten Sanierungsversuch für den existenzbedrohten Rickmers Maritime Trust. Im Raum steht, der Gesellschaft mit Sitz in Singapur einen dreistelligen Millionenbetrag zu erlassen. Der Rickmers Maritime Trust muss seinen Gläubigern bis zum 15. April ein tragfähiges Sanierungskonzept vorlegen. Ein entsprechendes Ultimatum hat die HSH als wichtigster Gläubiger gestellt. Dabei soll das Sanierungskonzept höhere Rückflüsse in Aussicht stellen als über eine Abwicklung des Trusts zu erzielen wären. Rickmers Maritime musste in diesem Zusammenhang offenbar auf Drängen der HSH auch klarstellen, dass die HSH bislang keinem der Sanierungsvorschläge des Trust zugestimmt habe – also auch keinem Schuldenschnitt, wie ihn Rickmers Maritime zuvor ins Spiel gebracht hatte. Den vorherigen Sanierungsplan des Trust-Managements hatten sowohl die Gläubiger als auch die Investoren abgelehnt. fab

Teilen
Drucken

Weitere Inhalte

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben